Gießen kämpft ums grüne Erbe: Vom Gartenstadt-Mythos zur Asphaltwüste!

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Erfahren Sie, wie Gießen sich vom einstigen Gartenstadt-Image zur modernen Stadt entwickelt hat und welche Herausforderungen sie heute meistert.

Erfahren Sie, wie Gießen sich vom einstigen Gartenstadt-Image zur modernen Stadt entwickelt hat und welche Herausforderungen sie heute meistert.
Erfahren Sie, wie Gießen sich vom einstigen Gartenstadt-Image zur modernen Stadt entwickelt hat und welche Herausforderungen sie heute meistert.

Gießen kämpft ums grüne Erbe: Vom Gartenstadt-Mythos zur Asphaltwüste!

In der Vergangenheit galt Gießen als eine „grüne Lunge“ und trug mit Stolz den Titel „Gartenstadt“. Dieser Ruf, begründet durch die zahlreichen Gärten und Parkanlagen, ist jedoch stark ins Wanken geraten. Heute kritisiert die Deutsche Umwelthilfe die Stadt wegen zu vieler versiegelter Flächen, die den schwindenden Grünraum zur Gänze in den Schatten stellen. Die hohe Verdichtung und der steigende Autoverkehr belasten ganzjährig die Lebensqualität der Gießener, besonders in den heißen Sommermonaten.

Die Stadt Gießen wurde im Jahr 1152 gegründet, und die ersten Spuren grüner Oasen lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen, als kleine Hausgärten und vereinzelte Bäume die Stadt prägten. Im 16. Jahrhundert unter Landgraf Philipp I. von Hessen erlebte Gießen den Ausbau zur Festungsstadt, was das Stadtbild nachhaltig veränderte. Ein bedeutender Markstein in der Geschichte der Stadt war die Gründung des Botanischen Gartens im Jahr 1609, der als ältester botanischer Garten in Deutschland gilt und sich bis heute am ursprünglichen Standort befindet, am östlichen Rand des ehemaligen Festungswalls. Mit einem Anteil von 56 Prozent an Gärten und Parkanlagen war Gießen im 19. Jahrhundert eine wahre Blütezeit beschert, während dieser Anteil heute auf bescheidene 15 Prozent geschrumpft ist.

Vom Garten zur Festung

Die Akzeptanz von Grünflächen in Gießen nimmt ab, insbesondere seit dem Zweiten Weltkrieg, als durch bombardements 86% des Stadtkerns zerstört wurden und die anschließenden Wiederaufbauarbeiten sich auf Wohn- und Geschäftshäuser konzentrierten. Der Botanische Garten wurde von über 300 Brandbomben getroffen, konnte aber dank der robusten alten Bäume einige seiner Schätze bewahren. Die Erinnerung an die „Hinterhausstadt“ bleibt in den Köpfen der Bewohner lebendig – eine satirische Zuschreibung von 1906, die Gießen in ein anderes Licht rückte.

Die Wiederherstellung der Stadt folgte zwar einem fixen Plan, jedoch wiederholten sich oft Fehler, die den grünen Charakter Gießens weiter in den Hintergrund drängten. Die Wieseckaue und andere Naherholungsgebiete erlebten zwar spannende Entwicklungen, der grüne Innenstadtbereich blieb jedoch in der Versenkung. Langsam aber sicher plant die Stadt, der Natur wieder mehr Raum zu geben, besonders mit Blick auf die Herausforderungen durch den Klimawandel.

Der Botanische Garten heute

Der Botanische Garten wird immer noch als Ort des Lernens und der Forschung betrachtet. Er dient heutigen Studierenden der Biologie, Agrarwissenschaften und Tiermedizin und beherbergt rund 8.000 Pflanzenarten, die sowohl deutsch als auch lateinisch beschildert sind. Besonders beeindruckend ist die Vielfalt, die der Garten bietet. Auch wenn der Tropenhaus, einst eine Attraktion, 1944 durch Bombenangriffe zerstört wurde, bleibt der Garten ein wertvoller Teil des städtischen Lebens.

Die Stadt Gießen hat sich zur Aufgabe gemacht, das Stadtgrün als wichtigen Teil ihrer urbanen Infrastruktur nachhaltig zu wahren und auszubauen. Eine nationale Biodiversitätsstrategie fordert den Erhalt öffentlicher Grünflächen, und innovative Projekte zeigen, wie wichtig Stadtbäume für die Anpassungsstrategien an den Klimawandel sind. Der Druck auf die städtischen Grünflächen wächst, weshalb langfristige Entwicklungspläne dringend notwendig sind, um die Qualität der grünen Infrastruktur zu sichern und die Menschen bei der täglichen Nutzung zu unterstützen.

In der Zukunft könnte der Wert von Stadtgrün durch neu entwickelte Bewertungsinstrumente sichtbarer gemacht werden, die den Ökosystemleistungen des Grüns auf den Grund gehen. Diese innovativen Ansätze bieten ein Lichtblick für Gießen, denn immer mehr Kommunen müssen sich den Herausforderungen von Verbauung und Klimawandel stellen. Ein Blick auf prächtige Grünflächen gibt Hoffnung, dass die „Gartenstadt“ Gießen ihren alten Glanz wieder zurückgewinnen kann.