Marburgs Brücken: Barrierefreiheit bleibt ein großes ungelöstes Problem!
Marburg diskutiert Barrierefreiheit der Fußgängerbrücken. Maßnahmen und geplante Projekte für bessere Zugänglichkeit im Fokus.

Marburgs Brücken: Barrierefreiheit bleibt ein großes ungelöstes Problem!
In Marburg dreht sich alles um Barrierefreiheit. Jüngst stellte die SPD-Politikerin Asmah El-Shabassy eine interessante Frage an Baudezernent Dr. Michael Kopatz von der Klimaliste: Wie steht es um die Barrierefreiheit unserer Fußgängerbrücken? Ein Blick auf die fünf bekanntesten Brücken in der Stadt zeigt, dass die Realität nicht ganz mit den Anforderungen übereinstimmt.
Fünf Brücken – die Regenbogenbrücke am Richtsberg, der Hildegard-Hamm-Brücher-Steg am Südbahnhof, der Schülerpark-Steg, der Adolf-Reichwein-Steg unweit des Aquamars und der Luis-Adorf-Steg – erfüllen die Vorgaben zur maximalen Steigung von 6 % nicht. Dieses Thema betrifft viele Marburgerinnen und Marburger, denn wie wir von Juri Asthin erfahren, gibt es zwar keine großen Probleme mit dem Kinderwagen, aber an der Südbahnhofbrücke gibt es Einschränkungen.
Alltagsgeschichten von Betroffenen
Heidi Beredes, die auf einen Rollator angewiesen ist, schildert ihre Herausforderungen am Hildegard-Hamm-Brücher-Steg. „Die Steigung ist einfach zu steil“, erklärt sie. Auch Ole Brötschmann, der im Rollstuhl sitzt, meidet diese Brücke, da sie den Zugang zum Gleis erschwert. Das zeigt, dass Barrierefreiheit nicht nur ein Schlagwort ist, sondern das tägliche Leben unzähliger Menschen beeinflusst.
Wie steht Marburg zur Verbesserung der Situation? In einem Gespräch mit Dr. Kopatz wurde bekannt, dass bereits Vorplanungen für den Ersatzneubau des Hildegard-Hamm-Brüche-Segs auf den Weg gebracht wurden. Eine Vorstellung für Anfang 2026 ist geplant. Für die anderen Brücken sind bisher keine größeren Maßnahmen vorgesehen. Interessanterweise wird der Adolf-Reichwein-Steg im Oktober 2025 für den Radverkehr freigegeben, da seine Geländerhöhe nicht den Anforderungen für Fußgänger genügt.
Weiterführende Entwicklungen
Die Regenbogenbrücke fällt unter das Integrierte Kommunale Entwicklungskonzept, was Hoffnung auf zukünftige Verbesserungen weckt. Der Luis-Adorf-Steg liegt im Zuständigkeitsbereich von Hessen Mobil, was die Kommunikation über dessen Zustand erschwert.
Aber wie sieht der allgemeine Zustand der Barrierefreiheit in Deutschland aus? Eine aktuelle Studie zeigt, dass in zwei von drei Fällen Menschen mit Behinderung nicht in Planungsprozesse einbezogen werden. Dies geschieht trotz der Tatsache, dass zwei von fünf größeren Städten versuchen, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um Barrierefreiheit zu fördern. Der Studienautor Albrecht Rohrmann warnt, dass es nicht genug ernsthafte Bemühungen in den meisten Städten gibt, die mehr als 50.000 Einwohner haben.
Die Ergebnisse dieser Studie sind alarmierend. Nur 252 von 619 größeren Städten und Kreisen in Deutschland haben systematische Planungsaktivitäten zur Umsetzung der UN-Behindertenkonvention, die seit Jahren gültig ist. Über 60 % der Kommunen beziehen die Betroffenen nicht in ihre Planungen ein. Dabei ist Barrierefreiheit, wie Leander Palleit vom Deutschen Institut für Menschenrechte anmerkt, eine rechtliche Verpflichtung.
Ob in Kino, Theater oder beim Konzert – die Herausforderungen für Menschen mit Behinderung bleiben groß. Daher ist es wichtig, dass die Stadt Marburg und andere Gemeinden im Land endlich aktiv werden und nachhaltige Lösungen schaffen. Verbesserungsvorschläge wurden bereits an die Kulturstaatsministerin überreicht, aber es bleibt abzuwarten, wie aus Worten Taten werden.
Die Barrierefreiheit ist eine Herausforderung, die uns alle angeht. Zukunftsweisende Maßnahmen müssen dringend angestoßen werden, damit sich in Marburg und darüber hinaus endlich etwas bewegt.