Gießen erinnert: Ria Deeg und der Kampf gegen das Vergessen
Am 18. November 2025 gedenkt Gießen der Widerstandskämpferin Ria Deeg mit Aktionen des DGB und einem Antifaschistischen Stadtführer.

Gießen erinnert: Ria Deeg und der Kampf gegen das Vergessen
Am 18. November 2025 wird Gießen zum Schauplatz eines wichtigen Aktionstags des DGB. Unter dem Motto der Erinnerungsarbeit wird der „Antifaschistische Stadtführer“ präsentiert, der 24 Stationen zur Geschichte Gießens im Dritten Reich beleuchtet. Dies ist mehr als nur eine Rückschau; es dient auch als Warnung an die junge Generation vor den Gefahren rechtsextremer Ideologien. Ernst Richter, der ehemalige Geschäftsführer des DGB Mittelhessen, hebt hervor, wie bedeutend es ist, aus der Geschichte zu lernen und gegen den Rechtsextremismus einzutreten.
Im Rahmen des Aktionstags fordert der DGB eine öffentliche Ehrung der Widerstandskämpferin Ria Deeg, die jedoch bisher vom Stadtparlament nicht unterstützt wurde. Ihre Geschichte ist ein leuchtendes Beispiel für Mut und Zivilcourage im Angesicht des faschistischen Regimes. Ria Deeg, eine starke Stimme des Gießener Widerstands, stellte sich offen gegen die Nationalsozialisten, organisierte illegale Aktivitäten und pflegte Kontakte zu Verfolgten. Viele wissen nicht, dass Frauen wie Deeg oft im Schatten stehen, wenn es um die Erinnerung an den Widerstand geht. Eine Würdigung Deegs würde ihre Rolle und die vieler anderer Frauen in dieser dunklen Zeit sichtbar machen und an die Aussage erinnern: „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“
Ein Mahngang durch die Geschichte
Der Mahngang während des Aktionstags führt Teilnehmer durch verschiedene historische Stationen, darunter das Judenghetto an der Walltorstraße und den Landgraf-Philipp-Platz, der einst Standort des Instituts für Erb- und Rassenpflege war. Man wird auch an Hans Hoffmann erinnert, der trotz seiner Verstrickungen während des Naziregimes 1952 Polizeichef wurde. Diese Stationen rufen nicht nur die Erinnerung an die Greueltaten hervor, sondern verdeutlichen auch, wie wichtig die Erinnerungskultur für die Gegenwart ist.
Ein zentrales Element des Aktionstags ist die geplante Enthüllung einer Kopf-Plastik von Ria Deeg im DGB-Haus. Damit soll den zukünftigen Generationen der Wert von Solidarität und der Kampf gegen Ungerechtigkeiten nähergebracht werden. Der DGB selbst plant zudem eine Kundgebung am 29. November 2025 gegen die Gründung einer neuen Jugendorganisation der AfD in Gießen. Dies ist ein weiterer Schritt, um die Werte des Widerstands gegen Extremismus und Intoleranz aktiv zu vertreten.
Erinnerung als Auftrag für die Zukunft
Die Erinnerungsarbeit gewinnt angesichts des Wiederauflebens rechtsextremer Strömungen an Brisanz. Ria Deegs Vermächtnis lebt nicht nur in den Geschichten der Menschen weiter, die sie berührt hat, sondern auch in der ethischen Verpflichtung, für Demokratie und Freiheit einzutreten. Ihre Lebensgeschichte zeigt eindringlich, dass die Herausforderungen extremen Gedankengutes mit Solidarität und einem klaren Bekenntnis zur Demokratie beantwortet werden müssen.
In den letzten Monaten hat die Gedenktätigkeit um Frauen im Widerstand gegen das NS-Regime nicht an Bedeutung verloren. Die Sonderausstellung „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand zeigt, wie vielfältig der Widerstand war und wie wichtig die Erinnerungsarbeit für die deutsche Geschichte ist. Diese Initiativen werden von Persönlichkeiten, wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth, stark unterstützt, die darauf hinweist, wie essenziell es ist, die Verbrechen des Nationalsozialismus in der deutschen Erinnerungskultur zu verankern.
Ria Deeg steht als Symbol für Frauen, deren Geschichten oft übersehen werden. Eine Würdigung wäre nicht nur eine gerechte Anerkennung, sondern ein starkes Zeichen für die heutige Generation, dass der Einsatz für Demokratie und die Ablehnung von Extremismus eine dauerhafte Aufgabe ist.
Die aktuellen Entwicklungen in Gießen sind ein eindrucksvolles Zeichen, dass die Erinnerung an unsere Geschichte lebendig gehalten werden muss. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass solche Ereignisse nie vergessen werden und dass der Geist der Zivilcourage in unserer Gesellschaft weiterlebt.
Für mehr Informationen zu diesem Thema besuchen Sie die Seiten von Gießener Allgemeine, DGB Mittelhessen und Kulturstaatsminister.