Gedenkgottesdienst in Böblingen: Erinnern an die Reichspogromnacht!
Am 9. November 2025 findet in Böblingen ein Gedenkgottesdienst zur Reichspogromnacht in der Paul-Gerhardt-Kirche statt.

Gedenkgottesdienst in Böblingen: Erinnern an die Reichspogromnacht!
In der beschaulichen Stadt Böblingen findet am 9. November 2025 um 19:00 Uhr ein bedeutsamer Gedenkgottesdienst zur Reichspogromnacht statt. In der Paul-Gerhardt-Kirche, Berliner Straße 39, wird an die grausamen Ereignisse vom 9. auf den 10. November 1938 erinnert, als in Deutschland Synagogen in Flammen aufgingen und die jüdische Bevölkerung verfolgt wurde. Der Gedenktag bekommt in der heutigen Zeit, mit all den aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten sowie dem zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, eine besondere Brisanz. Krzbb berichtet, dass Pfarrerin Gerlinde Feine eine bewegende Predigt halten wird, während Pfarrer Gerhard Steinbach gemeinsam mit einem Team die Liturgie gestaltet.
Doch was passierte damals genau? Der sogenannte Novemberpogrom, auch bekannt als „Reichspogromnacht“ oder „Reichskristallnacht“, war eine gewaltsame Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung im Deutschen Reich, die rund um den 9. November 1938 stattfanden. Jüdinnen und Juden wurden nicht nur diskriminiert, sondern auch aktiv angegriffen. Die Bundeszentrale für politische Bildung beschreibt, dass Synagogen, Geschäfte und Wohnungen brannten und geplündert wurden. Die Gewalthandlungen wurden überwiegend von SA- und SS-Angehörigen ausgeführt, mit stillschweigender Billigung der Zivilbevölkerung und der NS-Regierung.
Die Ereignisse des Pogroms
Das Pogrom wurde durch das Attentat auf den deutschen Diplomaten Ernst vom Rath am 7. November 1938 ausgelöst, das die NSDAP-Führung als Vorwand nutzte. Joseph Goebbels ermutigte die Menschen in einer berüchtigten Rede zu „spontanen“ Demonstrationen gegen die jüdische Bevölkerung. Die Polizei erhielt Anweisungen, nur einzugreifen, wenn „deutsches Leben oder Eigentum“ gefährdet war, was zur ungestörten Durchführung der Gewalt führte. Zeitzeugen berichten von brutalen Übergriffen und Zerstörungen, die bis zum Abend des 10. Novembers andauerten.
Die Zahlen sind erschreckend: Über 1.400 Synagogen und Betstuben wurden zerstört, mehr als 7.500 jüdische Geschäfte wurden geplündert. Offiziell verzeichnete man 91 Todesopfer, aktuelle Forschungen sprechen jedoch von über 1.500. Rund 30.000 jüdische Männer wurden verhaftet und in Konzentrationslager deportiert. Dies veranschaulicht den dreckigen Übergang von reiner Diskriminierung zur systematischen Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung.
Ein Gedenken, das weiterführt
Im Gedenkgottesdienst wird auch Historiker Horst Zecha über das Schicksal der jüdischen Familie Ullmann berichten und damit persönliche Geschichten wieder sichtbar machen, in einer Zeit, in der viele Erinnerungskulturen in Gefahr sind, in Vergessenheit zu geraten. Ein besonderes Highlight wird die musikalische Gestaltung durch Junna Narahashi sowie Schülerinnen und Schüler der Musikschule Böblingen sein, die den Abend zu einem emotionalen Erlebnis machen wird. Es liegt an uns, diese Geschichten zu bewahren und aus der Vergangenheit zu lernen, damit sich solche Gräueltaten nicht wiederholen.
Der Gedenktag ist nicht nur ein Rückblick auf die Geschichte, sondern auch ein Zeichen des Zusammenhalts gegen aktuelle Tendenzen des Hasses. Nur durch das gemeinsame Gedenken können wir die Werte von Toleranz und Menschlichkeit hochhalten.