Schule neu denken: Ganztagsbildung als Schlüssel zur Konfliktlösung

Ein Schulleiter aus Bayern kritisiert die Halbtagsschule als „schlimmste Form der Schule“. Er plädiert für Ganztagsbildung zur besseren Konfliktlösung und Schülerbindung. Jetzt mehr erfahren!
Ein Schulleiter aus Bayern kritisiert die Halbtagsschule als „schlimmste Form der Schule“. Er plädiert für Ganztagsbildung zur besseren Konfliktlösung und Schülerbindung. Jetzt mehr erfahren!

Rektor aus Bayern beschreibt die für ihn „schlimmste Form der Schule“

In einem aufschlussreichen Gespräch hat Helmut Klemm, der Schulleiter der Eichendorffschule in Erlangen, seine Besorgnis über die Herausforderungen und Mängel von Halbtagsschulen geäußert. Diese Schulform, die in Deutschland weit verbreitet ist, führt seiner Meinung nach zu einer unzureichenden Förderung der Schüler und behindert ihre Entwicklung.

Klemm hebt hervor, dass es in seinen Erfahrungen als Schulleiter nahezu keine Schule ohne Konflikte gibt. An seiner Ganztagsschule, an der er auf zwei Jugendsozialarbeiter und eine Sozialpädagogin zurückgreifen kann, wird aktiv an der Lösung dieser Konflikte gearbeitet. Laut einer Umfrage der Robert Bosch Stiftung haben viele Lehrkräfte mit Gewalt an Schulen zu kämpfen, was die Notwendigkeit von mehr Unterstützung unterstreicht.

Problematik der Halbtagsschule

Der Schulalltag in Halbtagsschulen ist stark inhaltlich fokussiert und lässt wenig Raum für persönliche Interaktion und das Aufgreifen individueller Sorgen der Schüler. Klemm kritisiert die erzieherischen Ansätze dieser Schulen als reaktive Maßnahmen und beschreibt es als „Konditionierung“, wenn Kinder für Regelverstöße bestraft werden. Diese Herangehensweise schaffe eine Umgebung, in der Schüler nicht als Individuen wahrgenommen werden, sondern lediglich als Objekte, die zu lernen sind.

Ein weiterer kritischer Punkt, den Klemm anspricht, ist das Fehlen von Gemeinschaftsgefühl und Identifikation mit der Klasse. Die Struktur von Halbtagsschulen führe dazu, dass soziale Interaktionen und das gemeinsame Lernen vernachlässigt werden, was wichtige Elemente für die Entwicklung der Kinder sind. Die Vorstellung einer Ganztagsschule hingegen eröffnet Möglichkeiten zur Förderung des Miteinanders und der Gemeinschaft.

Die Notwendigkeit von Ganztagsbildung

In seiner Vision für Ganztagsschulen betont Klemm, dass diese Einrichtung nicht nur eine Verlängerung des Schulvormittags sein sollte, sondern grundlegende Änderungen in der Bildungsstruktur erfordere. Es müsse sich um „Ganztagsbildung“ handeln – ein Ort, an dem Schüler nicht nur lernen, sondern auch soziale Fähigkeiten entwickeln und ihre Freizeit sinnvoll gestalten können. Er verweist auf internationale Beispiele, bei denen Ganztagsbildung ein normativer Bestandteil des Bildungssystems ist.

Klemm fordert auch innovative Ansätze zur Integration von außerschulischen Aktivitäten, wie Kooperationen mit lokalen Vereinen oder Handwerkern. Solche Initiativen könnten den Schülern wertvolle praktische Erfahrungen vermitteln und zur Überwindung des Lehrkräftemangels beitragen. Durch aktive Gestaltung von Lernumgebungen könnte das Lernen für die Schüler bereichernder gestaltet werden, wodurch die Schulbildung insgesamt an Qualität gewinnen könnte.

Zusammenfassend stellt Klemm fest, dass die derzeitige Struktur vieler Schulen dringend überdacht werden muss. In einer Zeit, in der Bildung und soziale Interaktion entscheidend für die Entwicklung junger Menschen sind, gilt es, den Rahmen für eine ganzheitliche Förderung zu schaffen.

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