Skandal um Lachs: Discounthersteller unter Druck wegen Tierleid!

Reykjavík, Island - Die Debatte um die Haltungsbedingungen in der Lachszucht hat in den letzten Wochen an Intensität gewonnen. Die Verbraucherzentrale fordert einen sofortigen Verkaufsstopp von Lachs bei Discountern wie Aldi und Lidl, angesichts alarmierender Berichte über die schlechten Bedingungen in den Zuchtfarmen. In Deutschland liegt der durchschnittliche Lachsverzehr bei 1,7 Kilogramm pro Person und Jahr, was die Bedeutung der Thematik unterstreicht. Es wird ein erheblicher Anteil an der Verantwortung dem Lebensmitteleinzelhandel zugeschrieben, der in der Kritik steht, diese Praktiken zu unterstützen und nicht genügend für Qualität und Ursprung seiner Produkte zu sorgen.

Berichte zeigen, dass rund 25 Prozent der Fische in der norwegischen Lachsindustrie während der Aufzucht sterben. Infektionskrankheiten und Verletzungen sowie die massive Überfischung der Meere sind nur einige der Probleme, die die Zuchtpraxis beeinträchtigen. Zudem stellen die entkommenen, kranken Tiere eine Gefahr für die Wildlachsbestände und andere Fischarten dar, da sie in die natürlichen Ökosysteme eindringen.

Umweltprobleme und Verbraucherbewusstsein

Die Diskussion um die Lachszucht wird zusätzlich durch Umweltprobleme verstärkt. Laut dem spiegel.de-Artikel handelt es sich beim Lachs, wie wir ihn heute kennen, um ein Industrieprodukt, das nicht nur gesundheitliche Aspekte, sondern auch massive ökologische Auswirkungen hat. Die großen Lachsfarmen tragen zur Gefährdung von Wildlachsbeständen und ihrer Lebensräume bei.

In Norwegen verenden im Durchschnitt jeder sechste Lachs vor der Schlachtung. Im Jahr 2022 verstarben sogar 58 Millionen Lachse, was das Ausmaß der Krise verdeutlicht. Noch besorgniserregender ist, dass verendetes Lachsfleisch als „Premium-Lachs“ exportiert wurde. Diese Praktiken haben dazu geführt, dass einige Restaurants in Island und Norwegen sich entschieden haben, norwegischen Zuchtlachs von ihren Speisekarten zu nehmen.

Kritik an der Lachszucht

Besonders in Island ist die Empörung über die Massenhaltung in der Lachszucht groß. Tausende Isländer demonstrierten vor dem Parlament in Reykjavík, um auf die katastrophalen Bedingungen hinzuweisen. Laut taz.de sind viele der Zuchtlachse in norwegischen Anlagen von der Lachslaus befallen, einem Parasiten, der die Tiere stark schädigt. Bei Stichproben in Tálknafjörður wurden durchschnittlich 96 Lachsläuse pro Tier in Käfigen von Arctic Fisk und 62,5 in Käfigen von Arnarlax gezählt.

Ingenieure und Behörden warnen vor einer potenziellen Mutation des Parasiten, und der isländische Rechnungshof kritisiert die unzureichende Regulierung in der Lachszucht. Die Lizenzen für eine Produktion von fast 100.000 Tonnen wurden bereits erteilt, was auf das enorme Wachstum der Branche in den letzten zehn Jahren hinweist, in der der Umsatz um das Vierzigfache gestiegen ist.

Aldi und Lidl äußern sich defensiv zu den Vorwürfen und betonen, dass ihre Lachsartikel hohen Qualitätskriterien entsprechen. Aldi Nord erklärt, die Produkte seien nach Global GAP und ASC zertifiziert, während Aldi Süd versichert, dass der Verzehr von Lachs aus norwegischer Zucht gesundheitlich unbedenklich sei. Lidl wiederum hebt sein Engagement für Nachhaltigkeit und Tierwohl hervor, indem alle Fisch- und Meeresfrüchteprodukte zu 100% zertifiziert seien. Unabhängig davon betonen die Einzelhändler, dass die Wahl des Verbrauchers letztendlich entscheidend ist.

Die Diskussion um die Lachszucht zeigt, wie wichtig Transparenz und Verantwortung in der Lebensmittelproduktion sind. VerbraucherInnen sind gefordert, Entscheidungen über den Kauf von Lebensmitteln bewusst zu treffen und damit zur Verbesserung der Bedingungen in der Lebensmittelindustrie beizutragen.

Details
Vorfall Umwelt
Ursache schlechte Haltungsbedingungen, Überfischung, Parasitenbefall, mangelnde Regulierung
Ort Reykjavík, Island
Quellen