Tegnell wird zum Mode-Idol: So kleidet sich Schweden's Epidemie-Star!
Göteborg, Schweden - Anders Tegnell, der ehemalige Chef-Epidemiologe Schwedens, hat sich während der Corona-Pandemie zu einem unerwarteten Trendsetter entwickelt. Heute ist bekannt, dass er seinen persönlichen Stil mit „gemütlichen, abgetragenen Sachen“ beschreibt, meist aus Secondhand-Läden. In dieser Zeit wurde Tegnell nicht nur häufig im Fernsehen gezeigt, was seiner Popularität zuträglich war, sondern sogar der Secondhand-Laden der Heilsarmee in Göteborg bewarb sich mit dem Spruch: „Hier können Sie sich einkleiden wie Anders Tegnell!“ Diese Entwicklung wurde von den Medien als modischer Tegnell-Trend bezeichnet, und viele Menschen sprechen ihn auf der Straße an, um ihn als Idol zu betrachten. allerdings erhielt er während der Pandemie Personenschutz aufgrund von Anfeindungen, die ihn zwingen, das Radfahren in der Stadt aufzugeben und nun im Auto mit Begleitung zu fahren.
Tegnell zeigt sich mittlerweile selbstkritisch in Bezug auf die zurückliegenden Ereignisse während der Pandemie. In Schweden sind T-Shirts mit seinem Konterfei in Ritterrüstung sowie Tattoos seines Gesichts populär geworden. Trotz seiner Bekanntheit empfindet er ein gewisses Unwohlsein und wird oft auf den Straßen erkannt. Tegnell kleidet sich bei Presskonferenzen schlicht in Jeans und Turnschuhe.
Kontroversen um die Pandemie-Strategie
Die schwedische Pandemie-Strategie, die auf freiwilligen Maßnahmen basierte, wurde international kritisch beäugt. Während andere Länder strenge Lockdowns verhängten, blieben Geschäfte und Schulen bis zur neunten Klasse in Schweden offen. Die Bevölkerung wurde lediglich aufgefordert, Abstandsregeln einzuhalten, ohne dass konkrete Bußgelder verhängt wurden. Tegnell betont, dass das Vertrauen in die Bevölkerung essenziell für die Strategie war, um Kontakte zu reduzieren und insbesondere Kindern die sozialen Kontakte zu ermöglichen. Erwachsene arbeiteten weitgehend im Homeoffice, was ebenfalls die sozialen Kontakte einschränkte.
Dennoch erlebte Schweden mit höheren Infektions- und Sterberaten als in Ländern mit strengen Lockdowns eine sehr ernste Situation. Spannend ist dabei, dass die erhoffte natürliche Immunität, die durch die hohe Anzahl an Infektionen während der ersten Welle entstehen sollte, nicht eintrat. Die zweite Welle traf Schweden härter, was etwa zur Verschärfung der Maßnahmen führte. Trotz dieser Herausforderungen sieht Tegnell die gesetzliche Verschärfung nicht als Eingeständnis an, dass die freiwilligen Regeln nicht ausreichten. Er erkennt jedoch Schwächen im Gesundheitssystem, insbesondere in der Versorgung älterer Menschen.
Gesundheitssystem und digitale Versorgung
Das schwedische Gesundheitssystem, das auf einem nationalen Gesundheitsdienst basiert und durch Einkommenssteuern finanziert wird, hat in den letzten Jahren eine signifikante Ambulantisierung und Digitalisierung erfahren. Die Behörde für öffentliche Gesundheit, Folkhälsomyndigheten, überwacht den Gesundheitszustand der Bevölkerung und hat Public-Health-Strategien, die als Hauptursache für niedrige Konsumationsraten von Tabak und Alkohol sowie für eine hohe Lebenserwartung gelten, implementiert.
Im Hinblick auf die Gesundheitsversorgung in Schweden gibt es jedoch erhebliche regionale Unterschiede und Ineffizienzen. Während die Gesundheitsorganisation auf nationaler Ebene gesetzlich geregelt ist, dependen die Gesundheitsdienstleister von 21 Provinzen und 290 Gemeinden. Ein wesentliches Merkmal des schwedischen Systems ist, dass Patienten meist ihre erste Kontaktstelle über regionale Primärversorgungszentren haben, die eine breite medizinische Versorgungsdichte aufweisen. Allerdings gibt es auch Herausforderungen, wie etwa lange Wartezeiten für elektive Behandlungen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Anders Tegnell nicht nur durch seine Rolle in der Pandemie in den Fokus der Öffentlichkeit rückte, sondern auch durch sein unkonventionelles Modebewusstsein und die politischen Kontroversen um die schwedische Pandemie-Strategie. Während das schwedische Gesundheitssystem als egalitäre Aufgabe wahrgenommen wird, bleibt die Diskussion über Einsichten aus der Pandemie und die Verbesserung der Versorgungsstruktur angesichts der offensichtlichen Schwächen weiterhin relevant.
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Ort | Göteborg, Schweden |
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