Schafkopf-Seniorinnen aus Oberndorf: 438 Jahre Spaß und Strategie!
Fünf Seniorinnen aus Ebersberg treffen sich wöchentlich zum Schafkopfspielen, verbinden Tradition mit Geselligkeit und Strategie.

Schafkopf-Seniorinnen aus Oberndorf: 438 Jahre Spaß und Strategie!
In Oberndorf, einem kleinen Teil von Ebersberg, treffen sich fünf Seniorinnen jeden Mittwoch in der Stammwirtschaft, um ihrem liebsten Hobby nachzugehen: dem Schafkopfspiel. Mit einem beeindruckenden Alter von insgesamt 438 Jahren, verkörpern Inge Voith, Rosemarie Schedo, Uschi Lechner, Centa Süß und die Wirtin Anni Huber nicht nur die Tradition dieses beliebten Kartenspiels, sondern auch das soziale Leben in ihrer Gemeinde. Dieser wöchentliche Treff ist weit mehr als nur ein Spiel – es ist ein buntes Miteinander, das Generationen verbindet.
Anni Huber, die nicht nur die Wirtin hält, sondern auch mit Leidenschaft spielt, berichtet von vier Schafkopf-Tischen in ihrer Gaststätte. In Ebersberg gibt es nur drei Lokalitäten, in denen das Spiel erlaubt ist, ein Umstand, der die Bedeutung dieser Runden noch unterstreicht. Spaß und Geselligkeit sind die Hauptgründe, warum die Frauen sich regelmäßig treffen, obwohl Inge Voith auch die monetären Aspekte hinzufügt: „Es geht auch um Geld.“ Dabei verwenden die Spielerinnen Fünf-Cent-Münzen für ihre Einsätze und bringen so noch einen zusätzlichen Nervenkitzel ins Spiel.
Schafkopf – Ein bayerisches Kulturgut
Schafkopf ist nicht nur in Oberndorf ein Renner, sondern gilt als das nationale Kartenspiel Bayerns, gespielt von rund zwei Millionen Menschen. Seine Wurzeln reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück und es ist als offizielles Kulturgut anerkannt. Die früheste schriftliche Erwähnung des Spiels datiert auf 1780, und die Regeln wurden 1989 durch den Bayerischen Schafkopf-Verein festgelegt und 2007 überarbeitet. Schafkopf bietet eine Vielzahl an Spielvarianten, darunter auch Bierkopf und Mucken – die perfekte Einführung in das komplexere Spiel.
Doch was macht Schafkopf so reizvoll? Die Kombination aus Strategie, Geschick und ein bisschen Glück sorgt dafür, dass es als „perfektes Gehirnjogging“ gilt. Jeder Spieler strebt an, 61 von 120 möglichen Punkten zu erreichen, und die häufigsten Verträge sind der Rufer, Wenz und Solo, wobei etwa 80% der Spiele als Rufer gespielt werden. Die Karten stammen aus einem 32-Karten-Deck mit den traditionellen deutschen Farben: Eichel, Gras, Herz und Schellen. Interessanterweise wird Schafkopf rechtlich nicht als Glücksspiel eingestuft, was es den Spielern erlaubt, um Geld zu spielen.
Ein Spiel voller Geschichten
Es sind die kleinen Geschichten und Anekdoten, die das Schafkopfspiel lebendig halten. Anni Huber erzählt mit einem Augenzwinkern von der „fünften Person“ am Tisch, die oft als „Brunzvogel“ bezeichnet wird, wenn es mal etwas chaotisch zur Sache geht. Uschi Lechner hat das Spiel bereits im Kindesalter erlernt und Centa Süß sogar während ihrer Zeit im Schützenverein. So wird jeder Spielabend zu einem Treffen voller Erinnerungen und neuen Erlebnissen.
Wie in vielen Regionen, hat auch Schafkopf in Oberndorf seine eigene Sprache und viele regionale Varianten, die das Spiel bereichern. Dabei ist es nicht nur ein Zeitvertreib: Die Spielerinnen sprechen von „ein Leben lang dazulernt“, während sie sich um die Karten bemühen. Schafkopf verbindet eben nicht nur Generationen, sondern auch Tradition und Geselligkeit in der heutigen Zeit.
Ob in der gemütlichen Wirtshausatmosphäre oder bei besonderen Anlässen, das Schafkopfspiel bleibt eine herzliche Tradition, die die Menschen zusammenbringt. Die fünf Oberndorferinnen zeigen, wie viel Freude und Gemeinschaft in einem einfachen Kartenspiel stecken kann – und das über Generationen hinweg. In diesem Sinne sind sie die wahren Botschafterinnen der bayerischen Kultur.
