Das geheimnisvolle Testament: Dönitz Schreiben und Schmidts kühler Blick

Am 30. Jahrestag des Kriegsendes verfasst Karl Dönitz ein „Politisches Testament“, das 1981 für Aufregung im Kanzleramt sorgt. Helmut Schmidt sieht darin keine Relevanz. Was steckt hinter dem skurrilen Dokument?
Am 30. Jahrestag des Kriegsendes verfasst Karl Dönitz ein „Politisches Testament“, das 1981 für Aufregung im Kanzleramt sorgt. Helmut Schmidt sieht darin keine Relevanz. Was steckt hinter dem skurrilen Dokument?

Karl Dönitz: Als der „Letzte Wille“ des Hitler-Nachfolgers Bonn verunsicherte

Der 30. Jahrestag des Kriegsendes brachte ein unerwartetes Dokument ans Licht: Karl Dönitz, der letzte Großadmiral des Deutschen Reiches, verfasste ein „Politisches Testament“. Dieses handschriftliche Schreiben, datiert auf den 8. Mai 1975, löste im Januar 1981 im Bundeskanzleramt eine gewisse Unruhe aus, auch wenn der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt das Dokument als wenig bedeutend einstufte.

Die Formalitäten um den Umgang mit Dönitz’ Testament zeigen die Unsicherheit und Bedenken, die es im politischen Raum hervorrief. Der Chef des Bundeskanzleramtes empfahl, die Unterlagen in den Tresor des Kanzlers zu legen, was Schmidt jedoch in die Akten des Amtes umwandeln ließ. Dies deutet darauf hin, dass Schmidt das Dokument nicht als Bedrohung betrachtete, während seine Mitarbeiter Lahnstein und Konow offenbar andere Befürchtungen hegten.

Inhaltlich zeigte das Testament zentrale Missverständnisse und Irrtümer. Dönitz behauptete, von den alliierten Mächten anerkannt worden zu sein, was historisch falsch war. Tatsächlich war er nach Hitlers Tod lediglich als militärischer Befehlshaber akzeptiert worden, um eine bedingungslose Kapitulation zu sichern. Zudem hatte Hitler kein Recht, seine Ämter zu vererben, was die Relevanz von Dönitz’ Anspruch als Staatsoberhaupt weiter untergrub.

Besonders bemerkenswert ist Dönitz’ Behauptung, die „deutsche Souveränität“ vertreten zu haben. Dieser Gedanke steht im Widerspruch zu den Realitäten unmittelbar nach dem Kriegsende, als die Siegermächte die Kontrolle über Deutschland übernahmen und ein deutscher Staat nicht mehr existierte. Auch der Verweis auf das Internationale Militärtribunal zeigt, dass Dönitz die Fakten seiner eigenen Position nicht korrekt verstanden hatte.

Schließlich wurde das Dokument erst viele Jahre später der Öffentlichkeit zugänglich, was erneut Fragen hinsichtlich der Wahrnehmung und des Umgangs mit der Vergangenheit aufwirft. Die Politik, die unter Schmidt und späteren Kanzlern herrschte, reflektiert das komplexe Spannungsverhältnis zwischen der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit und der gegenwartsbezogenen politischen Realität.

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