Iraner in Kassel: Krieg als Hoffnung oder Angst vor dem Regime?

Der Artikel beleuchtet die Perspektiven der iranischen Community in Kassel zum Krieg zwischen Iran und Israel, ihre Hoffnungen, Ängste und den Wunsch nach Freiheit.

Der Artikel beleuchtet die Perspektiven der iranischen Community in Kassel zum Krieg zwischen Iran und Israel, ihre Hoffnungen, Ängste und den Wunsch nach Freiheit.
Der Artikel beleuchtet die Perspektiven der iranischen Community in Kassel zum Krieg zwischen Iran und Israel, ihre Hoffnungen, Ängste und den Wunsch nach Freiheit.

Iraner in Kassel: Krieg als Hoffnung oder Angst vor dem Regime?

Der Konflikt zwischen Iran und Israel hat auch in Deutschland, insbesondere in der iranischen Community, für Aufregung gesorgt. In Kassel etwa leben mehr als 1100 Iraner, die sich in unterschiedlichem Maße mit den aktuellen Entwicklungen identifizieren. Viele von ihnen hegen die Hoffnung auf einen Regimewechsel im Iran, während einige gleichzeitig Angst haben, öffentlich für diese Ansichten einzutreten. Khaled Mohtadi, ein 81-jähriger Exil-Iraner, hat seinen Kontakt zum Iran aufgrund der strengen Kommunikationsbeschränkungen des Mullah-Regimes stark verloren. Seit seiner Ankunft in Deutschland im Jahr 1985 hat sich die Situation in seiner Heimat dramatisch verändert, und die steigenden Lebensmittelpreise sind da nur ein Aspekt.

Leila Mohtadi, Khaleds Tochter, die für Migrantenorganisationen arbeitet und Mitglied des Ausländerbeirats ist, bringt die Sorgen der Iraner in Deutschland auf den Punkt. „Wir leben in ständiger Angst vor Repressalien des Regimes“, sagt sie. Das Iranische Regime führt seit Jahrzehnten Krieg gegen Israel, was in den aktuellen Angriffen eine besorgniserregende Eskalation gefunden hat. Leila sieht einen stark ausgeprägten Wunsch nach Freiheit – vor allem unter den jüngeren Generationen im Iran – und ist überzeugt, dass die Islamische Republik diesen Krieg nicht überstehen wird. Zudem trifft sich die Sorge um zivile Opfer in Israel mit dem wachsenden Begehren nach Stabilität.

Die Reaktion der Diaspora

In der iranischen Diaspora zeigen sich gespaltene Meinungen zu den Angriffen Israels. Einige, vor allem Monarchisten, unterstützen den militärischen Einsatz gegen das iranische Regime, während andere wie der iranische Doktorand Navid, der das Regime scharf kritisiert, den Bombardierungen von Zivilisten eine klare Abfuhr erteilen. „Das iranische Volk möchte nicht von außen befreit werden, sie kämpfen gegen ihre Unterdrücker“, betont Neda Paiabandi, eine Kurdin, die aktiv in der Organisation „Woman Life Freedom Unity“ tätig ist.

Währenddessen äußert auch Vitaly Kivsh, ein jüdischer Deutsch-Israeli, seine Unterstützung für den Angriff Israels. „Der Sturz des Regimes in Teheran ist sowohl für Israel als auch für das iranische Volk von gemeinsamen Interesse“, meint Kivsh und erkennt die Notwendigkeit an, dass beide Communities in Deutschland solidarisch zusammenarbeiten sollen, um den Konflikt nicht weiter zu verschärfen. Naomi Tamir, eine Studentin, zeigt sich zwar besorgt über die humanitären Folgen, hält aber einen Präventivschlag für unvermeidbar, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten.

Langfristige Perspektiven des Konflikts

Die Situation könnte sich schnell verschärfen, warnt die Analyse der aktuellen Entwicklungen. Israel verfolgt eine militärisch-technologische Überlegenheit, kann jedoch nicht garantieren, die iranischen Militäranlagen entscheidend zu treffen. Das Potenzial einer regionalen Ausweitung des Konflikts ist hoch. Israels Premier Benjamin Netanjahu hat klargestellt, dass dieser Konflikt solange andauern wird, wie es nötig ist. Währenddessen erleidet der Iran schwere Verluste und denkt über eine Anpassung seiner Kriegstrategie nach. Der Iran könnte versuchen, den Konflikt noch vielfältiger und für die Region schmerzhafter zu gestalten, unter anderem durch die Blockade des strategisch wichtigen Suezkanals, wo 20% des weltweiten Ölverbrauchs transportiert werden.

Insgesamt scheint eine diplomatische Lösung in weiter Ferne. Der iranische Außenminister hat signalisiert, dass der Iran seine Angriffe einstellen würde, wenn Israel dies ebenfalls tut. Doch reale diplomatische Initiativen, die diesen Konflikt befrieden könnten, sind derzeit nicht in Sicht. Die USA hingegen beobachten die Situation mit einem gewissen Wohlwollen gegenüber einer militärischen Schwächung des Irans, was die Angespannten gegenüber dem Regime noch verschärfen könnte. Die Hoffnung der israelischen Führung, dass das iranische Volk sich gegen das Mullah-Regime erhebt, könnte auf lange Sicht jedoch unerfüllt bleiben.