Aktivisten fordern Schließung: Wilhelma tierische Gefängnisse?

Peta demonstriert am 21.06.2025 vor der Wilhelma in Stuttgart gegen die Haltung gesunder Tiere in Zoos und fordert mehr Tierschutz.

Peta demonstriert am 21.06.2025 vor der Wilhelma in Stuttgart gegen die Haltung gesunder Tiere in Zoos und fordert mehr Tierschutz.
Peta demonstriert am 21.06.2025 vor der Wilhelma in Stuttgart gegen die Haltung gesunder Tiere in Zoos und fordert mehr Tierschutz.

Aktivisten fordern Schließung: Wilhelma tierische Gefängnisse?

In Stuttgart brodelt es: Aktivisten von Peta haben sich am Samstagmittag vor der Wilhelma versammelt, um gegen die Tötung gesunder Tiere in Zoos zu demonstrieren. Unter dem Motto „Artgerecht ist nur die Freiheit“ trugen rund ein Dutzend Mitglieder Tiermasken und hielten Schilder mit provokanten Botschaften wie „Zoos töten gesunde Tiere“. Bei einer umfassenden Recherche im vergangenen Jahr dokumentierte Peta Verhaltensstörungen bei unterschiedlichen Tierarten in der Wilhelma. Die Organisation führt an, seit Jahren Whistleblower-Berichte über Missstände in der Einrichtung zu erhalten.

Beobachtungen zufolge zeigen Tiere wie Reptilien und Menschenaffen besorgniserregende Verhaltensauffälligkeiten, während Elefanten unter unzureichenden Haltungsbedingungen leiden. Besonders die flugunfähig gemachten Flamingos stehen in der Kritik. Im Januar 2025 wurde eine Strafanzeige gegen die Wilhelma bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart erstattet.

Pro und Contra – Die Zoodiskussion im Detail

Während Peta vehement für eine Schließung der Zoos plädiert, die Wildtiere nur Unbehagen verursachen können, sieht es der Direktor der Wilhelma, Thomas Kölpin, ganz anders. Er betont, dass moderne Zoos, zu denen auch die Wilhelma zählt, sich als Artenschutzzentren positionieren. „Hier geht es um weit mehr als nur ums Schaulaufen“, sagt Kölpin. Der Biologe, der seit 2014 die Geschicke der Wilhelma lenkt, appelliert, dass Zoos durch ihre Investitionen in Artenschutzprojekte einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten.

Um das Bewusstsein für bedrohte Arten zu schärfen, investierte die Wilhelma 2023 über eine Million Euro in rund 40 Artenschutzprojekte weltweit. Zudem werden hier Programme für Kinder und Jugendliche angeboten, um die nächste Generation für den Naturschutz zu sensibilisieren. Diese Aktivitäten sind Teil des großen Bildes, das den Zoos einen Bildungsauftrag zuspricht.

Die Zukunft der Zoos

Die Diskussion um die Daseinsberechtigung von Zoos ist jedoch weitreichend und kontrovers. Kritiker wie Peta argumentieren, dass Tiere in Gefangenschaft oft unter psychischen Erkrankungen leiden, während der Verband der Zoologischen Gärten anführt, dass viele Besucher jährlich Zoos aufsuchten. Laut einer Erhebung vor der Corona-Pandemie besuchten drei von vier Familien mindestens einmal im Jahr einen Zoo. Das lässt auf ein starkes öffentliches Interesse schließen.

Veränderungen in der Tierhaltung haben zwar stattgefunden, doch überzeugte die vorherrschende Ansicht nicht alle. Einige Zoos investieren erhebliche Summen in die Modernisierung ihrer Anlagen, um tiergerechte Lebensbedingungen zu schaffen. Doch die Rolle der Zoos als Bildungseinrichtung wird nach wie vor heftig diskutiert. Manche Studien belegen Wissenszuwachs bei den Besuchern, während andere zu dem Schluss kommen, dass der natürliche Lebensraum der Tiere nicht ersetzt werden kann.

Die Frage bleibt: Können Zoos weiterhin als zeitgemäße Einrichtungen gelten, oder sollten alternative Modelle mit artgerechteren Haltungsbedingungen, wie beispielsweise in Freigehegen, stärker gefördert werden? Diese Debatte wird uns wohl noch eine Weile beschäftigen.

Weitere Informationen zu den Vorwürfen und der Stellungnahme der Wilhelma finden Sie in den Berichten von Stuttgarter Nachrichten, den Pro- und Contra-Argumenten bei Südkurier sowie in umfassenden Analysen zur Zukunft der Zoos auf SWR.