Marburgs Bus-Oberleitungen: Städtebauliches Desaster oder zukunftsweisend?
Marburg-Biedenkopf: Kritik am Bus-Oberleitungsprojekt - Planungsdauer, Steuergelder und Zukunftsperspektiven für den ÖPNV.

Marburgs Bus-Oberleitungen: Städtebauliches Desaster oder zukunftsweisend?
Die Entwicklungen in Marburg beim Projekt des Batterieoberleitungsbusses (BOB) werfen Fragen auf und sorgen für Diskussionen. Eine lange Planungszeit und ein geplanter Investitionsrahmen stehen im Mittelpunkt der Kritik, die sich in der Stadtpolitik zusammenbraut. Wie es scheint, läuft das Vorhaben für die Bus-Oberleitungen nun auf ein vorläufiges Ende hinaus. Bis 2030 hat die Stadt zwar BOB-Baurecht, jedoch wird das Projekt vorerst pausiert.
Das Nahverkehrs-Projekt, das eine Alternative zur Seilbahn und Straßenbahn bietet, wurde bereits 2017 beschlossen. Die Planungsphase dauert nun schon sieben Jahre und lässt viele Beteiligte ungeduldig werden. Jens Seipp von CDU/FDP/BfM äußert sein Bedauern über die investierte Zeit und die damit verbundenen Kosten, während Bürgermeister Dr. Thomas Spies (SPD) betont, dass ein idealer Prozess die Inbetriebnahme der Busse bereits vor einem Jahr hätte ermöglichen müssen. Eine 90-prozentige Bundesförderung stand in Aussicht, jedoch macht die derzeitige Haushaltslage die Umsetzung zu einer schwierig zu realisierenden Aufgabe, wie auch Dr. Michael Kopatz von der Klimaliste erklärt.
Der Planfeststellungsbeschluss
Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich überreichte kürzlich den Planfeststellungsbeschluss für das Projekt an Oberbürgermeister Spies. Damit ist der Weg für BOB geebnet, der als klimafreundlichste Alternative für den ÖPNV auf die Lahnberge gilt. Das Investitionsvolumen für die erforderliche Infrastruktur liegt bei rund 45 Millionen Euro, wobei die Stadt dringend auf Zuwendungen angewiesen ist. Ein Bau von etwa 9,7 Kilometern zweispuriger Oberleitungsanlage wird geplant, ausgestattet mit über 800 Leitungsmasten und acht Gleichrichter-Unterwerken.
Trotz der Fortschritte steht die Umsetzung des Projekts aufgrund abgesagter Bundesförderungen momentan auf der Kippe. Eine Finanzierung ist unabdingbar, um die umfangreiche Umstellung der Buslinien auf das geplante System zu realisieren. Laut Spies ist es sinnvoll, auf die Neuauflage eines Förderprogramms im Rahmen des Sondervermögens Infrastruktur im Bund zu warten.
Ein Ausblick auf die Verkehrswende bis 2040
Die Diskussion um die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs gewinnt auch im Lichte der bundesweiten Ziele für eine klimafreundliche Mobilität an Bedeutung. Ein Gutachten des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen hebt hervor, dass eine umfassende Modernisierung dringend nötig ist, um den steigenden Anforderungen des ÖPNV begegnen zu können. Die finanziellen Bedürfnisse sind enorm: Der jährliche zusätzliche Finanzierungsbedarf wird auf 1,44 Milliarden Euro geschätzt, um die bestehenden Strukturen fit für die zukünftigen Herausforderungen zu machen.
Für die Verkehrswende bis 2040 sind verschiedene Szenarien in Betracht gezogen worden. Darunter auch das Szenario eines flächendeckend verbesserten Angebots, das bis dahin eine Fahrgaststeigerung von mindestens 30 Prozent vorsieht. Dies erfordert jedoch die Unterstützung durch Bund und Länder, um die Herausforderungen der Mobilitätsversorgung nachhaltig zu bewältigen.
Insgesamt stehen die Verantwortlichen in Marburg vor der dringenden Aufgabe, gemeinsam an einem stabilen finanziellen Fundament für den öffentlichen Nahverkehr zu arbeiten und die Entwicklung für BOB im Auge zu behalten. Ob die nötigen Mittel bereitgestellt werden, bleibt abzuwarten. Bis dahin wird das Projekt weiter pausiert – die Stadt hofft auf neue Chancen, um den Busverkehr der Zukunft nachhaltig zu gestalten.
Für weitere Informationen zum Projekt können Interessierte die Website www.bob-marburg.de besuchen.
Für laufende Updates zu den Entwicklungen rund um den öffentlichen Nahverkehr in Marburg sind die Berichte von op-marburg.de sowie aktuelle Meldungen von marburg.de von großer Bedeutung.
Schließlich bleibt die Frage, wie die Stadt Marburg und der Bund in Zukunft gemeinsam einen Pakt zur Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs schmieden können, um auch den Anforderungen der nächsten Jahrzehnte gerecht zu werden.