Weinstein im neuen Prozess: Mehrheit der Geschworenen sind Frauen!

New York, USA - Am 22. April 2025 beginnt in New York der neue Prozess gegen Harvey Weinstein wegen Vergewaltigung und sexueller Übergriffe. Die Jury setzt sich überwiegend aus Frauen zusammen: Sie besteht aus sieben Frauen und fünf Männern sowie fünf Ersatzjuroren. Der Auswahlprozess der Juroren wurde am Dienstag abgeschlossen, als der letzte Ersatzjuror ausgewählt wurde. Dies markiert nach Weinsteins ursprünglicher Verurteilung im Jahr 2020, die von einer Jury aus fünf Frauen und sieben Männern getroffen wurde, einen neuen Schritt in einem Verfahren, das im Schatten der #MeToo-Bewegung steht.

Die zurückgezogene Verurteilung von 2020 erfolgte, nachdem das Oberste Gericht von New York im vergangenen Jahr entschied, dass unzulässige Zeugenaussagen, die nicht Teil der Anklage waren, zulässig waren. Im aktuellen Prozess wird Weinstein mit den Vorwürfen konfrontiert, drei Frauen, darunter Miriam Haley und Jessica Mann, sexuell angegriffen zu haben. Ein Vorwurf wird von einer anonymen Frau erhoben, die nicht im ursprünglichen Verfahren erwähnt wurde. Besonders bemerkenswert ist, dass die Staatsanwaltschaft in diesem Prozess keine „Molineux-Zeugen“ einbringen darf, deren emotionale Aussagen 2020 als hilfreich erachtet wurden.

Gesundheitliche Herausforderungen und Haftbedingungen

Harvey Weinstein, 73 Jahre alt, befindet sich trotz des neuen Verfahrens bereits in Haft, bedingt durch eine separate 16-jährige Strafe aus einer Verurteilung wegen Vergewaltigung in Los Angeles im Jahr 2022. Während seiner Haftzeit hat er gesundheitliche Probleme, einschließlich einer Notoperation am Herzen im September und einer Diagnose von Knochenmarkkrebs, gegen die er behandelt wird. Er hat auch Klage gegen die Stadt New York eingereicht, da er unzureichende medizinische Versorgung für seine chronischen Erkrankungen, darunter chronische myeloische Leukämie und Diabetes, geltend macht.

Die Rolle der #MeToo-Bewegung

Der Prozess wird als kultureller Indikator für die #MeToo-Bewegung angesehen, die seit ihrem Entstehen eine tiefgreifende Diskussion über sexuelle Übergriffe angestoßen hat. Diese Bewegung hat auch zu einer Reform des Sexualstrafrechts geführt, die durch öffentlichen Druck vorangetrieben wurde. Die Reformen beinhalten die Einführung neuer Tatbestände, wie „Sexuelle Belästigung“ und „Upskirting“, sowie eine Verlängerung der Verjährungsfristen für sexuelle Übergriffe, um Opfern mehr Zeit zur Anzeige zu geben. Der Grundsatz „Nein heißt Nein“ stärkt die rechtliche Position von Opfern und stellt sicher, dass sexueller Kontakt ohne eindeutige Zustimmung strafbar ist.

Die Verantwortlichen hinter der #MeToo-Bewegung argumentieren, dass der aktuelle Prozess die gesellschaftliche Wahrnehmung von sexuellem Missbrauch und Machtverhältnissen erheblich beeinflussen wird. Trotz steigender Sensibilität und Änderungen im Sexualstrafrecht gibt es Bedenken, dass sich die öffentliche Meinung gewandelt hat, was die Glaubwürdigkeit von Überlebenden anbelangt. Viele glauben, dass in den sozialen Medien eine Rückkehr zu althergebrachten Ansichten stattfinden könnte, die den Opfern schaden.

Wie die Jury aus unterschiedlichen beruflichen Hintergründen zusammengesetzt ist – darunter ein Physiker, Fotograf und Therapeut – spielt eine entscheidende Rolle. Während des Auswahlprozesses wurde den Juroren auch die Fähigkeit abgefragt, ihre persönlichen Ansichten zur #MeToo-Bewegung beiseite zu legen, was die Komplexität der bevorstehenden Verhandlung unterstreicht.

In den kommenden Wochen wird sich zeigen, wie sich die Veränderungen im Sexualstrafrecht und die gesellschaftlichen Einstellungen auf diesen bedeutenden Prozess auswirken werden.

Der gesamte Prozess ist ein bekannter und komplexer Teil der fortwährenden Diskussion um sexualisierte Gewalt und die damit verbundenen rechtlichen sowie gesellschaftlichen Herausforderungen.

Für weitere Informationen und Details zu den aktuellen Entwicklungen zu diesem Thema, lesen Sie auch die Berichte von Al Jazeera, Marie Claire und Rechtsanwalt Nierfeld.