Tschechen-Hafen in Hamburg: Ein einzigartiges Kapitel neigt sich dem Ende zu

Entdecken Sie die Geschichte und Zukunft des Tschechen-Hafens in Hamburg: Von der Blütezeit zur Transformation des Areals.

Entdecken Sie die Geschichte und Zukunft des Tschechen-Hafens in Hamburg: Von der Blütezeit zur Transformation des Areals.
Entdecken Sie die Geschichte und Zukunft des Tschechen-Hafens in Hamburg: Von der Blütezeit zur Transformation des Areals.

Tschechen-Hafen in Hamburg: Ein einzigartiges Kapitel neigt sich dem Ende zu

In Hamburg bahnt sich das Ende eines kleinen, aber feinen Kapitels Hafen-Geschichte an: Der Tschechen-Hafen, der seit 1929 als eine wichtige Drehscheibe für die Elbe-Schifffahrt diente, steht vor seiner Schließung. Mit einem letzten Pachtvertrag, der bis November 2028 läuft, wird das Areal nach dem Auslaufen des Vertrags in den neuen Stadtteil Grasbrook integriert werden, wo bereits umfassende Bauprojekte in Planung sind. Der Tschechen-Hafen liegt in der Nähe der Elbbrücken, und hier sollen 3.000 Wohnungen sowie 16.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.

Der Tschechen-Hafen, der einst in den 1970er und 80er Jahren hoch im Kurs stand, ist heute allerdings verwaist. Die Hafenbecken sind stark verschlickt, sodass keine Schiffe mehr anlegen können. „Es war eine schöne Zeit“, so Harald Hintz, ein ehemaliger Hafenarbeiter, der von 1986 bis 2002 dort tätig war. Zu seinen besten Zeiten diente der Hafen als wichtige Drehscheibe für die Tschechoslowakei, die im Rahmen des Versailler Vertrags bis zu 28.540 Quadratmeter Nutzfläche in Hamburg erhielt.

Historischer Hintergrund

Im Jahr 1919 wurde ein 30.000 Quadratmeter großes Gebiet an die Tschechoslowakei verpachtet – eine Regelung, die im Versailler Vertrag festgehalten war. Der Tschechen-Hafen war nicht nur ein logistisches Zentrum, er erlebte seine Blütezeit in den 1980er Jahren, als die Tschechoslowakische Elbe-Schiffahrtsgesellschaft über 600 Binnenschiffe betrieb. Exportgüter wie Zucker, Kohle und Glasprodukte wurden hier abgefertigt, was den Hafen zu einem zentralen Punkt für den internationalen Warenverkehr machte.[NDR]

Allerdings begann nach der politischen Wende in den späten 80ern der Niedergang des Hafens. Die staatliche Reederei wurde privatisiert, und die ČSPLO meldete 2001 Konkurs an. Im Zuge dessen wurde das Klubschiff „Praha“ zum Hotelschiff in Prag umfunktioniert, während das Werkstattschiff „Vltava“ auf eine neue Bestimmung wartet.

Zukunftsperspektiven

Die Stadtverwaltung Hamburg hat bereits Pläne aufgestellt, das Gelände des Tschechen-Hafens neu zu gestalten. Dabei steht das Thema „Nachhaltigkeit“ ganz oben auf der Agenda. In einem umfassend aktualisierten Hafenentwicklungsplan bis 2040 wird der Hamburger Hafen als zentral für die Wirtschaftskraft der Exportnation Deutschland und die Versorgungssicherheit in Europa beschrieben.[Hamburg Port Authority]

In den neuen Planungen wird auch der Bau einer Moldauhafenbrücke erwähnt, die den Stadtteil Grasbrook an das bestehende Verkehrsnetz anbinden soll. Zudem ist ein U-Bahnhof „Moldauhafen“ an der Linie U4 in Planung, welcher die Anbindung an den neuen Stadtteil erleichtern soll. Interessanterweise wurde der Name „Moldauhafen“ für die U-Bahn-Haltestelle in einer Online-Abstimmung gewählt.[Wikipedia]

Die Stadt Hamburg und Tschechien führen zurzeit Gespräche über einen Flächentausch, um auch nach 2028 tschechischen Unternehmen im Hafenbereich eine neue Heimat zu bieten. Die Entwicklungen im Tschechen-Hafen sind also nicht nur eine Geschichte des Rückzugs, sondern auch eines Neuanfangs, der eng mit der wirtschaftlichen und urbanistischen Neuorientierung Hamburgs verknüpft ist.