Lieferando schließt in Braunschweig: Hunderte Jobs in Gefahr!
Lieferando schließt Standorte in Braunschweig, 100 Jobs weg. Betriebsrat warnt vor verschlechterten Arbeitsbedingungen.

Lieferando schließt in Braunschweig: Hunderte Jobs in Gefahr!
Die Situation bei Lieferando spitzt sich zu: Das Unternehmen plant die Schließung mehrerer Standorte in Deutschland, was Hunderte Arbeitsplätze betrifft. Allein in Braunschweig werden etwa 100 Mitarbeiter, darunter auch aktive Betriebsratsmitglieder, ihre Jobs verlieren. Diese beunruhigenden Nachrichten wurden der Belegschaft Mitte Juli mitgeteilt, kurz bevor die Presse darüber informiert wurde. Die Schließungen sollen bis Ende Oktober abgeschlossen sein, was die Sorgen um die Arbeitsbedingungen an den verbleibenden Standorten nur verstärkt. Betriebsratsvorsitzender Florian Rohwer äußert Bedenken über mögliche Verschlechterungen, die sich auf unbefristete Festanstellungen und die Schichtplanung auswirken könnten.
Die Schließungspläne sind Teil eines umfassenderen Ausnutzens von Arbeitskräften. Aktuell plant Lieferando, in ganz Deutschland etwa 2.000 Stellen zu streichen, insbesondere an Standorten, wo Betriebsräte aktiv sind. Anja Piel von der DGB kritisiert diese Maßnahme scharf und bezeichnet sie als Skandal. Sie hebt hervor, dass es besonders besorgniserregend sei, dass Lieferando in der Vergangenheit auf sogenannte „Schattenflotten“ gesetzt hat, was die Mitbestimmung und die Schaffung fairer Arbeitsbedingungen erheblich erschwert. Piel fordert die Bundesregierung auf, zu handeln und zieht einen Vergleich zur Fleischindustrie, wo Beschäftigte direkte Anstellungen erhalten sollten.
Unzufriedenheit in der Branche
Die prekäre Lage der Kuriere bleibt bestehen, trotz der Erfolge von Arbeitskämpfen in der Branche. Fahrer*innen von Lieferando, Wolt und anderen Dienstleistern haben auf Missstände aufmerksam gemacht, die oft zu unzureichender Ausstattung und überhöhten Arbeitsanforderungen führen. Vor allem migrantische Arbeitskräfte sind betroffen, viele von ihnen sind nicht gewerkschaftlich organisiert. Der Unmut über die bestehenden Arbeitsbedingungen hat in der Vergangenheit zu Protesten und sogar zu einem viertägigen wilden Streik in Berlin im Herbst 2021 geführt.
Die Befürchtungen der Kuriere beziehen sich nicht nur auf die Entlassungen, sondern auch auf die Arbeitsbedingungen. Viele Unternehmen der Branche, wie Wolt und Getir, haben in letzter Zeit ihren Rückzug aus dem deutschen Markt angekündigt. Dies stellt die verbliebenen Kuriere vor zusätzliche Herausforderungen. Ihrem Unmut sind keine Grenzen gesetzt; sowohl Rechte als auch grundlegende Anliegen werden oft mit Tricksereien seitens der Arbeitgeber untergraben. Der einzige große Anbieter mit einem Betriebsrat, Lieferando, versucht, die Interessen seiner Arbeitnehmer durch verschiedene Taktiken zu umgehen, während die Mitarbeiter für mehr Mitbestimmung und faire Arbeitsbedingungen kämpfen.
Obwohl die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland einen politischen Streik verbieten, bleibt die Solidarität unter den Fahrern stark. Viele engagieren sich dafür, die Diskussion über das deutsche Streikrecht voranzubringen und Stellung gegen die Missstände zu beziehen. Letztlich zeigt sich, dass die Herausforderungen und das Engagement in der Branche aufeinandertrifft. Die Auseinandersetzungen um die Rechte der Kuriere sind ein abgebildeter Teil eines größeren Trends, der auch bei großen Gewerkschaften wie Verdi und Bildungsgewerkschaft GEW Gehör findet.
Mit den Herausforderungen, vor denen Lieferando und die gesamte Branche stehen, bleibt zu hoffen, dass die Stimmen für faire Arbeitsbedingungen und Mitbestimmung nicht verstummen werden. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, wie sich die Lage der Kuriere entwickeln wird und welche Maßnahmen die Bundesregierung tatsächlich ergreifen wird, um die Arbeitsbedingungen in der Branche zu verbessern.