Krise in der Kinderarztversorgung: Sigmaringen und Bad Saulgau betroffen!

Krise in der Kinderarztversorgung: Sigmaringen und Bad Saulgau betroffen!
In Sigmaringen ist die Situation für Eltern in den letzten Wochen alles andere als erfreulich. Seit Ende Juli gibt es in der Stadt nur noch eine Kinderärztin, Dr. Nora Laubrock. Dieser Umstand resultiert aus der Schließung der Praxis von Dr. Marina Hummel, wodurch die Anzahl der Kinderärzte vor Ort drastisch gesunken ist. Vor einigen Jahren waren noch vier Kinderärzte in Sigmaringen aktiv. Diese Entwicklung löst bei vielen Eltern Unsicherheit und Ratlosigkeit aus, wie Schwäbische.de berichtet.
Auch in Bad Saulgau wird ab September eine ähnliche Situation erwartet. Mit der Schließung von Dr. Christoph Seitz bleibt nur Dr. Ulrike Huss übrig, die Kinder und Jugendliche behandeln kann. Dies hat zur Folge, dass im Kreis Sigmaringen zukünftig nur noch 6,25 Kinderarztsitze verfügbar sein werden. Während sich die Versorgungsgrade im Kreis Sigmaringen laut der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) über 100 Prozent belaufen, zeigt sich eine klare Diskrepanz, wenn die aktuellen Praxisschließungen nicht in dieser Statistik berücksichtigt sind.
Versorgungsgrade und deren Bedeutung
Die Feststellung des Versorgungsgrads ist entscheidend für die Planung der Gesundheitsversorgung. Dieser Grad wird durch die Unterscheidung zwischen dem SOLL- und IST-Niveau ermittelt, was hilft, drohende Unterversorgungen zu identifizieren. In einigen Teilen Deutschlands, wie etwa im Kreis Rottweil, liegt dieser Versorgungsgrad bei nur 66,7 Prozent, was den Kreis zum einzigen unterversorgten Gebiet in Baden-Württemberg macht. In Sigmaringen hingegen wird der Versorgungsgrad zum 1. September zwar sinken, bleibt aber dennoch über dem Schwellenwert von 75 Prozent, was bedeutet, dass kein Bedarf für zusätzliche Ressourcen festgestellt wird, wie die KBV anmerkt.
Es ist jedoch wichtig zu hinterfragen, wie regional unterschiedliche Versorgungsgrade zustande kommen. Faktoren wie die Häufigkeit von Krankheiten, die Dichte der Arztpraxen und wie diese Dienstleitungen genutzt werden, spielen eine große Rolle. Auf versorgungsatlas.de können die interessierten Bürger und Gesundheitsdienstleister weitere Informationen über solche Unterschiede in der medizinischen Versorgung in Deutschland finden.
Problematik der Bedarfsplanung
Die aktuelle Lage in Sigmaringen und Bad Saulgau verdeutlicht das Problem der Bedarfsplanung im Gesundheitswesen. Obwohl die KV aktiv nach einer neuen Kinderärztin oder einem Kinderarzt mit vollem Versorgungsauftrag sucht, gibt es immer weniger Mediziner, die eine eigene Praxis übernehmen möchten. Viele bevorzugen mittlerweile Festanstellungen. Das hat zur Folge, dass die Kinderärzte in Pfullendorf, wo momentan vier tägliche Praxen existieren und ein dritter Arzt in Planung ist, die Situation nicht entschärfen kann, sondern zu einer gewissen praktischen Konzentration führt, die der Versorgungsqualität in den umliegenden Städten schadet.
Aktuelle Förderprogramme zur Verbesserung der Versorgungslage fehlen derzeit im Kreis Sigmaringen. Das Gesundheitswesen steht vor der Herausforderung, regionale Unterschiede in der medizinischen Grundversorgung abzubauen und eine gleichwertige medizinische Versorgung für alle Versicherten sicherzustellen. Nur durch umfassende und zielgerichtete Maßnahmen lässt sich langfristig die Rahmenbedingungen für eine optimale Versorgung verbessern.