Kampf um den Schornstein: Meister mager, Kunden verunsichert!

Neustadt an der Orla, Deutschland - In Thüringen gibt es aktuell einen akuten Mangel an Schornsteinfegern, was sich besonders stark in den unbesetzten Bezirken zeigt. Marco Beierlein, Schornsteinfegermeister und Inhaber eines Betriebs in Neustadt an der Orla, berichtet, dass von 200 Kehrbezirken insgesamt 16 unbesetzt sind. Dies zwingt andere Betriebe dazu, diese Bezirke zu vertreten, was die Handwerker unter Druck setzt. Beierlein hat seinen Bezirk von seinem Vater übernommen und führt seit knapp 30 Jahren erfolgreich den Betrieb.

Die Aufgaben der Schornsteinfeger sind vielfältig und umfassen unter anderem Kamininstallationen sowie Kontrollbesuche. Diese Arbeiten dürfen nur von „bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegern“ durchgeführt werden, die bestimmten landesrechtlichen Vorgaben unterliegen. In Gera, im Wartburgkreis und im Kyffhäuserkreis gibt es keinen Meisterbetrieb, was die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen sollte, zusätzlich erschwert. Ein unbesetzter Bezirk wird auf die umliegenden Betriebe aufgeteilt, was die Arbeitsbelastung für die aktiven Schornsteinfeger erhöht.

Herausforderungen der Branche

Trotz ausreichenden Nachwuchses in der Schornsteinfegerbranche bleibt ein Großteil der ausgebildeten Fachkräfte nicht in der Selbstständigkeit. Die Gründe dafür sind vor allem die soziale Absicherung, ein sicheres Gehalt und die Nähe zum Wohnort. Die Entscheidung, einen eigenen Betrieb zu gründen, erfordert umfassende Überlegungen hinsichtlich der finanziellen Aspekte, wie beispielsweise der Anschaffung eines Firmenautos und der Anstellung von Mitarbeitern.

Ein wichtiger Punkt ist die Meisterpflicht, die in der Schornsteinfegerbranche herrscht. Diese Gesetzgebung besagt, dass nur zertifizierte Meister einen Betrieb führen dürfen. Die Meisterpflicht wurde in Deutschland 1935 eingeführt, um die Qualität im Handwerk zu sichern. Im Jahr 2004 wurde diese Pflicht jedoch in vielen Berufen aufgehoben, was zu einem Rückgang der Ausbildungszahlen in den betroffenen Betrieben führte. Erst seit Anfang 2020 wurde die Meisterpflicht in 12 Handwerksberufen, wie unter anderem auch dem Schornsteinfegerhandwerk, wieder eingeführt, was die viel diskutierte Novellierung der Handwerksordnung nach sich zog, um die Ausbildungsqualität zu verbessern und die Berufssicherheit zu erhöhen.

Die Rückkehr zur Meisterpflicht

Der Präsident der Handwerkskammer Mannheim, Stefan Huber, betont, dass die Meisterpflicht einen höheren Verbraucherschutz bieten solle. Befürworter argumentieren, dass nur qualifizierte Meister in der Lage sind, die nötige Kompetenz und Qualität zu gewährleisten. Gegner hingegen warnen, dass die Meisterpflicht die Berufsfreiheit einschränkt und die Gründung neuer Betriebe in zulassungsfreien Gewerken verringert. Nach Angaben der Deutschen Handwerks Zeitung soll die Meisterpflicht nur für Berufe gelten, bei denen Gefahren für die Gesundheit oder das Leben Dritter bestehen können.

Die Herausforderungen der Schornsteinfegerbranche sind vielschichtig. Es bleibt zu hoffen, dass mit der Rückkehr zur Meisterpflicht die Ausbildungsqualität erhöht und dadurch der Mangel an Schornsteinfegern in Thüringen langfristig behoben werden kann. Marco Beierlein hebt abschließend hervor, dass das Vertrauen zwischen Schornsteinfegern und ihren Kunden von herausragender Bedeutung ist, um die Servicequalität in dieser wichtigen Branche zu garantieren.

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Ort Neustadt an der Orla, Deutschland
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