Amazon in der Kritik: Kündigung nach 243 Krankheitstagen!
Winsen, Deutschland - Ein Logistik-Mitarbeiter von Amazon in Winsen sieht sich mit der Kündigung konfrontiert, nachdem er in den letzten drei Jahren insgesamt 243 Tage krank war. Der 36-jährige Ex-Mitarbeiter wurde fristgerecht zum 30. April 2023 entlassen. Bereits in diesem Jahr fielen 30 Tage, im vergangenen Jahr 60 Tage und im Jahr 2021 waren es 55 Tage an. Am gefährlichsten für Arbeitsplätze scheinen solche Fehlzeiten bei zunehmender Belastung durch Krankheiten zu sein. Der Fall des Mitarbeiters wird derzeit vor dem Arbeitsgericht Lüneburg verhandelt, nachdem er gegen die Kündigung Widerspruch eingelegt hat.
Der Mitarbeiter führt als Hauptgrund für seine vielen Fehlzeiten eine Fußverletzung an, die er sich während seiner Arbeit zugezogen hat. Als Teil seines Jobs musste er an einem Arbeitstag bis zu 12 Kilometer zurücklegen. Amazon hingegen bestreitet diese Behauptung und argumentiert, dass Roboter die Strecken übernehmen. Diese Differenzen zwischen beiden Parteien stellt ein erhöhtes Risiko dar, wie der Arbeitsrichter feststellte. In einem möglichen Einigungsprozess könnte die Krankenkasse Einblick in die „Diagnoseliste“ des Mitarbeiters erhalten.
Kündigungsdetails und Forderungen
Bei einer Einigung könnte der Mitarbeiter, der eine Abfindung von 28.000 Euro fordert, möglicherweise günstigere Bedingungen erhalten. Amazon bietet indes nur 10.000 Euro an. Sollte der Fall weiterhin vor Gericht gehen und Amazon verlieren, könnte der Mitarbeiter wieder eingestellt werden. Im Falle einer Niederlage ohne den Ex-Mitarbeiter hätte Amazon keine Abfindung zu zahlen. Die reguläre Gerichtsverhandlung soll im August wieder aufgenommen werden.
Die Situation wirft interessante Fragen zu den häufigen Ursachen von Krankschreibungen auf. Laut einer Analyse von der AOK sind Muskel- und Skelett-Erkrankungen sowie Erkrankungen der Atemwege die Hauptgründe für Fehlzeiten am Arbeitsplatz. In den letzten zehn Jahren sind auch psychische Erkrankungen, wie Burn-out und ähnliche Störungen, zu einer besorgniserregenden Anzahl von Fehltagen gestiegen. So hat die Anzahl der AU-Tage wegen psychischer Erkrankungen um beinahe 47 Prozent zugenommen, was die Dringlichkeit von Maßnahmen zur psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz verdeutlicht.
Psychische Gesundheit und Arbeitsplatzbedingungen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Jahr 2019 einen überarbeiteten Katalog der Krankheiten veröffentlicht, der seit Januar 2022 in Kraft ist und Burn-out als Syndrom einführt, das durch „chronischen Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird“ gekennzeichnet ist. Betroffene leiden häufig unter Erschöpfung, geistiger Distanz und einem verminderten Leistungsvermögen. Zu den häufigsten Einflussfaktoren gehören Arbeitsüberlastung, mangelnde Wertschätzung und eine fehlende Abgrenzung zwischen Arbeits- und Privatleben.
Die Frage, wie Unternehmen wie Amazon die Gesundheit ihrer Mitarbeiter fördern können, bleibt dringlich. Angesichts der vielen Krankheitsfälle könnte eine stärkere Fokussierung auf soziale Unterstützung und Prävention von psychischen Erkrankungen entscheidend sein, um die Produktivität zu steigern und gleichzeitig das Wohlbefinden der Mitarbeiter zu verbessern. Diese Thematiken sind für die zukünftige Ausrichtung von Unternehmen besonders relevant, insbesondere in der Logistikbranche, die häufig unter hohem Druck steht.
Für weitere Informationen über diesen Fall und die gesundheitlichen Herausforderungen am Arbeitsplatz sowie über die rechtlichen Aspekte lesen Sie bitte die Artikel von MOPO, AOK und AOK.
Details | |
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Vorfall | Kündigung |
Ursache | Fußverletzung, Muskel- und Skelett-Erkrankungen |
Ort | Winsen, Deutschland |
Schaden in € | 28000 |
Quellen |