Bürgerentscheid in Grafrath: Klimaschutz oder Landschaftsschutz?

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Fürstenfeldbruck plant bis 2040 Klimaneutralität. Bürgerentscheid zur Photovoltaikanlage am 13. Juli weckt Kontroversen.

Fürstenfeldbruck plant bis 2040 Klimaneutralität. Bürgerentscheid zur Photovoltaikanlage am 13. Juli weckt Kontroversen.
Fürstenfeldbruck plant bis 2040 Klimaneutralität. Bürgerentscheid zur Photovoltaikanlage am 13. Juli weckt Kontroversen.

Bürgerentscheid in Grafrath: Klimaschutz oder Landschaftsschutz?

Doch was gibt es Neues aus Fürstenfeldbruck? Hier stehen große Veränderungen an, denn der Kreistag hat bereits im Jahr 2000 beschlossen, bis 2030 vollständig auf umweltfreundliche Energien umzusteigen. Dieses ehrgeizige Ziel soll teilweise durch innovative Maßnahmen erreicht werden. Im Rahmen eines neuen Plans will man nun sogar bis 2040 klimaneutral sein. Das bedeutet: Ein neuer Plan sieht vor, auf 160 Hektar Freiflächen Solaranlagen, 26.000 Einfamilienhäuser und 42 Windräder zu installieren. Diese Strategie ist Teil einer umfassenden Energiewende und der Landkreis will auch auf Biotonnen setzen sowie Gebäude sanieren und Geothermie nutzen.

Bei so viel Fortschritt gibt es jedoch auch Spannungen. Im malerischen Mauern ist ein Konflikt um eine geplante Photovoltaikanlage auf 33 Hektar im Landschaftsschutzgebiet entstanden. Ursprünglich plante man eine größere Fläche, doch der Entwurf hat nun die Dimensionen auf 25 Hektar reduziert, wo dann Solar-Paneele auf maximal 12 Hektar installiert werden sollen. Das Vorhaben wäre in der Lage, bis zu 20 Megawatt Solarstrom zu liefern. Doch damit nicht genug: Es gibt bereits rund 300 Einwendungen von Bürgern, wobei etwa 50 bis 60 eine positive Haltung zur Anlage einnehmen. Mit hohen Wellen schlägt auch eine Bürgerinitiative, die sich vehement gegen das Bauvorhaben wehrt. Der Kritikpunkt: Die Platzierung im Landschaftsschutzgebiet und die Höhe der Anlage von 3,80 Metern.

Stimmen aus der Gemeinde

Wie sieht es mit den Meinungen in der Gemeinde aus? Der Landwirt und CSU-Gemeinderat Max Riepl-Bauer sieht in der Fläche das beste Potenzial, während Stimmen von Fridays for Future und der Bürgermeister das Projekt unterstützen. Dem gegenüber stehen die Bürger für Grafrath (BfG), die Bedenken hinsichtlich der Größe und Höhe der geplanten Anlage äußern. Kritisch wird auch diskutiert, dass der Feldweg entweder erhalten oder um die Anlage herumgeführt werden soll.

Interessanterweise warnen Energieexpert:innen des bayerischen Bauernverbandes vor einem Überangebot an Solarstrom, was einen Einnahmeverlust für Betreiber nach sich ziehen könnte. Vor diesem Hintergrund hat der Gemeinderat ein Ratsbegehren beschlossen – ein Schritt, um die Meinungen der Bürger zum Projekt klar zu erfassen. Am 13. Juli wird nun ein Bürgerentscheid stattfinden, der als Wahl zwischen Klima- und Landschaftsschutz betrachtet wird.

„Grüne“ Technologie mit Herausforderungen

Bei solch einem Vorhaben drängen sich auch Fragen des Naturschutzes auf. Die Errichtung von Photovoltaik-Modulen kann die Artenzusammensetzung, Mikroklima und Flächennutzung in der Region entscheidend beeinflussen. Ungünstige Standorte können sich negativ auf Pflanzen, Tiere und die biologische Vielfalt auswirken. Daher setzt sich das Bundesumweltministerium für eine stärkere Berücksichtigung des Naturschutzes beim Ausbau von Photovoltaikanlagen ein. Es wird empfohlen, die Vorrangregelung bei der Energiegewinnung auf Dächern oder durch die Nutzung von Geothermie auszuweiten, um den Flächenverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren. Dies ist besonders wichtig, um eine Konkurrenz mit anderen Flächennutzungen wie Acker- oder Naturschutzflächen zu vermeiden.

In diesem Kontext stehen wir vor der Herausforderung, den Spagat zwischen erneuerbaren Energien und dem Schutz unserer wertvollen Natur zu meistern. Die kommenden Entscheidungen in Fürstenfeldbruck könnten nicht nur die Zukunft der Region prägen, sondern auch als Modell für andere Gemeinden dienen. Das Aufeinandertreffen von modernem Umweltschutz und traditionellen Werten wird wohl das Hauptthema der nächsten Wochen bleiben. Eine Sache steht fest: Hier ist noch viel Bewegung im Gange.