Rottweil erinnert: Rundgang zu den Spuren der jüdischen Gemeinde

Entdecken Sie Rottweils jüdisches Erbe: Rundgang am 13. Juli, 14 Uhr, mit Stationen wie der ehemaligen Synagoge und dem Friedhof.

Entdecken Sie Rottweils jüdisches Erbe: Rundgang am 13. Juli, 14 Uhr, mit Stationen wie der ehemaligen Synagoge und dem Friedhof.
Entdecken Sie Rottweils jüdisches Erbe: Rundgang am 13. Juli, 14 Uhr, mit Stationen wie der ehemaligen Synagoge und dem Friedhof.

Rottweil erinnert: Rundgang zu den Spuren der jüdischen Gemeinde

Am kommenden Sonntag, den 13. Juli 2025, veranstaltet der Verein „Ehemalige Synagoge Rottweil“ einen Rundgang, der die Besucher auf eine Zeitreise ins jüdische Leben Rottweils mitnimmt. Der Treffpunkt ist um 14 Uhr beim Betsaal in der Kameralamtsgasse 6. Dieser Weg ist mehr als nur ein Stadtspaziergang – er bietet eine wichtige Auseinandersetzung mit der jüdischen Geschichte der Stadt und lässt die Vergangenheit wieder aufleben.

Die Route führt unter anderem zur ehemaligen Synagoge, die von 1861 bis 1938 als Ort des Glaubens diente, sowie zum jüdischen Friedhof. Dort wird den Opfern des gewaltsamen Endes der jüdischen Gemeinde, das während der Pogromnacht im November 1938 stattfand, gedacht. Zudem werden zahlreiche Häuser in der Innenstadt thematisiert, die an die zweite jüdische Gemeinde in Rottweil erinnern. Diese Gemeinde entwickelte sich im 19. Jahrhundert und ist Teil einer Geschichte, die bis ins Jahr 1315 zurückreicht, als Juden erstmals in Rottweil erwähnt wurden.

Eindrucksvolle Historie

Die Geschichte der Juden in Rottweil ist geprägt von Höhen und Tiefen. Bereits 1348 wurde die erste jüdische Gemeinde im Zuge eines Pogroms ausgelöscht. Im Jahr 1418 ließen sich wieder einige jüdische Familien nieder. Ein bedeutender Wendepunkt war das „Juden-Manifest“ von 1798, das den Juden in Rottweil nur gestattete, im Trödelhandel tätig zu sein. Trotz solcher Einschränkungen fand die Gemeinde immer wieder Wege, sich zu organisieren und zu wachsen. So eröffneten sie 1850 einen eigenen Friedhof und richteten 1861 den Betsaal in der Kameralamtsgasse ein, um ihre religiösen Bräuche zu pflegen.

Zu den besonders dunklen Kapiteln in dieser Geschichte zählen die Ereignisse im Jahr 1938, als die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört und verbrannt wurde. Dies war der letzte Streich der grausamen Ausgrenzung der Juden aus dem öffentlichen Leben, die ihren Höhepunkt mit der „Arisierung“ vieler Geschäfte fand. Heute, mehr als 80 Jahre später, erinnert dieses Gedenken vor dem Mahnmal beim Baumfeld im Nägelesgraben an das, was verloren ging.

Einblicke in jüdisches Leben heute

Das Verständnis für jüdisches Leben in Deutschland ist häufig stark von der Opferperspektive geprägt. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, kritisiert, dass diese einseitige Darstellung in Schulen und Medien die kulturellen Aspekte der jüdischen Geschichte verdunkelt. Eine Studie zeigt, dass etwa zwei Drittel des Schulbuchinhalts zur jüdischen Geschichte sich auf den Holocaust konzentrieren. Das verzerrte Bild trägt nicht dazu bei, die Vielfalt jüdischer Erfahrungen und Kulturen zu würdigen.

Das Projekt „Meet a Jew“, initiiert von Marat Schlafstein, will Begegnungen zwischen Juden und Nichtjuden fördern und dazu beitragen, Vorurteile abzubauen. Die Darstellung jüdischer Kultur und Geschichte, insbesondere in der Weimarer Republik, muss näher beleuchtet werden, um ein umfassenderes Bild zu erzeugen.

Die bevorstehenden Rundgänge bieten nicht nur Gelegenheit zum Lernen, sondern auch zum Dialog und zur Reflexion über die oben genannten Themen. Sie sind wichtig, um das Gedenken an die jüdische Geschichte lebendig zu halten und um für eine bunte und vielfältige Gesellschaft einzutreten.

Weitere Informationen zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Rottweil finden Sie auf der Webseite der [ehemaligen Synagoge](ehemalige-synagoge-rottweil.de) und im Artikel von [NRWZ](nrwz.de). Für tiefere Einblicke in die aktuelle Diskussion über jüdisches Leben in Deutschland sei zudem auf den Beitrag von [Deutschlandfunk Kultur](deutschlandfunkkultur.de) verwiesen.