Umsatzsteuersenkung für Gastronomie: Hoffnung oder Illusion für Gastronomen?

Milow, Deutschland - Ab dem 1. Januar 2026 wird die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie in Deutschland dauerhaft auf sieben Prozent gesenkt. Diese Maßnahme ist Teil des Koalitionsvertrags der neuen Bundesregierung und soll eine Entlastung für die stark belastete Branche bringen. Derzeit gilt eine befristete Senkung von 19 Prozent auf sieben Prozent, die mehrfach verlängert wurde, zuletzt bis Ende 2023. Dennoch ist die Branche skeptisch, ob diese Senkung zu Preissenkungen für die Endverbraucher führen wird.

Gastronomen im Havelland, wie Mathias Winterfeld, Betreiber des Gasthofes Milow, äußern Bedenken hinsichtlich der Umsetzbarkeit und erkennen an, dass viele Unternehmen ums Überleben kämpfen. Er und andere Unternehmer betonen, dass die kommenden Steuerentlastungen die erhöhten Kosten für Personal und Material nicht vollständig abdecken werden. Olaf Lücke, Hauptgeschäftsführer des Dehoga Brandenburg, zeigt sich ebenfalls erleichtert über die beschlossene Senkung, hätte sie jedoch lieber früher gesehen, um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Gaststätten schneller zu mildern.

Herausforderungen der Gastronomie

Obwohl die Senkung der Umsatzsteuer als großer Erfolg gewertet wird, erwarten die Gastronomen keine signifikanten Preissenkungen. Zudem kämpft die Branche mit steigenden Fixkosten, die in den letzten fünf Jahren um etwa 30 Prozent gestiegen sind. Diese hohen Kosten kombinieren sich mit einem rückläufigen Konsum in der Gastronomie, der einen Rückgang von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Dies führt dazu, dass 33,5 Prozent der gastgewerblichen Unternehmen laut einer DEHOGA-Umfrage befürchten, im Jahr 2025 Verluste zu machen.

Winterfeld und Rico Kummer, Inhaber des Restaurants „Nauener Hof“, sind sich einig, dass Investitionen in die Mitarbeiter notwendig sind, um der drohenden Personalnotlagen entgegenzuwirken. Viele Beschäftigte gehen in den Ruhestand, und eine Verjüngung der Belegschaft wird dringend benötigt. Gleichzeitig bemängeln die Gastronomiebetriebe, dass die Bürokratie und die damit verbundenen Dokumentationspflichten eine zusätzliche Belastung darstellen. Lücke fordert daher einen radikalen Abbau dieser bürokratischen Hürden, um den Betrieben mehr Spielraum zu geben.

Die wirtschaftliche Lage der Branche

Besonders stark betroffen ist die speisengeprägte Gastronomie. Ein erheblicher Teil der Unternehmen sieht steigende Personalkosten (78,3 Prozent), höhere Lebensmittelpreise (73,9 Prozent) und gestiegene Energiekosten (71,0 Prozent) als größte Herausforderungen an. Laut dem Statistischen Bundesamt wird der Umsatz im Gastgewerbe 2024 real um 2,1 Prozent niedriger sein als im Jahr 2023 und um 12,6 Prozent geringer als im Vor-Corona-Jahr 2019. Dies deutet auf eine anhaltende Krise hin, die auch mit den Belastungen durch die Mehrwertsteuererhöhungen in Verbindung steht.

Die neuen Regelungen zur Umsatzsteuer, die 2026 in Kraft treten, sollen eine jährliche Entlastung von etwa 3,5 Milliarden Euro für die Branche bringen. Dennoch bleibt abzuwarten, inwieweit diese Entlastungen tatsächlich in der Praxis durch Preissenkungen für die Endverbraucher spürbar werden. Die allgemeine Auffassung ist, dass umfassende Reformen des Umsatzsteuerrechts notwendig sind, um die Komplexität zu reduzieren und der Gastronomie eine nachhaltige Perspektive zu bieten.

Die aktuelle ökonomische Situation zeigt deutlich, dass die Herausforderungen für die Gastronomie in Deutschland weiterhin gewaltig sind. Die Senkung der Umsatzsteuer soll ein Schritt in die richtige Richtung sein, wird jedoch nur dann wirkliche Verbesserungen bringen, wenn die begleitenden Kostenfaktoren ebenfalls in den Griff bekommen werden.

Zudem bleibt die Frage, ob und wie schnell weitere politische Initiativen ergriffen werden, um diese Branche zu stabilisieren und zukunftssicher zu machen. Für die betroffenen Unternehmen bleibt es eine Zeit des Abwartens und Hoffens auf positive Entwicklungen.

maz-online.de berichtet von den Umsatzauswirkungen und den Meinungen der Gastronomen im Havelland. Eine detaillierte Analyse der steuerlichen Veränderungen liefert nwb-experten-blog.de. Für weitere aktuelle Informationen ist auch dehogabw.de eine wertvolle Informationsquelle.

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Ort Milow, Deutschland
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