Warum das Lübecker Holstentor schief steht: Die Gründe enthüllt!
Lübeck, Deutschland - Lübecks Holstentor, ein ikonisches Bauwerk der Stadt, zeigt sich nicht nur als bedeutendes Wahrzeichen, sondern auch als architektonisches Rätsel. Die leicht sichtbare Schieflage des historischen Stadttors, die zur Südseite hin ausgeprägt ist, hat nicht nur die Bewohner, sondern auch Wissenschaftler und Historiker beschäftigt. Anja Kregeloh, wissenschaftliche Mitarbeiterin im St. Annen-Museum, erläutert die Ursachen dieser Neigung und verweist auf den ursprünglichen Bauzeitraum zwischen 1464 und 1478.
Das Holstentor steht auf einem weichen, morastigen Untergrund in der Nähe der Trave, was während des Baus zu massiven Stabilitätsproblemen führte. Um dem entgegenzuwirken, wurden dicke Eichenpfähle in den Boden gerammt. Diese Maßnahmen erwiesen sich jedoch als unzureichend, und das Gebäude neigte sich im Laufe der Jahrhunderte um etwa 70 Zentimeter.
Die Ursachen der Schieflage
Dr. Thorsten Rodiek, Direktor der Museen für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, erklärt, dass während der Bauarbeiten ein Fehler beim Konstruktionsdesign des schweren Mittelbaus festgestellt wurde. Dieser drückte die Türme zur Seite und verursachte schon früh eine Neigung. Die Schieflage wurde schließlich in den 1930er Jahren behoben, als das Holstentor mit einem Stahlbetonring stabilisiert wurde. Diese Maßnahmen haben bis heute dafür gesorgt, dass sich die Türme nicht weiter neigen.
Obwohl das Holstentor nun stabil ist, hat sich das Bauwerk in den letzten Jahrhunderten abgesenkt und steht heute tiefer im Boden als ursprünglich. Diese Veränderung ist auf die Ansammlung von Erde zurückzuführen, die die Sicht auf das einst freistehende Tor beeinträchtigt. Früher war das Holstentor so angelegt, dass sogar Geschütze feuernd konnten. Heute sind diese historischen Aspekte nur noch schwer erkennbar.
Kulturelle Bedeutung und Erhalt
Das Holstentor ist nicht nur ein architektonisches Relikt, sondern auch ein kulturelles Zentrum. Es beherbergt seit 1950 das Stadtgeschichtliche Museum und zeigt Informationen zur Stadtgeschichte, Schifffahrt sowie zum lübischen Recht. Im Laufe der Jahre wurde das Gebäude mehrfach restauriert, die letzte umfassende Restaurierung fand zwischen 2005 und 2006 statt.
Das Holstentor ist das einzige erhaltene Stadttor Lübecks; ursprünglich gab es vier davon, die im 19. Jahrhundert abgerissen wurden. Die eindrucksvolle Architektur, das spätgotische Design und die ornamentalen Terrakottabänder machen es zu einem beliebten Motiv auf Briefmarken und Münzen. Dennoch bleibt die Neigung eine interessante Fußnote in der Stadtgeschichte, die Lübeck vorerst vor dem Risiko eines eigenen „Schiefen Turms“ bewahrt.
Besucher des Holstentors können zudem die Inschriften und die prächtigen Details der Fassade bewundern. Auf der Feldseite ist beispielsweise die Aufschrift „CONCORDIA DOMI FORIS PAX“ zu lesen, während die Stadtseite mit „S.P.Q.L.“ und den Jahreszahlen 1477 und 1871 geschmückt ist.
Insgesamt bleibt das Holstentor eine der faszinierendsten Sehenswürdigkeiten Lübecks und ein bedeutendes Zeugnis der Stadtgeschichte, dessen Schieflage mehr als nur ein architektonisches Manko ist.
Details | |
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Vorfall | Umwelt |
Ursache | morastiger Untergrund, Fehler bei der Konstruktion |
Ort | Lübeck, Deutschland |
Quellen |