Kanada auf dem Weg zur EU? Umfrage zeigt 44% Zustimmung!

Kanada, Land - Die Diskussion um einen möglichen EU-Beitritt Kanadas gewinnt immer mehr an Bedeutung. Eine Umfrage des kanadischen Instituts Abacus Data, die im Februar 2025 durchgeführt wurde, zeigt, dass 44 % der Kanadier einer Mitgliedschaft zustimmen. Dieses Interesse wird vor allem von den politischen Turbulenzen unter US-Präsident Donald Trump angestoßen, der Kanada kürzlich nach seiner Wiederwahl 2025 zum „51. US-Bundesstaat“ erklärte und Strafzölle auf kanadische Güter verhängte. In diesem Kontext wird der Gedanke, dass Kanada der EU beitreten könnte, von Teilen der Bevölkerung in sozialen Medien lautstark gefordert.

Die Europäische Kommission reagiert diplomatisch auf die Umfrage und verweist auf Artikel 49 des EU-Vertrags, der die Mitgliedschaft auf europäische Staaten beschränkt. Experten sind sich jedoch einig, dass Kanada geografische und kulturelle Kriterien nicht erfüllt. Ein Beispiel für solche Herausforderungen ist der gescheiterte Beitrittsantrag Marokkos im Jahr 1987, der abgelehnt wurde, weil das Land nicht als europäischer Staat galt. Kanada ist zudem kein Mitglied des Europarats, was ebenfalls als Hindernis für einen EU-Beitritt gesehen wird.

Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die aktuellen politischen Spannungen zwischen den USA und Kanada spielen eine zentrale Rolle in den Überlegungen zu einem EU-Beitritt. Premierminister Justin Trudeau betont die gemeinsamen Werte von Kanada und der EU. Bei einem EU-Gipfel hob er die wirtschaftlichen Synergien zwischen beiden Regionen hervor, insbesondere im Bereich der Energie. Der Handelskonflikt mit den USA könnte zudem potenzielle Vorteile einer engeren Zusammenarbeit zwischen Kanada und der EU verdeutlichen.

Die Drohung Trumps, höhere Zölle gegen Kanada zu verhängen, falls die EU und Kanada gemeinsam gegen die USA vorgehen, führt zu Bedenken. In diesem Fall könnte ein EU-Beitritt die Handelsbeziehungen Kanadas mit den USA gefährden. Die EU-Kommission äußert ebenfalls Besorgnis über mögliche negative Auswirkungen von Zöllen auf Verbraucher und Unternehmen.

Öffentliche Meinungen und kulturelle Verbindungen

In den sozialen Medien fordern nicht nur Kanadier, sondern auch Europäer, einen Beitritt Kanadas zur EU. Argumente dafür umfassen das öffentliche Gesundheitssystem, die gemeinsame englisch- und französischsprachige Kultur sowie die NATO-Mitgliedschaft. Besonders bemerkenswert ist, dass ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung in Kanada eine EU-Mitgliedschaft unterstützt. Laut der Abacus-Umfrage sind 46 % für einen Beitritt, während 34 % dagegen sind.

Ein hypothetischer Antrag Kanadas würde eine rechtliche Überarbeitung der EU-Verträge erfordern, da der Begriff „europäisch“ nicht offiziell definiert ist. Er umfasst jedoch geografische, historische und kulturelle Elemente. Peter Van Elsuwege, Professor für EU-Recht, weist darauf hin, dass die Mitgliedschaft im Europarat als Indikator für europäische Identität dient. Das Beispiel Zyperns, das 2004 der EU beigetreten ist, obwohl es geografisch in Westasien liegt, zeigt, dass die Kriterien für die Mitgliedschaft auch interpretiert werden können.

Obwohl der formelle EU-Beitritt Kanadas derzeit unrealistisch erscheint, könnte eine strategische Partnerschaft sowohl im wirtschaftlichen als auch im politischen Bereich bestehen bleiben. Zukünftige Zusammenarbeit könnte durch die Ratifizierung des Freihandelsabkommens CETA und gemeinsame Energieprojekte weiter vertieft werden.

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Vorfall Sonstiges
Ort Kanada, Land
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