Familientragödie: Stiefvater freigesprochen – Doch das Mädchen lügt?

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Im Ebersberger Schöffengericht steht ein Stiefvater wegen sexuellem Missbrauch vor Gericht, während das Mädchen ihre Vorwürfe widerruft.

Im Ebersberger Schöffengericht steht ein Stiefvater wegen sexuellem Missbrauch vor Gericht, während das Mädchen ihre Vorwürfe widerruft.
Im Ebersberger Schöffengericht steht ein Stiefvater wegen sexuellem Missbrauch vor Gericht, während das Mädchen ihre Vorwürfe widerruft.

Familientragödie: Stiefvater freigesprochen – Doch das Mädchen lügt?

Ein erschütternder Fall von sexuellem Missbrauch überschattet die Familie eines Mädchen im bayerischen Ebersberg. Das 13-jährige Mädchen hatte ihren Stiefvater beschuldigt, sie in mehreren konkreten Fällen sexuell missbraucht zu haben. Diese Vorwürfe stehen im Zentrum eines Verfahrens vor dem Schöffengericht, wie die Süddeutschen Zeitung berichtet. Die gesamte Geschichte nahm ihren Anfang mit einer Videovernehmung, die vor etwa einem Jahr stattfand, als das Mädchen Anzeige erstattete.

Bei einer erneuten Anhörung vor dem Amtsgericht jedoch zog es ihre Aussagen im wahrsten Sinne des Wortes zurück und gestand, dass die Vorwürfe erfunden seien. Sie habe aus Rache gehandelt, da ihr der Familienurlaub nach Italien verwehrt geblieben war. Der Stiefvater, der zur Rechtfertigung von Nacktfotos und Videos seiner Stieftochter angibt, diese zur Beweissicherung gespeichert zu haben, stößt mit seiner Erklärung auf Skepsis bei dem Richter, der dies als merkwürdig empfindet. Außerdem wurden problematische WhatsApp-Chats zwischen dem Stiefvater und seiner Stieftochter entdeckt, die die Familie als „Test“ zur Erkundung ihrer Gefühle beschreibt.

Ein komplexer familiärer Hintergrund

Die Situation des Mädchens ist alles andere als einfach. In ihrer Kindheit musste sie bereits diverse Schwierigkeiten überwinden, einschließlich Aufenthalten in Jugendhilfeeinrichtungen und sogar Obdachlosigkeit. Trotz all dieser Herausforderungen beschreibt sie ihren Stiefvater als jemanden, der ihr aufgezeigt hat, was Familie bedeutet. Es bleibt unklar, ob und wie ihre Ängste, dass ihre Mutter den Stiefvater wegen der Anschuldigungen verlassen könnte, mit ihrer Entscheidung, die Vorwürfe zu widerrufen, zusammenhängen. Nach der Anzeige versuchte sie zudem, ihre Beschuldigungen zurückzuziehen und schrieb Briefe, in denen sie die Vorwürfe widerrief. Der Richter fasste die Situation als „Tragödie“ zusammen und äußerte, dass es unklar bleibt, ob die Vorwürfe tatsächlich wahr sind oder nicht.

Das Gericht sprach den Angeklagten in den Missbrauchsfällen frei, sprach ihm jedoch eine Geldstrafe wegen des Besitzes jugendpornografischer Dateien aus: 120 Tagessätze zu je 60 Euro. Ein bitterer Ausgang für alle Beteiligten, insbesondere für das Mädchen, das nun möglicherweise strafrechtliche Folgen ihres Widerrufs zu erwarten hat.

Schutzbedürftige und rechtliche Aspekte

Internationalen Verträge sowie nationale Gesetze sollen Kinder und Jugendliche vor sexueller Gewalt schützen. Der Fokus liegt darauf, Übergriffe zu verhindern und betroffenen Personen nach Gewaltakten Hilfe und Unterstützung zu bieten. Dabei sind die Vorschriften des Familienrechts und des Kinder- und Jugendhilferechts entscheidend, um im Fall von familiären Taten angemessen zu handeln. Die Beauftragte für Fragen des sexuellen Missbrauchs weist darauf hin, dass betroffene Kinder Anspruch auf Entschädigung haben können, sei es durch den Täter direkt oder über das Soziale Entschädigungsrecht des Staates.

Die Komplexität des Falles verdeutlicht, wie vielschichtig die Themen rund um sexuellen Missbrauch und familiäre Beziehungen sind. Es braucht ein großes Maß an Sensibilität und Fachwissen, um mit derartigen Vorwürfen umzugehen und den betroffenen Personen gerechte Unterstützung zukommen zu lassen.