Videoaktivismus im Social Web: Chancen und Herausforderungen für Bürgerengagement
Babelsberg, Deutschland - Im digitalen Zeitalter spielt die Verbreitung von Videos eine zunehmend wichtige Rolle in gesellschaftlichen und politischen Diskursen. Besonders im Social Web sind Videos bedeutende Mittel für die Auseinandersetzung mit Zivilgesellschaftlichen Anliegen. Diese reichen von Protesten gegen Kriege bis hin zu Initiativen für Menschenrechte und Umweltschutz. Jedoch stellen diese Themen hohe Anforderungen an die Akteur*innen, die innovative Wege finden müssen, um sowohl die Gestaltung als auch die Distribution von solchen Videos zu optimieren, um breitere Publika zu erreichen. Dies stellt eine Herausforderung dar, die oft zu Dilemmata zwischen der Ethik politischer Kommunikation und deren Effektivität führt, wie Filmuniversität Babelsberg hervorhebt.
Ein neues Forschungsprojekt mit dem Titel „Aufmerksamkeitsstrategien des Videoaktivismus im Social Web“ beschäftigt sich mit dieser Thematik. Geleitet von Dr. Chris Tedjasukmana, Prof. Dr. Jens Eder und Prof. Dr. Britta Hartmann, zielt das Projekt darauf ab, die Kampagnen- und Mobilisierungsvideos von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zu untersuchen. Hauptelemente der Forschung sind die Identifikation von Gestaltungsmöglichkeiten solcher Videos und die Erfassung langfristiger Strategien im Vergleich zu spontanen Taktiken zur Erhöhung politischer Aufmerksamkeit. Die Förderung des Projekts erfolgt durch die VolkswagenStiftung und wurde im Oktober 2018 ins Leben gerufen, mit einer Laufzeit bis 2021.
Herausforderungen des Videoaktivismus
Trotz der Potenziale des Videoaktivismus sehen sich Organisationen mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Regulierungen durch Webalgorithmen begünstigen oftmals Inhalte von Parteien und Unternehmen, während die schiere Menge an verfügbaren Webvideos zu einer Übersättigung führt, die als „Mitleidsermüdung“ bekannt ist. Die bestehenden Strategien beinhalten die Verwendung von Werbestrategien, originell gestaltete Videos und den Einsatz von Hashtags wie #BlackLivesMatter, um Aufmerksamkeit zu generieren. Jedoch stehen Aktivisten und NGOs oft vor einem Dilemma: Die Balance zwischen ethischen Standards und der Notwendigkeit, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit effektiv zu steigern, ist fragil, wie Freie Universität Berlin darlegt.
Im Kontext der digitalen Zivilgesellschaft ist es wichtig zu erkennen, dass die Digitalisierung nicht nur neue Formen der Mobilisierung ermöglicht, sondern auch die Art und Weise, wie Menschen interagieren und sich politisch beteiligen, grundlegend verändert hat. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung hängt die politische Protestbeteiligung stark von Ressourcen, Motivation und Mobilisierungsanstrengungen ab. Während Ressourcen durch die Digitalisierung gesenkt werden, da Informationen einfacher zu beschaffen sind, bleibt die persönliche Ansprache entscheidend für eine erfolgreiche Teilnahme an politischen Aktionen.
Die Rolle sozialer Netzwerke
Soziale Netzwerke haben die Dynamik politischen Engagements revolutioniert, indem sie die Vernetztheit als neue Währung für Popularität etabliert haben. Hilfsappelle und Solidaritätsaufrufe finden schneller Gehör und mobilisieren Zivilgesellschaft in Krisensituationen, wie etwa bei Hilfe für Flüchtlinge oder in Katastrophen. Crowdfunding ist mittlerweile ein gängiges Finanzierungsmodell für soziale und ökologische Projekte geworden, das schnell zur Unterstützung verschiedenster Anliegen mobilisiert.
In Anbetracht dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, ob die digitale Zivilgesellschaft ebenso die Förderung demokratischer Kulturen wie ihre analogen Vorgänger unterstützen kann. Ein zentraler Aspekt ist, inwieweit das Vertrauen in soziale Netzwerke gestärkt oder geschwächt wird. Misstrauen kann, paradoxerweise, auch demokratische Prozesse fördern, da Bürger durch ihre Rolle als „Watchdogs“ in der digitalen Welt einen kontrollierenden Einfluss ausüben. Die gegenwärtigen Herausforderungen und Chancen, die das Internet für zivilgesellschaftliches Engagement bietet, erfordern ein Umdenken in der Betrachtung der politischen Öffentlichkeiten.
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Ort | Babelsberg, Deutschland |
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