WHO vor finanzieller Krise: Müssen wir unser Gesundheitssystem retten?

Weltgesundheitsorganisation, Schweiz - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht derzeit vor ernsthaften finanziellen Herausforderungen, insbesondere nach dem Austritt der USA als bedeutendem Geldgeber. Die WHO hat seit Jahren mit finanziellen Problemen zu kämpfen, besonders bei den Mitteln, die sie nach eigenem Ermessen verwenden kann. Ihr Ziel ist die Verbesserung der Gesundheit weltweit, besonders in ärmeren Ländern, doch häufig werden Entscheidungen über Hilfen von den Geldgebern und nicht von der WHO selbst getroffen.

Für die Jahre 2024 und 2025 plant die WHO ein Gesamtbudget von 6,8 Milliarden US-Dollar (ca. 6,5 Milliarden Euro). Die Finanzierung erfolgt durch Pflichtbeiträge der 194 Mitgliedsstaaten, deren Höhe variiert. So betrug der deutsche Pflichtanteil im Jahr 2021 31 Millionen US-Dollar. Diese Pflichtbeiträge erlauben der WHO eine gewisse Freiheit bei der Verwendung der Gelder, während mehr als 80% des Budgets aus zweckgebundenen freiwilligen Zahlungen stammen. Diese Zahlungen gehen häufig an spezifische Projekte, was die Unabhängigkeit der WHO einschränkt.

Abhängigkeit von Geldgebern

Die Abhängigkeit von einzelnen Geldgebern, wie der Bill und Melinda Gates Stiftung, hat zu Kritik an der WHO geführt. Diese Stiftung und andere große Organisationen, wie UNICEF und der Global Fund, nehmen eine zentrale Rolle im Gesundheitssektor ein und beeinflussen stark, wohin die Gelder fließen. Ein Netzwerk von Abhängigkeiten ist entstanden, das den Einfluss dieser Geldgeber auf die WHO verstärkt. Beispielsweise hat der Global Fund in seiner 7. Aufstockungsrunde mehr als 14 Milliarden US-Dollar für die Jahre 2023 bis 2025 zugesagt, was mehr als dem doppelten Budget der WHO für die Jahre 2022-2023 entspricht.

Dieser Geldfluss führt jedoch dazu, dass einige Programme überfinanziert sind, während andere, die ebenfalls wichtig sind, stark unterfinanziert bleiben. Es gibt seit den 2000er-Jahren Forderungen nach einer umfassenden Finanzierungsreform, doch über zwei Jahrzehnte gab es keine Einigung unter den Mitgliedstaaten. Im Mai 2022 wurden Empfehlungen zur Erhöhung der Pflichtbeiträge angenommen, mit dem Ziel, den Anteil dieser Beiträge am Kernbudget der WHO schrittweise auf 50 Prozent zu heben. Darüber hinaus wird ein Mechanismus zur Wiederauffüllung der Gelder vorgeschlagen, ähnlich dem, was bei anderen Organisationen praktiziert wird.

Der Weg zur Unabhängigkeit

Die WHO ist zunehmend unzufrieden mit ihrem aktuellen Finanzierungsmodell. Der WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus betont die Herausforderung, Gelder für unterfinanzierte Bereiche zu organisieren. Um die Unabhängigkeit der WHO zu verbessern, wird verstärkt für ungebundene Spenden geworben, denn aktuell sind 60% des Budgets für 2024/2025 noch zweckgebunden. Das anhaltende Ungleichverhältnis zwischen freiwilligen und Pflichtbeiträgen stellt nicht nur eine Bedrohung für die Unabhängigkeit der Organisation dar, sondern auch für deren Fähigkeit, auf globale Gesundheitskrisen effektiv zu reagieren.

Insgesamt zeigt sich, dass die WHO sich in einem komplexen Geflecht aus finanziellen Abhängigkeiten und Herausforderungen befindet, das ihre Wirksamkeit im Gesundheitswesen beeinträchtigen könnte. Während die Organisation bestrebt ist, ihre Ressourcen zu diversifizieren und die Unabhängigkeit zu stärken, bleibt abzuwarten, wie die Umsetzung der vorgelegten Reformen in der Zukunft von den Mitgliedsstaaten angenommen wird.

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Vorfall Finanzierung
Ort Weltgesundheitsorganisation, Schweiz
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