Mehr als zwei Drittel der Deutschen meiden Nachrichten – Warum?

Mehr als zwei Drittel der Deutschen meiden Nachrichten – Warum?
In Deutschland sorgt eine aktuelle Untersuchung für Aufsehen: Der „Reuters Institute Digital News Report 2025“ zeigt, dass 71% der Internetnutzer aktiv Nachrichten vermeiden. Damit hat sich die Zahl des letzten Jahres von 69% nochmals erhöht. Prominente Gründe für diese Tendenz sind die negativen Auswirkungen auf die Stimmung, die 48% der Befragten angeben. Einige fühlen sich zudem von der Fülle an Berichterstattung über Konflikte und Kriege erschöpft. Laut dem Bericht fühlen sich 39% der Nachrichtenvermeider in diesem Kontext gestresst, was die Forscherin Julia Behre als selektive Nachrichtenvermeidung beschreibt, die nicht bedeutet, dass gar keine Nachrichten konsumiert werden.
Interessant ist, dass ältere Menschen, insbesondere diejenigen ab 55 Jahren, häufiger anmerken, dass die Berichterstattung über Kriege zu viel sei. Bei den Jüngeren, im Alter von 18 bis 24, geben 43% an, sich von der Nachrichtenflut erschöpft zu fühlen, während 19% der Meinung sind, dass die Informationen für sie irrelevant sind. Trotz dieser Nachrichtenvermeidung zeigt sich ein stabiles Interesse: 55% der Erwachsenen in Deutschland sind nach wie vor stark an Nachrichten interessiert, und 91% konsumieren mehrmals pro Woche Nachrichten, wie Radiolippe berichtet.
Vertrauen in Nachrichten bleibt stabil
Ein weiterer, positiver Aspekt sind die Vertrauenswerte in Nachrichtenquellen. 45% der erwachsenen Online-Bevölkerung vertrauen dem Großteil der Berichterstattung und zeigen damit eine Stabilität im Vertrauen, die sich insbesondere bei öffentlich-rechtlichen Nachrichten sowie bei Lokal- und Regionalzeitungen widerspiegeln lässt. Es ist auffällig, dass über 50% der Befragten menschlich produzierte Nachrichten als vertrauenswürdiger empfinden als solche, die durch Künstliche Intelligenz generiert werden, wie Leibniz HBI anmerkt.
Soziale Medien stellen eine der häufigsten Quellen für Nachrichten dar. 66% der erwachsenen Nutzer konsumieren diese mindestens einmal pro Woche. Besonders bei den 18- bis 24-Jährigen erreichen soziale Netzwerke wie YouTube und Instagram hohe Nutzungsraten. Eine Herausforderung für die Glaubwürdigkeit dieser Plattformen besteht darin, dass 57% der Befragten TikTok und 53% X (ehemals Twitter) als gefährlich für die Verbreitung von Falschmeldungen einschätzen.
Nachrichtenvermeidung als Schutzstrategie
Ein weiterer Punkt, der im Report beleuchtet wird, ist die Nachrichtenvermeidung als Schutzmechanismus. Diese Vermeidung kann durchaus mit positiven Effekten einhergehen, etwa einem stärkeren zivilgesellschaftlichen Engagement. Daraus folgt, dass Nachrichtenvermeidung nicht als Desinteresse gewertet werden sollte, sondern als eine Form des Selbstschutzes gegen psychischen Stress, wie ARD Media erläutert.
Zusammenfassend zeigt sich ein facettenreiches Bild von Nachrichtenvermeidung in Deutschland. Während viele Menschen sich aktiv von Negativberichterstattung abwenden, bleibt das Vertrauen in verlässliche Nachrichtenquellen stabil. Gleichzeitig sind neue Anforderungen an die Medienlandschaft zu spüren, die auf die Bedürfnisse und Präferenzen der heutigen Nutzer eingehen müssen. Nach einer intensiven Berichterstattung über Konflikte, Pandemien und andere Krisen scheint es, als ob die Bevölkerung einen neuen Umgang mit Nachrichten sucht – einen, der besser zur eigenen psychischen Gesundheit beiträgt.