125 Jahre Fulda Gummiwerke: Jubel und Abschied für 1.050 Jobs!
Erfahren Sie die Geschichte der Fuldaer Gummiwerke, die 2025 ihr 125-jähriges Bestehen feiern, und die bevorstehende Werksschließung.

125 Jahre Fulda Gummiwerke: Jubel und Abschied für 1.050 Jobs!
In diesem Jahr feiern die Fuldaer Gummiwerke ein bemerkenswertes Jubiläum: 125 Jahre erfolgreiche Unternehmensgeschichte. Gegründet im Jahr 1900 von Ingenieur Gustav Becker und Kaufmann Moritz Hasenclever, hat sich das Unternehmen zu einem wichtigen Akteur in der Reifenindustrie entwickelt. Der Standort in Fulda wurde damals strategisch an der Künzeller Straße gewählt, um den direkten Anschluss ans Schienennetz und die niedrigen Löhne zu nutzen. Anfangs konzentrierte sich die Produktion auf eine breite Palette an Gummiprodukten, darunter Schuhabsätze, Tabakpfeifen und Dichtungsringe, bis schließlich 1906 die ersten Fahrradreifen hergestellt wurden. Die Reisenden im Jahr 1910 staunten nicht schlecht über die Einführung des erfolgreichen Fahrradreifens „Diadem“. Bereits 1913 zählte das Werk 300 Mitarbeitende.
Die Geschichte der Fulda Reifen ist geprägt von technologischen Innovationen. Insbesondere die „Parabel“-Reifen von 1925 und der erste pneumatische Lkw-Reifen „Elastic“ von 1929 setzten Maßstäbe in der Branche. Trotz der erschütternden Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg gelang es dem Werk, die Produktion 1946 in provisorischen Anlagen wieder aufzunehmen. Dass das Unternehmen über mehrere Weltkriege, Fusionen und Technologiewandel hinweg bestehen konnte, spricht für seine Resilienz.
Aktuelle Herausforderungen und Veränderungen
Doch die Feierlichkeiten zum 125-jährigen Bestehen kommen zu einem aufreibenden Zeitpunkt. Im November 2023 wurde die Schließung des Werks bis zum dritten Quartal 2025 aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten, sinkender Auslastung und globaler Produktionsverlagerungen angekündigt. Dies bedeutet das Aus für über 1.000 Arbeitsplätze, von denen viele Mitarbeitende einen Großteil ihres Berufslebens in diesem Werk verbracht haben.
Zusätzlich zu diesen lokalen Entwicklungen steht die gesamte Reifenindustrie vor großen Veränderungen. 5min.at berichtet über einen Wandel durch technologische Innovationen und neue Marktanforderungen. In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Allwetterreifen stark gestiegen, insbesondere in Regionen mit milderen Wintern. Diese Reifen kombinieren die Eigenschaften von Sommer- und Winterreifen und sind besonders kosteneffizient. Die Reifenindustrie kann sich zudem modernen Trends nicht entziehen: Elektrofahrzeuge benötigen spezifische Reifen mit höherer Tragfähigkeit und geringem Rollwiderstand. Diese neuen Anforderungen, zusammen mit der Digitalisierung, die den Online-Verkauf von Reifen vorantreibt, stellen die Hersteller vor neue Herausforderungen und Chancen.
Obwohl Fulda Reifen als Teil der Goodyear Dunlop Gruppe agiert und das Reifenentwicklungsteam im Goodyear Innovation Center in Luxemburg tätig ist, bleibt die Zukunft ungewiss. Die Marke bleibt trotz der Übernahme durch Goodyear im Jahr 1962 eigenständig. Ab 2025 wird jedoch die gesamte Fertigung in Fulda eingestellt, was die Traditionsmarke vor eine große Herausforderung stellt.
Ausblick in die Zukunft
Die Herausforderungen sind erheblich, aber die Reifenindustrie beweist sich als anpassungsfähig. Die Verbraucher können sich auf Innovationen freuen, wie selbstheilende Reifen und intelligente Reifen mit Sensoren, die Reifendruck und Temperatur überwachen. Seine Zukunft könnte das Unternehmen dennoch nicht mehr in Fulda gestalten, sondern als Teil eines größeren, dynamischen Marktes im Reifenbereich, wo Flexibilität und strategische Partnerschaften immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Die 125 Jahre der Fuldaer Gummiwerke haben die Reifenlandschaft nachhaltig geprägt, und trotz der schmerzlichen Schließung bleibt das Erbe des Unternehmens stark mit der Region verbunden.