Zolldeal zwischen EU und USA: Ravensburger Firmen in der Zwickmühle

Ravensburgs Unternehmen reagieren auf den neuen EU-US-Zolldeal: Chancen und Unsicherheiten für die regionale Wirtschaft.

Ravensburgs Unternehmen reagieren auf den neuen EU-US-Zolldeal: Chancen und Unsicherheiten für die regionale Wirtschaft.
Ravensburgs Unternehmen reagieren auf den neuen EU-US-Zolldeal: Chancen und Unsicherheiten für die regionale Wirtschaft.

Zolldeal zwischen EU und USA: Ravensburger Firmen in der Zwickmühle

Mit einem neuen Handelskompromiss zwischen der EU und den USA, der einen pauschalen Einfuhrzoll von 15 Prozent auf viele EU-Exporte in die USA vorsieht, ergeben sich für ravensburger Unternehmen sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Die „Schwäbische Zeitung“ hat in einer Umfrage die Reaktionen der regionalen Firmen auf diese Einigung eingeholt und zeigt damit die vielfältigen Perspektiven auf, die in der Region bei diesem Thema herrschen. Laut den Ergebnissen dieser Umfrage, die auch von der IHK Bodensee-Oberschwaben unterstützt wurde, zeigt sich eine vorsichtige Stimmung unter den Unternehmen.

Obwohl viele Firmen die Einigung zwischen der EU und den USA als Ende einer drohenden Zollspirale interpretieren, bleibt die Unsicherheit über die zukünftigen Handelsbedingungen groß. Über 70% der befragten Unternehmen befürchten, dass neue Zölle auf sie zukommen könnten. Fast 90% der exportorientierten Firmen sehen die US-Handelspolitik als große Belastung. Interessant ist, dass beinahe 50% der Unternehmen von einem Rückgang des Handels mit den USA und einer geringeren Nachfrage berichten, während rund 60% angeben, dass sie die Mehrkosten durch Zölle an ihre Kunden weitergeben müssen – was unweigerlich zu Preiserhöhungen führt. Schwäbische Zeitung hat diese Unsicherheiten klargestellt.

Die Stimmen der Wirtschaft

IHK-Präsident Martin Buck hat sich deutlich geäußert und fordert dringend bessere Standortbedingungen in Europa sowie neue Freihandelsabkommen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu stärken. Ein besonders stark betroffener Betrieb ist die Rafi-Gruppe, deren CEO Lothar Seybold erklärt, dass Zölle nur ein Aspekt der Herausforderungen sind. Geopolitische Probleme, wie beispielsweise die Ausfuhrbeschränkungen Chinas, haben direkten Einfluss auf die Rohstoffversorgung. Um sich in diesen volatilen Zeiten abzusichern, diversifiziert Rafi sein Produktportfolio und hat 2023 das US-Unternehmen Xymox übernommen, um flexibler auf Marktbedingungen reagieren zu können.

Eine weitere Stimme ist die von Vetter Pharma, dem größten Arbeitgeber in Ravensburg. Anstatt klare Stellungnahmen zu den Auswirkungen des Zolldeals abzugeben, hat das Unternehmen stark in neue Projekte investiert – konkret in eine klinische Produktionsstätte in Chicago im Wert von 250 Millionen Euro, die bis 2029 fertiggestellt werden soll.

Der Blick über den Tellerrand

Wie ZDF berichtet, hat die Zollpolitik unter ehemaligem Präsidenten Trump viele Firmen dazu veranlasst, verstärkt auf den Binnenmarkt der EU sowie Märkte in Asien und Lateinamerika zu setzen. Während die Zolleinigung für einige Unternehmen eine gewisse Entspannung bringt, bleibt die Realität für viele deutsche Firmen angespannt. Über 50% der Firmen erwarten zunehmende Schwierigkeiten, insbesondere solche, die direkt mit den USA handeln, wo fast 75% der Unternehmen von komplexeren Anforderungen berichten.

Ab dem 7. August 2025 werden die US-Importzölle erhoben, was zusätzliche bürokratische Hürden mit sich bringt. Auch die Unsicherheit über zukünftige Zollschritte fördert einen Rückgang von Aufträgen – wie das Unternehmen Ebbecke Verfahrenstechnik berichtete, das einen Rückgang von 25-30% bei Standardprodukten verzeichnet.

Mit über 40 bereits bestehenden Handelsabkommen und weiteren Verhandlungen mit Ländern wie Indien oder den Mercosur-Staaten sieht sich die EU in einer komplexen Position. Während auf europäischer Ebene die Verhandlungen fortschreiten, droht die Gefahr, dass andere Länder wie China zunehmend neue Märkte erschließen und die EU unter Druck setzen.

Insgesamt ist der neue Zolldeal zwischen der EU und den USA ein zweischneidiges Schwert für die regionalen Unternehmen. Rasant steigende Kosten und wachsende Unsicherheit über zukünftige Handelsbedingungen könnten die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen stark belasten. Die nächsten Monate werden zeigen, wie gut die Firmen in Ravensburg mit diesen Herausforderungen umgehen können.