Sikahirsche in Brandenburg: Abschuss oder Umdenken nötig?

Neustadt, Deutschland - In der Region Neustadt, im Landkreis Ostprignitz-Ruppin, sorgt der Abschuss aller freilebenden Sikahirsche für hitzige Diskussionen. Der Brandenburger Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft fordert, die Tiere bis Mai 2026 zu entfernen, um ihre Ausbreitung zu verhindern. Dabei gelten die Sikahirsche als invasiv und sollen heimische Tierarten gefährden, berichten maz-online.de.

Etwa 40 Sikahirsche leben derzeit in der Region, nachdem einige Tiere vor circa zehn Jahren aus einem privaten Wildgatter entkamen. Seitdem haben sie sich stark vermehrt und sind mittlerweile in mindestens drei Rudeln anzutreffen, darunter eines rund um Lohm. Sigrid Schumacher, die Bürgermeisterin von Zernitz-Lohm, bezeichnet die Tiere als zutraulich und als Attraktion für den Sika-Tourismus, wie rbb24.de berichtet.

Kritik an der Ausrottungsmaßnahme

Trotz der Forderung nach einem totalen Abschuss gibt es laut den Berichten unterschiedliche Meinungen zu den Maßnahmen. Kritiker, insbesondere von Naturschutzverbänden, warnen vor der vollständigen Ausrottung der Sikahirsche und argumentieren, dass andere invasive Arten wie Waschbären tatsächlich größere Schäden anrichten. Einige schlagen vor, stattdessen hohe Abschussprämien für Waschbären einzuführen, bevor man sich den Sikahirschen widmet. Gleichzeitig gibt es die Möglichkeit, die Sikahirsche ins Landesjagdgesetz zu integrieren und ihren Bestand nachhaltig zu bewirtschaften, so die maz-online.de.

Die Jagdbewilligung erfolgt auf freiwilliger Basis durch die Jagdausübungsberechtigten, und eine Schonzeitaufhebung sowie die Aufhebung des Nachtjagdverbots werden ins Auge gefasst. Dennoch wird der Naturschutzbund Deutschland als Unterstützer einer kontrollierten Bejagung zitiert, ohne einen Totalabschuss zu befürworten. Der Entwurf des neuen Landesjagdgesetzes wird sowohl von Jagd- als auch von Naturschutzverantwortlichen abgelehnt, da er nicht alle Aspekte der Biodiversität berücksichtigt und Teile der Bevölkerung als ungerechtfertigt empfindet, wie die berufsjaegerverband.de darstellt.

Ökologische und tierschutzrechtliche Bedenken

Ein im Jahr 2021 gestarteter Evaluierungsbericht zur Lage der Waldumbauflächen in Brandenburg zeigt, dass 90% dieser Flächen nur geringe Verbissschäden aufweisen. Dennoch wird das neue Jagdgesetz als nachteilig für den Arten- und Tierschutz eingeschätzt und könnte die Bestände von anderen Wildtieren destabilisieren. Die Einschnitte in der Jagdausübung werfen Fragen nach der Nachhaltigkeit und ethischen Praxis auf, besonders wenn es um die Bejagung von Elterntieren geht, die laut Entwurf legalisiert werden könnte. Dies könnte zu erheblichem Tierleid führen und die Bevölkerung belasten, da auch die Prävention gegen die Afrikanische Schweinepest erschwert wird.

Letztendlich steht die Entscheidung über den Umgang mit den Sikahirschen und die zukünftige Jagdpolitik in Brandenburg im Spannungsfeld zwischen Tierschutz, Naturschutz und den Interessen der Jagdindustrie. Die Diskussion wird vermutlich weitergehen, während die Fristen zur Umsetzung der geforderten Maßnahmen näher rücken.

Details
Vorfall Umwelt
Ursache invasive Art
Ort Neustadt, Deutschland
Quellen