Schüler aus Unterschleißheim kämpfen gegen Antisemitismus und Hass

Unterschleißheim, Deutschland - In einem bemerkenswerten Projekt haben zehn Elftklässler des Carl-Orff-Gymnasiums in Unterschleißheim sich intensiv mit den Themen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit beschäftigt. Die Schüler reisten nach Amsterdam, um neue Perspektiven zu gewinnen und Informationen über Rassismus in Deutschland zu recherchieren. Am Montagabend präsentierten sie ihre Ergebnisse unter dem Motto „Shalom und Salam − gemeinsam gegen Hass“ in der Aula ihrer Schule. Die Präsentation wurde durch eine schauspielerische Einlage eröffnet und beinhaltete eine Gesprächsrunde, an der Experten und Vertreter religiöser Institutionen teilnahmen, darunter Menschenrechtsaktivist Terry Swartzberg, der von positiven Erfahrungen mit seiner jüdischen Identität berichtete.
In der Gesprächsrunde wurde die Wichtigkeit des interkulturellen Austausches hervorgehoben. Der Imam Hamse Iriksous betonte, dass es sowohl positive Entwicklungen als auch Ängste innerhalb der muslimischen Community gebe. Bettina Mehic, eine engagierte Gymnasiallehrerin, appellierte an die Notwendigkeit, Klischees zu brechen, während Andreas Renz, Theologe und Religionswissenschaftler, die Rolle von Bildung in diesem Kontext hervorhob. Eva Haller, Mitbegründerin der Europäischen Janusz Korczak Akademie, stellte den gegenseitigen Lernprozess bei Führungen durch jüdische Gotteshäuser in den Vordergrund.
Recherchen und öffentliche Engagements
Die Schüler dokumentierten ihre Reise nach Amsterdam in Form eines VLogs, der Stadtführungen und Besuche des Anne-Frank-Hauses sowie einer Moschee umfasste. In Deutschland führten sie weitere Untersuchungen zu Antisemitismus und Islamfeindlichkeit durch, indem sie Passanten in Münchner Fußgängerzonen befragten. Dabei stellten sie Fragen wie: „Was verbinden Sie mit dem Judentum und dem Islam?“ oder „Haben Sie schon einmal selbst Antisemitismus oder Islamfeindlichkeit erlebt?“ Darüber hinaus bezog das Publikum an diesem Abend aktiv an einem Quiz teil, das unter anderem auch Fragen zu jüdischen Festen beinhaltete.
Eine große Herausforderung für den interkulturellen Dialog sind die aktuellen gesellschaftlichen Vorurteile. Untersuchungen zeigen, dass antisemitische Einstellungen bei Menschen mit Migrationshintergrund häufig ausgeprägter sind, insbesondere bei Muslimen aus der Türkei oder arabischstämmigen Zugewanderten, wobei viele Einstellungen auf den Nahostkonflikt zurückzuführen sind. Diese Vorurteile sind jedoch kein Randphänomen, wie Nils Friedrichs, Co-Autor einer aktuellen Studie, darlegte. Demnach werden Personen, die Diskriminierung erfahren haben, anfälliger für eigene diskriminierende Einstellungen.
Gesellschaftlicher Kontext und Herausforderungen
Die sozialen Spannungen in Deutschland sind verstärkt durch Ereignisse wie den Terroranschlag der Hamas im Oktober 2023 in Israel, der über 1.200 Zivilisten das Leben kostete. Die Reaktionen darauf, insbesondere die pro-palästinensischen Demonstrationen, mündeten teils in antisemitische Äußerungen. Laut den neuesten Daten stiegen antisemitische Straftaten in Deutschland 2023 auf 5.164 und sind zu einem großen Teil extremistischen Gruppen zuzuordnen. Dies führt zu einer verstärkten Wahrnehmung der Bedrohung unter jüdischen Mitbürgern, während gleichzeitig antisemitische Stereotype innerhalb der islamischen Welt weit verbreitet sind. In der Debatte über Antisemitismus wird oft der Begriff „importierter Antisemitismus“ verwendet, um eine Verbindung zwischen muslimischen Migranten und antisemitischen Einstellungen herzustellen, was jedoch die Komplexität der Thematik nicht ausreichend widerspiegelt.
Die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung des Antisemitismus in der islamischen Welt ist unerlässlich, um Stereotype zu vermeiden und wirksame Gegenstrategien zu entwickeln. Wie eine Untersuchung ergibt, zeigen zwar einige Studien, dass antisemitische Einstellungen unter Muslim:innen höher sind als im Bevölkerungsdurchschnitt, doch ist die Mehrheit der Muslime nicht antisemitisch eingestellt. Häufig verstärken Diskriminierungserfahrungen und gesellschaftliche Ausgrenzung diese Einstellungen. Es ist entscheidend, dass Bildung und Aufklärung sowie respektvolle, persönliche Begegnungen im Vordergrund stehen, um Vorurteile abzubauen und ein respektvolles Miteinander in einer vielfältigen Gesellschaft zu fördern.
In diesem Kontext ist es wichtig, die Themen Antisemitismus und Islamfeindlichkeit nicht als isolierte Probleme zu betrachten, sondern in einem größeren gesellschaftlichen Rahmen zu diskutieren. Bildung spielt dabei eine zentrale Rolle und kann zur Verringerung von Vorurteilen wesentlich beitragen. Ein wertschätzendes und tolerantes Miteinander ist entscheidend, um die Herausforderungen einer pluralistischen Gesellschaft zu meistern.
Für weitere Informationen können Sie die Artikel auf Süddeutsche Zeitung, Deutschlandfunk Kultur und Bundeszentrale für politische Bildung lesen.
Details | |
---|---|
Ort | Unterschleißheim, Deutschland |
Quellen |