Der goldene Engel kehrt 75 Jahre nach seinem Sturz zurück nach Reutlingen!

Der goldene Engel kehrt 75 Jahre nach seinem Sturz zurück nach Reutlingen!
Ein Blick in die Geschichte von Reutlingen zeigt, dass die Stadt mit einer besonderen Rarität aufwarten kann: den goldenen Turmengel der Marienkirche. An diesem 18. Juli 2025 blicken wir auf die Rückkehr dieses Wahrzeichens zurück, das vor 75 Jahren, am 18. Juli 1950, nach langer Abwesenheit wieder an seinem Platz installiert wurde. Dieser glanzvolle Engel, der während eines Erdbebens im Jahr 1943 vom Turm fiel, hat nicht nur die Herzen der Bürger erobert, sondern ist mittlerweile ein Symbol des Wiederaufbaus und der Beständigkeit der Stadt.
Damals, nach dem Erdbeben am 28. Mai 1943, das die Region erschütterte, wurde der Engel schwer beschädigt. Die beiden Kreuzblumen, auf denen der Engel thronte, brachen ab, und das Kunstwerk durchbrach das Dach der Marienkirche, bevor es mit Blessuren im nördlichen Seitenschiff landete. Bereit für ein Comeback, war die Restaurierung über Jahre durch die Nachwirkungen des Krieges verzögert worden. Erst 1950 wurde die Maßnahme für die Wiederherstellung der Turmspitze beschlossen, unterstützt durch den einstimmigen Beschluss des Gemeinderats am 14. Juli 1950.
Wiedervereinigung mit dem Himmel
Mit einem Gerüst, das vom Zimmergeschäft Gustav Eisele gestellt wurde, und der geschickten Hand von Kunstschlossermeister Franz Assfalg, starteten die Arbeiten zur Regeneration des Engels. Im Juni 1950 wurde die Restaurierung abgeschlossen. Am 18. Juli des gleichen Jahres wurde der Engel dann mit Seilen den Westturm hinaufgezogen. Eine feierliche Installation, die von der Lokalzeitung mit viel Enthusiasmus begleitet wurde. Dieser Moment wurde als festlich und rührend beschrieben, da der Engel, der fast seit seiner Anbringung im Jahr 1343 über die Stadt wachsam war, zurückkehrte, nachdem er so viel durchgestanden hatte.
Die Anbringung des Engels im Jahr 1343 markierte den Abschluss von beeindruckenden 96 Jahren Bauzeit der gotischen Kathedrale. Über die Jahrhunderte hinweg überstand der Engel zahlreiche Widrigkeiten, wie etwa einen Blitzeinschlag im Jahr 1494 und eine umfassende Überarbeitung nach dem Stadtbrand von 1726. Diese Strapazen haben ihn zu einem Symbol der Stärke und des Überlebens in Reutlingen gemacht. Während seines Aufenthalts im Heimatmuseum in der Ausstellung „Figuren des Heils“ wurde der Engel 2009 kurzzeitig abgenommen, um die Vergoldung zu erneuern, was zeigt, wie wichtig das historische Erbe der Stadt für ihre Bürger ist.
Ein Blick zurück und nach vorne
Anlässlich der Rückkehr des Turmengels zeigt das Stadtarchiv Reutlingen im Rathaus eine Wandvitrinenausstellung, die Fotografien und einen Brief von Richard Raach zur Matrixform für den Guss des Engels umfasst. Diese Ausstellung wird bis Ende Oktober für die Öffentlichkeit zugänglich sein und bietet einen Einblick in die spezifische Geschichte und die Renovierungsmaßnahmen des Engels. Außerdem dokumentiert ein Gemeinderatsbeschluss den Wunsch nach einem Filmarchiv für städtische Ereignisse, um die Geschichte Reutlingens weiterhin lebendig zu halten.
Die Sammlung des Stadtarchivs, die über eine halbe Million Einzelbilder umfasst und nahezu 170 Jahre Stadtgeschichte visualisiert, ist ein gewaltiges Gedächtnis der Region. Auch die Erdbebenzeit und die darauf folgende Restaurierung gehören zu diesem reichen Fundus. Teile des Archivs sind online zugänglich, und interessierte Bürger können sich aktiv an der Identifizierung unbekannter Fotos beteiligen. Ein Ort, an dem die Geschichte der Stadt lebendig bleibt und immer wieder neu erzählt wird.
Die Rückkehr des Marienkirchen-Turmengels ist nicht nur eine Rückkehr eines Kunstwerks, sondern ein lebendiges Stück Stadtgeschichte, das Reutlingen auch heute noch prägt und die Bürger miteinander verbindet.
Der Engel ist nicht einfach nur ein Detail im Stadtbild; er ist ein Symbol für die unermüdliche Kraft des Wiederaufbaus und ein Zeichen des Zusammenhalts für die kommende Generation. So zeigt sich auch die Aussage von gea.de, dass die Rückkehr des Nimbus der Marienkirche in Reutlingen immer ein Grund zur Freude ist.
Für alle, die mehr über die Kunstwerke und die Geschichten hinter der Stadt erfahren möchten, bietet sich ein Besuch im Stadtarchiv an. Weitere Informationen sind verfügbar auf reutlingen.de und fotoarchiv.reutlingen.de.