Armut im Reichen Land: Tafel-Jubiläum zeigt dringenden Handlungsbedarf!

Armut im Reichen Land: Tafel-Jubiläum zeigt dringenden Handlungsbedarf!
In Homberg (Efze) fand am 4. Juli 2025 ein ganz besonderes Ereignis statt: Der 20. Jahrestag der Gründung der Tafel. Rund 80 Personen feierten diesen wichtigen Meilenstein im Kampf gegen Armut und für soziale Gerechtigkeit. Zu den Gästen gehörten auch drei Mitgründerinnen der Tafelbewegung: Elisabeth Ganz, Adelheit Rothauge und Rosi Ditzel. Adelheit Rothauge hob in einem Interview hervor, dass die größte Herausforderung in ihrer Arbeit darin besteht, ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer der Tafel zu haben.
Dieter Werkmeister, der von der Homberger Tafel berichtete, teilte mit, dass derzeit etwa 600 Personen von den engagierten Ehrenamtlichen betreut werden. Er betonte, dass die Tafel als ergänzende Unterstützung zur staatlichen Hilfe fungiere und appellierte an die Politik, die Kluft zwischen Arm und Reich zu beseitigen. Einigkeit herrschte unter den Rednerinnen und Rednern – unter ihnen die Stadträtinnen Claudia Ulrich (Homberg) und Ute Talic (Borken) – dass Armut in einem reichen Land wie Deutschland ein Skandal ist. Annika Weisheit, die neue Diakoniepfarrerin in Schwalm-Eder, würdigte das Engagement der Ehrenamtlichen, das sie als Zeichen der Nächstenliebe beschrieben hat.
Die Geschichte der Tafeln in Deutschland
Die erste Tafel wurde 1993 in Berlin durch die Initiativgruppe Berliner Frauen e.V. gegründet und ist mittlerweile zu einer der größten sozial-ökologischen Bewegungen in Deutschland gewachsen. Heute gibt es über 970 Tafeln bundesweit, die ein Netzwerk bilden, das bedürftige Menschen unterstützt. Inspiriert wurde die Idee durch das New Yorker Konzept „City Harvest“. Die Tafelbewegung entstand insbesondere als Antwort auf die Notwendigkeit, genießbare Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, vor der Vernichtung zu bewahren und stattdessen armutsbetroffenen Menschen zugänglich zu machen. Dies geschah mit Unterstützung von Lebensmittelproduzenten sowie Einzelhändlern und vor dem Hintergrund eines steigenden Medieninteresses, das die Idee in ganz Deutschland verbreitete.
Im Laufe der Jahre hat sich viel verändert. Insbesondere während der Corona-Pandemie wurde die Notwendigkeit für eine rasche Anpassung deutlich. So haben die Tafeln Prozesse digitalisiert und sich auf die neue Realität eingestellt, um weiterhin Unterstützung für die Bedürftigen zu gewährleisten. Der Dachverband der Tafeln, heute bekannt als Tafel Deutschland e.V., wurde 1995 gegründet und fungiert seither als Servicezentrale für die vielen Tafeln in Deutschland. Rund 60.000 Ehrenamtliche sind im Einsatz und verteilen genießbare, aber unverkäufliche Lebensmittel an mehr als zwei Millionen Menschen.
Aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen
Die Tafeln stehen jedoch auch vor gewaltigen Herausforderungen. Nach dem Rückgang der Lebensmittelspenden aus der Industrie und der Zunahme von Bedürftigen, insbesondere durch die Massenflucht aus der Ukraine, müssen viele Tafeln Aufnahmestopps verhängen. Der Anstieg der Armutsquote während der Pandemie, die zuletzt bei 16,6 % lag, betrifft mehr als 13 Millionen Menschen in Deutschland. Entgegen dieser Entwicklungen bleibt die Tafel als starkes Zeichen der Solidarität in der Gesellschaft bestehen, doch es ist klar: Sie ist auf die Unterstützung von Spenden angewiesen, um ihre Arbeit fortzusetzen.
Abschließend kann gesagt werden, dass die Arbeit der Tafeln in Deutschland mehr denn je von Bedeutung ist. Es gilt, nicht nur Lebensmittel zu retten, sondern auch ein Bewusstsein für die Armut in einem wohlhabenden Land zu schaffen. Die Tafeln sind ein wichtiger Teil in diesem Kampf und ein Zeichen für Gemeinschaft und Zusammenhalt.
Besuchen Sie die spannende Geschichte der Tafeln oder erfahren Sie mehr über die Entwicklung und Herausforderungen der Tafeln in Deutschland bei Deutschlandfunk Kultur.
Wie die aktuellen Geschehnisse in der Tafelbewegung zeigen, bleibt der Einsatz für soziale Gerechtigkeit und gegen Armut wichtiger denn je – denn, wie es Dieter Werkmeister treffend formulierte: „Es liegt an uns, den Menschen in Not ein offenes Ohr zu schenken“.