Digitale Gesundheitsanwendungen: Hohe Preise trotz schwacher Wirksamkeit!
Erlangen, Deutschland - Studien von Forschenden der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) werfen ein kritisches Licht auf die digitale Gesundheitsversorgung in Deutschland. Obwohl digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) seit mehr als vier Jahren von Ärztinnen und Ärzten verordnet werden, weisen zahlreiche Studien zur Wirksamkeit erhebliche Mängel auf. Die Analyse der wissenschaftlichen Qualität der Zulassungsstudien zeigt, dass viele dieser Studien nicht den internationalen Standards genügen und somit die Wirksamkeit der Anwendungen nur unzureichend belegen können. Dabei sind Probleme wie fehlende Verblindung, keine aktive Kontrollgruppe sowie hohe Studienabbruchraten häufig zu beobachten, was die Glaubwürdigkeit der Ergebnisse in Frage stellt.
Zusätzlich finden sich in den Studienpopulationen oftmals nur „digital-affine“ Teilnehmende, was die Repräsentativität der Ergebnisse weiter einschränkt. Die Verantwortung zur Sicherstellung verzerrungsfreier Studien liegt jedoch primär bei den Herstellern der Anwendungen. Diese müssen dafür Sorge tragen, dass die Studienmethoden den wissenschaftlichen Standards entsprechen und entsprechende Transparenz gewährleisten.
Preise und Konflikte in der Gesundheitsversorgung
Eine besonders umstrittene Thematik sind die Preise der DiGA, die von den Herstellern während der Erprobungsphase und im ersten Kostenerstattungsjahr selbst festgelegt werden können. Diese Vorgehensweise hat zu Konflikten zwischen Krankenkassen und Herstellern geführt, da es möglich ist, dass Anwendungen vergütet werden, ohne dass deren Wirksamkeit nachgewiesen ist. Dieser Umstand führt zu Auseinandersetzungen über die Preisgestaltung, die in vielen Fällen als überhöht wahrgenommen wird. Die Forschungslücke zu den Kosten im Verhältnis zur Wirksamkeit der DiGA stellt ein zusätzliches Problem dar.
Ab Januar 2026 plant der Gesetzgeber eine anwendungsbegleitende Erfolgsmessung (abEM), die dazu dienen soll, die wissenschaftlichen Anforderungen an DiGA zu erhöhen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, zukünftig Daten zu Nutzungsumfang, Zufriedenheit und patientenberichteten Gesundheitszuständen zu sammeln, die dann Einfluss auf die Erstattungspreise haben werden.
Potenzial und Herausforderungen
Trotz der bestehenden Bedenken sehen Sprecher gesetzlicher Krankenkassen ein Potenzial in digitalen Angeboten, analoge Behandlungspfade durch DiGA zu ersetzen. Der Fokus liegt dabei darauf, „Brüche“ entlang der Behandlungspfad zu vermeiden und eine nahtlosere Versorgung zu ermöglichen. Die Möglichkeit, Evidenz über die positiven Effekte von DiGA zu schaffen, wird als ein Schritt in die richtige Richtung gewertet. Die Erreichbarkeit und Reichweite von DiGA soll zudem größer sein als bei den zuvor genutzten Selektivverträgen nach §140a SGB V.
Dennoch bleibt das Misstrauen gegenüber digitalen Anwendungen ein großes Hindernis. Hohe Preise im Vergleich zu Selbstzahlerangeboten und die fehlende Integration von DiGA in bestehende Behandlungspfad sind Herausforderungen, die es zu überwinden gilt. Weitere Details und Ansatzpunkte für gesetzliche Krankenkassen sind in der Studie „Ein Jahr DiGA“ zusammengefasst, die umfassende Erkenntnisse zu diesen Aspekten liefert.
Für die Zukunft ist es entscheidend, dass die Qualität und Wirksamkeit der digitalen Gesundheitsanwendungen besser belegt werden, um das Vertrauen in diese neuen Versorgungswege zu stärken und eine nachhaltige Integration in das Gesundheitssystem zu ermöglichen. Die FAU betont die Notwendigkeit von Veränderungen, während Deloitte wertvolle Einblicke in die aktuellen Herausforderungen und Chancen bietet.
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Ort | Erlangen, Deutschland |
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