Gurkenstadt Golßen: Produktion steht vor dem Aus – Was nun?

Golßen, Deutschland - Die Schließung des Produktionsstandorts der Spreewaldhof GmbH in Golßen, Südbrandenburg, sorgt für große Besorgnis in der Region. Der größte Hersteller eingelegter Gurken, bekannt für seine Produkte aus dem Spreewald, plant, die Produktion an diesen Traditionsstandort zum Ende des Jahres 2023 einzustellen. Dies wird als Schock für die lokale Gemeinschaft wahrgenommen, in der viele Einwohner eine enge Bindung zu den Gurken und der damit verbundenen Tradition haben. Uwe Hannig, ein Lkw-Fahrer mit 31 Jahren Betriebszugehörigkeit, bringt die gefühlte Situation auf den Punkt: „Das ist ein Schock für uns alle.“

Die Spreewaldhof GmbH ist seit fast 80 Jahren in Golßen ansässig und wird von vielen als Teil der Identität der Stadt angesehen. Bürgermeisterin Andrea Schulz äußerte ernsthafte Bedenken über die Zukunft der Gemeinde und forderte eine Überprüfung der Entscheidung. Sie betont, dass die Gurkenproduktion eng mit der Identität des Orts verknüpft ist. Zudem ist das Werk nicht nur ein industrieller Standort, sondern versorgt auch die lokale Senioren-Tagespflege mit warmen Mittagessen durch die betriebseigene Kantine.

Gründe für die Schließung

Hinter der Entscheidung zur Schließung steht der Mutterkonzern Andros, der Milliardenverluste aufgrund gesunkener Nachfrage und gestiegener Produktionskosten vermeldet. Nach Angaben der Geschäftsführung ist der Umsatz in den letzten Jahren um mehr als 8 Prozent geschrumpft. Diese Rückgänge sind teilweise auf negative Rahmenbedingungen, wie die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg, zurückzuführen. In einem Gespräch am 5. Februar zwischen dem Geschäftsführer Till Alvermann, Bürgermeisterin Andrea Schulz und Landrat Sven Herzberger wurde eine positive Atmosphäre festgestellt, jedoch wurden die wirtschaftlichen Herausforderungen klar benannt.

Mit der Schließung zieht das Unternehmen eine strategische Neuausrichtung in Betracht. Die Produktion soll ab 2026 nach Schöneiche verlagert werden, während Golßen künftig nur noch als Logistikstandort genutzt werden soll. Trotz der Umstrukturierung sind weitere Gespräche zur Analyse der Vor- und Nachteile der Standorte Golßen und Schöneiche geplant. Ein Sozialplan für die entlassenen Mitarbeiter wurde in den Diskussionen bisher nicht thematisiert.

Ein Blick auf die Gurkenproduktion weltweit

Die Werte zukünftiger Gurkenproduktionen sind beeindruckend. Laut globalen Statistiken ist China der unangefochtene König der Gurkenproduktion, mit etwa 54 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr. Der größte Teil der Produktion in China wird für den Inlandsmarkt genutzt, während indische Gurken fast vollständig exportiert werden und das Land nicht zu den größten Erzeugern gehört. Im Kontrast dazu gehört Deutschland, obwohl ein kleiner Produzent, mit etwa 223.429 Tonnen pro Jahr zur weltweiten Gurkenproduktion. Diese und andere Faktoren beeinflussen letztlich die Marktbedingungen, mit denen auch die Spreewaldhof GmbH konfrontiert ist.

Während die Gurkenproduktion in Golßen somit vor einer unsicheren Zukunft steht, bleibt die gemeinsame Hoffnung, dass der Traditionsbetrieb auf eine Weise fortbesteht, die die lokale Gemeinschaft und die obrige wirtschaftliche Realität berücksichtigt. Es wird einen sozialverträglichen Übergang angestrebt, um die Arbeitsplätze der 220 betroffenen Beschäftigten zu sichern. Aber als „Gurkenstadt“ hat Golßen viel zu verlieren, und der Abschied von einem der wichtigsten Arbeitgeber des Ortes ist bereits jetzt ein schwerer Schlag für die Region.

Für detaillierte Informationen über die Schließung der Gurkenproduktion in Golßen: Tagesschau, vertiefende wirtschaftliche Aspekte bei der Bauernzeitung, und ein Überblick über producers worldwide bei Ripley’s.

Details
Vorfall Regionales
Ursache gesunkene Nachfrage, gestiegene Kosten, negative Rahmenbedingungen durch die Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg
Ort Golßen, Deutschland
Quellen