Kunst im Schatten des Krieges: Mannheimer Künstler berichtet aus Teheran

Kunst im Schatten des Krieges: Mannheimer Künstler berichtet aus Teheran
In einer Zeit, in der die Schlagzeilen von Konflikten und Ängsten geprägt sind, sorgen Geschichten von Hoffnung und Widerstand für Aufmerksamkeit. Mehrdad Zaeri, ein kreativer Kopf aus Mannheim, steht in regem Austausch mit der Situation im Iran, wo die Lage angesichts eines israelischen Angriffs angespannt ist. Eine Freundin von ihm, Shirani, die im Teheraner Hochhausviertel Ekbatan lebt, schildert in E-Mails die erschreckenden Umstände, unter denen sie und ihre Mitmenschen leiden müssen. Sie berichtet von der drückenden Hitze, der ständigen Angst und den Explosionen, deren Geräusch angemessen zu einem Albtraum passt. Die Frau, die als Drehbuchautorin und Journalistin arbeitet, reflektiert auch über ihre gezwungene Abnabelung von ihrem religiösen Elternhaus und die drückende Sorge um ihre Freunde und Familie.
„Es ist unerträglich“, schreibt sie in einem Brief vom 14. Juni. In derselben Nachricht beschreibt sie, wie sie und ihre Freundin S. nachts in Angst wachliegen und die Einschläge hören. Obwohl ihre Eltern sie auffordern, in den Norden zu fliehen, möchte Shirani nicht von ihrem geliebten Teheran weg, auch wenn ihre Situation es erfordert. Sie plant, ihre Sachen zu packen, während der Druck und die Angst um sie herum wachsen. Zwei Tage nach ihrem ersten Brief hat sie die Katze einer Freundin aufgenommen, die die Stadt verlässt, um ihr zu helfen. „Das Zusammenleben in Krisenzeiten ist eine Herausforderung“, sagt Shirani, während sie versuchen muss, inneren Frieden zu finden und gleichzeitig das Chaos um sich herum zu bewältigen. Mehrdad Zaeri bestätigt diese Gefühle und weist darauf hin, dass viele Iraner*innen eine ambivalente Wahrnehmung haben: Hoffnung auf Angriffe gegen das Regime, gepaart mit der Todesangst vor den möglichen Konsequenzen. Laut [SWR] steht das iranische Volk zwischen den Fronten: Entweder kämpfen sie gegen die unterdrückenden Mächte ihres Landes oder sie versuchen, dem Schrecken zu entfliehen.
Literarische Stimmen aus dem Iran
Was geschieht in der Literatur? Diese Frage stellte sich Gerrit Wustmann, ein ausgewiesener Lyriker und Kenner der iranischen Gegenwartsliteratur. Er stellt fest, dass die mediale Nachfrage nach literarischen Werken im Zusammenhang mit politischen Ereignissen zunehmend steigt. Trotz der Hürden, die Zensuren und politischer Druck mit sich bringen, gibt es eine florierende kreativen Szene, insbesondere für Frauen. Wustmann regt an, das Magazin „dort – Lesereihe für persische Gegenwartsliteratur“ zu entdecken, das beeindruckende Geschichten präsentiert, die oft den kafkaesken oder surrealen Charakter tragen. Überraschenderweise stammen über 90 Prozent der eingereichten Werke von Autorinnen, was von einer starken weiblichen Stimme in der iranischen Literatur zeugt.
In diesem Kontext darf die Arbeit von Mehrnousch Zaeri-Esfahani nicht unerwähnt bleiben. Ihre autobiografischen Erzählungen spiegeln die Schmerzgrenzen der Diaspora wider, während sie gleichzeitig eine Brücke in die Heimat schlägt. Ihr Buch „33 Bogen und ein Teehaus“ thematisiert das Reisegefühl und die ständige Suche nach identitätsbegründenden Strukturen. Im Roman, der mit dem eindringlichen Satz endet: „Ich bin Pilgerin aus Isfahan, und mein Pilgerweg war es, Freiheit und Frieden zu finden“, verbindet sie ihre eigene Geschichte mit dem kollektiven Schicksal vieler Iraner. Dies geschah nicht nur aufgrund des Traumas der Kulturrevolution unter Ayatollah Chomeini, sondern auch geprägt von den Fluchterfahrungen ihrer Familie in den 80er Jahren. Dabei geht es in ihrem Werk auch um die unaufhörlichen Fragen der Freiheit und des inneren Friedens, die nicht nur für sie, sondern für viele ihrer Landsleute von Bedeutung sind, wie die Berichte von [HSE] und [Deutschlandfunk Kultur] eindringlich verdeutlichen.
Die Lesung der Schriftstellerin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg am 07. Juli um 18:30 Uhr, bei freiem Eintritt, verspricht nicht nur literarische Inspiration, sondern auch eine tiefere Einsicht in die komplexen Schichten der iranischen Identität.