Hiam Abbass: Zwischen Trauer und Hoffnung - Kultur im Gefängnis des Krieges

Hiam Abbass reflektiert über Identität, Verlust und Trauma der palästinensischen Kultur nach dem Massaker am 7. Oktober 2023.

Hiam Abbass reflektiert über Identität, Verlust und Trauma der palästinensischen Kultur nach dem Massaker am 7. Oktober 2023.
Hiam Abbass reflektiert über Identität, Verlust und Trauma der palästinensischen Kultur nach dem Massaker am 7. Oktober 2023.

Hiam Abbass: Zwischen Trauer und Hoffnung - Kultur im Gefängnis des Krieges

Die palästinensische Künstlerin Hiam Abbass hat sich in der künstlerischen Welt einen Namen gemacht, indem sie sowohl ihre eigene Kultur als auch universelle menschliche Themen in ihren Arbeiten behandelt. In einem aktuellen Gespräch schilderte sie einen nostalgischen Rückblick auf ihr Heimatland und die Bedeutung ihrer Großmutter in ihrem Leben, die sie stark geprägt hat. Abbass spricht von einem idealisierten, verlorenen Palästina und verweist auf das bewegende Lied „Baitek Ya Setty El Khetyara“ von Faïrouz aus dem Jahr 1963, das ihre Erinnerungen an diese Zeit veranschaulicht. Diese Reflexionen sind Teil der Interviewreihe „Le Devoir de Transmission“, die von Alain Lewkowicz produziert wurde und in der Abbass die Herausforderungen der kulturellen Identität thematisiert, die sich aus ihrem Leben zwischen der arabischen und europäischen Welt ergeben. Radio France berichtet, dass sie eine starke Verbindung zu ihrer palästinensischen Identität hat, die sie an ihre beiden Töchter, Lina und Mouna, weitergeben möchte.

Ihre eigenen Erfahrungen als diasporische Künstlerin sind durch den Einfluss ihres Partners Zinédine Soualem geprägt, der ähnliche Themen des Bruchs und der Entwurzelung verarbeitet. Hiam Abbass beschreibt das Gefühl einer tiefen Erschöpfung, sowohl moralisch als auch physisch, besonders nach dem Massaker am 7. Oktober 2023, bei dem sie das Trauma des Krieges miterlebt hat. In einem Rückblick auf ihre ersten literarischen Einflüsse erwähnt sie die Gedichte von Khalil Gibran, die oft Gefühle der Einsamkeit und das Streben nach einem verzauberten Land thematisieren, was ihre eigenen Gedankengänge widerspiegelt.

Kunst und Engagement

Erst kürzlich nahm Abbass am Abu Dhabi Film Festival teil, wo sie mit dem Black Pearl Award für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Sie präsentierte dort auch ihren Film „Peace After Marriage“ und saß in der Jury des Festivals. Wie IndieWire berichtet, ist Abbass nicht nur für ihre schauspielerischen Rollen, etwa in „The Visitor“ und „Munich“, bekannt, sondern hat kürzlich auch ihr Debüt als Drehbuchautorin und Regisseurin mit dem Film „Inheritance“ gegeben. Sie legt Wert darauf, dass ihre Kunst eine persönliche Verbindung hat und weniger um die Zustimmung des Publikums geht.

Abbass hebt hervor, dass Künstler sich nicht von gesellschaftlichen Erwartungen leiten lassen sollten und stattdessen ihre eigenen Überzeugungen in den Vordergrund stellen sollten. Ihre politische Haltung zeigt sich in vielen ihrer Projekte, besonders in jenen, die den palästinensischen Konflikt thematisieren. Dabei betont sie jedoch, dass sie sich nur für ihre eigenen Entscheidungen verantwortlich fühlt und stets die Komplexität ihrer Charaktere sucht. Ihre professionelle Einstellung und ihr Arbeitsethos auf dem Set werden von Kollegen, wie dem Drehbuchautor Ghazi Albuliwi, sehr geschätzt.

Blick in die Zukunft

Aktuell arbeitet Abbass an einem neuen Filmprojekt, hat aber noch nicht entschieden, ob sie selbst vor der Kamera stehen wird. Die Finanzierung ihrer Projekte beschreibt sie als relativ unkompliziert. In einem sich ständig verändernden kulturellen und politischen Umfeld bleibt Hiam Abbass eine Stimme für ihre Generation und nutzt ihre Kunst, um sowohl die persönliche als auch die kollektive Geschichte der Palästinenser zu erzählen.