Bückeberg im Fokus: Seminar zur NS-Geschichte und Erinnerungskultur

Bückeberg im Fokus: Seminar zur NS-Geschichte und Erinnerungskultur
In der niedersächsischen Stadt Hameln findet vom 10. bis 12. September ein besonderes Seminar mit dem Titel „Blut und Boden“ statt. Organisiert wird das Event vom Dokumentations- und Lernort Bückeberg in Emmerthal in Kooperation mit der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, der Bundeszentrale für politische Bildung sowie dem Gedenkstättenreferat der Stiftung Topographie des Terrors. Ziel des Seminars ist es, ein Bewusstsein für die historischen Kontinuitäten des völkischen Denkens und die NS-Propaganda zu schaffen. Der Bückeberg selbst hat eine dunkle Geschichte, denn er war von 1933 bis 1937 Austragungsort der sogenannten „Reichserntedankfeste“, die als massive NS-Propaganda-Veranstaltungen dienten.
Das Seminar beschäftigt sich nicht nur mit der entsprechenden Sprache und den Bildern des völkischen Denkens in der Vergangenheit, sondern verknüpft diese auch mit Angeboten von Gedenkstätten in Niedersachsen und bundesweit. Jens Christian Wagner von der Stiftung Buchenwald und Mittelbau-Dora wird zu den zentralen Themen referieren und wichtige Elemente diskutieren, die bis heute fortbestehen. Auch Exkursionen entlang historischer Stätten, wie dem Bückeberg und dem Friedhof am Wehl in Hameln, stehen auf dem Programm.
Gedenken und Kontroversen am Bückeberg
Doch der Bückeberg ist in den letzten Monaten nicht nur als Lernort, sondern auch als Brennpunkt von Kontroversen in die Schlagzeilen geraten. Im Rahmen eines Kreistagsbeschlusses ist eine Entwicklung eines Lernortes mit Wegenetz und Schautafeln geplant, die rund 450.000 Euro kosten soll. Die Bundesregierung unterstützt dieses Projekt mit 725.000 Euro zur Verbesserung der Infrastruktur, doch die Unterstützung stößt auf Widerstand.
Einige Anwohner aus Emmerthal und die Bürgerinitiative, die über 2.000 Unterschriften gesammelt hat, kritisieren die Pläne vehement. Sie befürchten, dass die Erinnerungskultur in eine „Zwangsneurose“ umschlägt, wie es die AfD-Vertreterin Cornelia Klages in einem Statement formulierte. Klages moniert auch, dass die finanzielle Unterstützung der Bundesregierung als Versuch gewertet werden könnte, die Bürgerbefragung zu beeinflussen.
Vergangenheit trifft Gegenwart
Die historische Bedeutung des Bückebergs wird von Historikern wie Bernhard Gelderblom in den Fokus gerückt, der auf die Überreste der einstigen Ehrentribüne hinweist, die heute von Büschen überwuchert ist. Zwischen 1933 und 1937 zogen diese Feierlichkeiten über eine Million Besucher an, was den Bückeberg in die Geschichtsbücher als bedeutenden Ort der NS-Vergangenheit eingeht. Gelderblom fordert eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dieser Geschichte, während AfD-Politiker wie Harm Rykena und Stefan Wirtz zwar die Bedeutung des Lernorts anerkennen, aber auch die Möglichkeit einer Bürgerbefragung in den Raum stellen.
Die Initiative zur Gründung einer Arbeitsgemeinschaft von sieben NS-Dokumentations- und Lernorten in Deutschland, zu der der Bückeberg gehört, zielt darauf ab, den fachlichen Austausch zu fördern und einen verantwortungsvollen Umgang mit den Orten der nationalsozialistischen Herrschaft zu gewährleisten. Dabei stehen wichtige Gedenkstätten wie das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, Prora sowie der Obersalzberg, die zum Teil ähnliche historische Kontroversen durchleben, als Vorbilder im Raum. Die Arbeitsgemeinschaft soll dazu beitragen, die Bedeutung des Bückebergs auf eine höhere Ebene zu heben und ein umfassendes Bild der deutschen Erinnerungskultur zu schaffen.
Insgesamt zeigen die Entwicklungen am Bückeberg, dass der Dialog über Geschichte, Gedenken und die Herausforderungen einer aufmerksamen Erinnerungskultur wichtiger denn je sind. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation rund um das geplante Seminar und den Lernort weiterentwickeln wird.
Für mehr Informationen über das Seminar und die Hintergründe zum Bückeberg können die Leser bei Dewezet hier und Deutschlandfunk Kultur hier einsehen.