Eutingen will raus aus Pforzheim: Ein historischer Neuanfang?
Eutingen wurde 1975 gegen den Willen der Bürger nach Pforzheim eingemeindet; nun plant man eine Ausgemeindung nach Niefern.

Eutingen will raus aus Pforzheim: Ein historischer Neuanfang?
Am 28. August 2025 jährt sich ein markantes Ereignis in der Geschichte von Eutingen: Vor 50 Jahren wurde die Gemeinde gegen den Willen ihrer Bürger nach Pforzheim eingemeindet. Die damalige Entscheidung des Staatsgerichtshofs in Stuttgart zugunsten der Eingemeindung sorgte für großen Unmut in der Bevölkerung. Der Vertrag zur Eingliederung wurde schließlich am 28. August 1975 von Pforzheims Oberbürgermeister Willi Weigelt und Eutings Bürgermeister Wilhelm Zorn unterzeichnet. Zuvor war Eutingen die größte Gemeinde des früheren Landkreises Pforzheim und wurde Teil der neu entstandenen Großstadt Pforzheim, was nicht nur organisatorische, sondern auch emotionale Konsequenzen mit sich brachte, wie bnn.de berichtet.
Heute hat Eutingen erneut die Gemüter bewegt, indem die Gemeindeverwaltung einen Antrag zur Ausgemeindung aus Pforzheim gestellt hat. Die Eutinger wünschen sich eine Eingemeindung in die benachbarte Gemeinde Niefern-Öschelbronn. Ortsvorsteher Helge Hutmacher macht seinem Unmut über die aktuelle Lage in Pforzheim Luft und sieht die Chancen für die Zukunft in einer Zusammenarbeit mit Niefern. Laut Hutmacher ist die finanzielle Situation dort deutlich besser, was die Attraktivität des Austritts erhöht. Die Bürgermeisterin von Niefern, Birgit Förster, bestätigt, dass die Idee durch gemeinsame Baumaßnahmen an der A8 zunehmend an Fahrt aufnimmt. Ihre Einschätzung ist, dass eine Vergrößerung der Einwohnerzahl für Niefern Vorteile bringen würde, insbesondere in Bezug auf die Beantragung von Stadtrechten. Der Antrag wurde an den Landtagsabgeordneten Erik Schweickert (FDP) übergeben, der das Vorhaben unterstützen möchte und plant, die Diskussion darüber nach Ostern im Landtag einzubringen. Ähnliche Verfahren werden auch aus Bad Herrenalb und Reutlingen berichtet, wie pz-news.de aufführt.
Ein Blick in die Geschichte
Die Eingemeindung von Eutingen nach Pforzheim wurde von vielen seiner Bürger als unrechtmäßig empfunden. Diese Art von kommunalen Veränderungen ist nicht neu. In der Geschichte Deutschlands gab es immer wieder Versuche, die Verwaltungskraft der Kommunen zu steigern und die Entscheidungsprozesse transparenter zu gestalten. Diese Reformen zielten darauf ab, die Mitwirkung der Bürger zu erhöhen und haben oftmals zu unterschiedlichen Entscheidungsmächten der Kommunen geführt. Entscheidungsprozesse wie diese unterliegen dem Landesstaatlichen Gesetzgeber, der für kommunale Gebietsreformen zuständig ist, wie die bpb.de verdeutlicht.
Eutingen verknüpft mit der Diskussion um die Ausgemeindung auch persönliche, familiäre Verbindungen zur Nachbargemeinde Niefern. Die Emotionen, die sich um die Eingemeindung vor 50 Jahren ranken, werden durch die aktuellen Bestrebungen wieder neu entfacht. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird und ob Eutingen tatsächlich aus Pforzheim herauswächst. Die kommende politische Auseinandersetzung im Landtag verspricht spannende Debatten.