München gedenkt: 9 Jahre nach dem rassistischen Attentat am OEZ

Am 22. Juli 2025 erinnert München am OEZ an die Opfer des rassistischen Anschlags von 2016 mit einer Gedenkveranstaltung.

Am 22. Juli 2025 erinnert München am OEZ an die Opfer des rassistischen Anschlags von 2016 mit einer Gedenkveranstaltung.
Am 22. Juli 2025 erinnert München am OEZ an die Opfer des rassistischen Anschlags von 2016 mit einer Gedenkveranstaltung.

München gedenkt: 9 Jahre nach dem rassistischen Attentat am OEZ

Der 22. Juli 2016 bleibt ein dunkles Kapitel in der Geschichte Deutschlands. An diesem Tag eröffnete ein 18-Jähriger am Münchner Olympia-Einkaufszentrum mit einem Gewehr das Feuer und tötete dabei neun Menschen, bevor er sich selbst das Leben nahm. Bei diesem rassistischen Anschlag wurden zahlreiche weitere Menschen verletzt, und der Schock darüber sitzt bis heute tief. Um an die tragischen Ereignisse zu erinnern, lädt die Stadt München am Dienstag, den 22. Juli, ab 17.30 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung am Denkmal „Für Euch“ an der Hanauer Straße 77 ein. Hierbei wird Oberbürgermeister Dieter Reiter sprechen, ebenso wie Hinterbliebene der Opfer des Attentats und anderer rassistischer Gewalttaten, darunter die Geschehnisse in Halle und Hanau. Das gemeinsame Gedenken findet genau zum Zeitpunkt des Attentats am Denkmal statt, das seit 2017 an die Opfer erinnert, welches jedoch in der Vergangenheit ohne die Mitbestimmung der Angehörigen gestaltet wurde und auf Kritik gestoßen ist, wie Amnesty berichtet.

Die Kritiken am Erinnerungsort sind zahlreich. Angehörige mahnen eine stärkere Einbindung in die Gedenkgespräche an, da sie sich oft ausgeschlossen fühlen. So äußert Gisela Kollmann, dass der Erinnerungsort am Olympia-Einkaufszentrum ohne ihre Mitbestimmung entstand. Auch Margareta Zabërgja kritisiert die schnelle Entscheidung zur Gestaltung dieses Erinnerungsortes und fordert mehr Transparenz und Teilhabe der Hinterbliebenen. Der Geschichts- und Gedenkdiskurs ist in Deutschland geprägt von einem kollektiven Gedächtnis, das manchmal tragische Geschehnisse in den Schatten stellt, wie die Attentate in Solingen, Hanau oder die Taten des NSU. Rechtsextremistische Gewalt war in Deutschland nie verschwunden, wurde jedoch lange Zeit in der Erinnerungskultur ignoriert, wie die bpb feststellt.

Eintreten für Anerkennung und Aufklärung

Mandy Boulgarides, eine weitere Stimme aus den Reihen der Hinterbliebenen, hebt die Wichtigkeit der Zusammenarbeit zwischen Angehörigen und Behörden hervor, um die Erinnerungskultur zu verbessern und die Gesellschaft über die Täter und deren Motive aufzuklären. Sie betont, dass es nicht ausreicht, die Symptome zu bekämpfen, ohne die Wurzeln des Problems anzugehen. In dieser Debatte spielt das Zuhören eine zentrale Rolle, wie Robert Höckmayr betont. Nur so könne eine adäquate Erinnerungskultur entstehen, die die Vielfalt der Opfer und ihrer Geschichten anerkennt.

In diesen Gedächtnisriten kommen auch Angehörige aus anderen Opfern rechtsextremer Gewalt zusammen. Der Bezug zwischen den Hinterbliebenen des NSU und der Opfer der Oktoberfestanschläge wird in der Diskussion als besonders wichtig erachtet. Diese Vernetzung trägt dazu bei, eine umfassende Erinnerung an die Gewalttaten und deren Hintergründe zu schaffen. Zahlreiche Angehörige betonen, dass der rechtsradikale Hintergrund des Münchner Anschlags deutlicher ins kollektive Gedächtnis gerufen werden sollte, um eine vollständige Geschichte der Gewalt in Deutschland zu erzählen.

Eine nachhaltige Erinnerungskultur schaffen

Die Ansprüche an die Erinnerungskultur sind enorm gestiegen. Es gibt einen klaren Bedarf an weiteren Erinnerungsorten und einer besseren Kennzeichnung der Geschehnisse. Boulgarides hofft auf ein stärkeres Bewusstsein in der Gesellschaft und dass fehlerhafte Berichterstattungen korrigiert werden. Frauen wie Gisela Kollmann fordern zudem Einblick in die Polizeiakten, um mehr Klarheit über die Umstände des Schicksals ihrer Angehörigen zu erlangen. Diese Forderungen zeigen, dass die Vergangenheit nicht vergessen werden darf und die Stimmen der Überlebenden und Hinterbliebenen unüberhörbar sein sollten.

Laudator:innen und Angehörige der Opfer arbeiten Hand in Hand, um dem Gedenken an die Vorfälle eine neue Richtung zu geben. Dies geschieht verstärkt in der Form von zivilgesellschaftlichen Initiativen, die Raum für Dialog schaffen und die Erinnerung an rassistische und rechtsextreme Gewalt in Deutschland aktiv aufrechterhalten. So bleibt das Gedenken an den Oberbürgermeister und die Hinterbliebenen von großer Bedeutung. Es gilt, die Aufklärung voranzutreiben und den kollektiven Diskurs zu einem gemeinsamen Vorantreiben von Empathie und Verständnis zu fördern.