Karl Schlögel erhält Friedenspreis: Ein Aufruf für die Ukraine!
Karl Schlögel erhält 2025 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in Frankfurt. Seine Rede thematisiert den Ukraine-Konflikt.

Karl Schlögel erhält Friedenspreis: Ein Aufruf für die Ukraine!
In einem bewegenden Rahmen in der Frankfurter Paulskirche wurde Karl Schlögel mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Die Zeremonie, die auch das Ende der 77. Frankfurter Buchmesse markierte, zog über 700 Gäste an, darunter namhafte Persönlichkeiten wie Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und Bundestags-Vizepräsident Omid Nouripour. Schlögel, ein 77-jähriger Historiker und Osteuropa-Experte, gilt als eine prägende Stimme in der aktuellen Debatte über Europa und den Krieg in der Ukraine. Das ZDF berichtet, dass dieser Preis zu den bedeutendsten in Deutschland zählt.
Klar und unmissverständlich sprach Schlögel in seiner Dankesrede davon, dass der Konflikt als Krieg und nicht lediglich als Ukraine-Konflikt bezeichnet werden sollte. Er wagte eine scharfe Kritik am russischen Regime und bezeichnete Wladimir Putin als “Meister der Eskalationsdominanz”. Nach dem Schock der Annexion der Krim im Jahr 2014 und dem Kriegsausbruch 2022 ist Schlögels Perspektive als Historiker besonders gefragt gewesen, insbesondere in Zeiten, wo der Krieg in Europa als einer der größten Umbrüche in seinem Leben empfunden wird. Im BR wird hervorgehoben, dass Schlögel auch in Zukunft ein verstärktes Verständnis der Ukraine und die kritische Auseinandersetzung mit der russischen Aggression propagiert.
Ein Leben für die Geschichte
Geboren 1948 im beschaulichen Hawangen im Allgäu, entwickelte Schlögel bereits früh eine Faszination für Osteuropa. Erste Reisen nach Prag und Moskau in den 60ern prägten seine Karriere. Er hat stets einen ganz besonderen Zugang zur Geschichte gesucht: „Ich möchte Geschichte vor Ort erforschen, nicht vom Schreibtisch aus“, so die Überzeugung des Historikers, wie auch das FAZ belegt. Dies hat ihn dazu geführt, mit seinen eindrücklichen Erfahrungen und Beobachtungen eine eigene Perspektive auf die turbulente Geschichte und Gegenwart Osteuropas zu entwickeln.
Sein bedeutendstes theoretisches Werk, „Im Raume lesen wir die Zeit“, beleuchtet die bewegte Historie und die kulturellen Umbrüche in Städten wie Lwiw, die Schlögel als Teil einer gemeinsamen europäischen Geschichte betrachtet. Bei einem Besuch in Lwiw, das durch verschiedene Herrschaften wie ungarnisch, polnisch und sowjetisch geprägt wurde, betont er die Dringlichkeit, die Stadt „zum Sprechen zu bringen“.
Weckruf für Europa
Die treibende Kraft hinter Schlögels Engagement ist die Überzeugung, dass der Krieg gegen die Ukraine auch ein Krieg gegen die europäischen Werte ist. Er beschreibt die Ukrainer als Realisten, die sich engagiert gegen einen entschlossenen Aggressor zur Wehr setzen. Dies wird auch von der Jury des Friedenspreises unterstrichen, die betont, dass ohne eine freie Ukraine kein Frieden in Europa möglich sei.
Mit seinem Blick auf die aktuellen geopolitischen Spannungen und den Respekt, den er den Soldaten entgegenbringt, möchte Schlögel nicht nur für Frieden werben, sondern auch als Spiegel für Europa fungieren. Besonders eindrücklich war ein leerer Stuhl bei der Preisverleihung, der an den algerischen Schriftsteller Boualem Sansal erinnerte, der derzeit inhaftiert ist. Die Laudatorin Katja Petrowskaja würdigte in ihrer Ansprache Schlögels „Erfahrungsbereitschaft“ und „Beobachtungsfähigkeit“ und erinnerte an ein persönliches Gespräch, das sie 2022 auf einer Demo in Berlin mit ihm führte. Dies zeigt, wie sehr Schlögels Arbeit und seine persönlichen Erfahrungen miteinander verwoben sind.
Mit einer solchen Perspektive ist es kein Wunder, dass Karl Schlögel die Auszeichnung erhält, die ihn nicht nur ehren soll, sondern auch die Aufmerksamkeit auf die immensen Herausforderungen lenkt, vor denen Europa heute steht.