Polizei und Lernort Bückeberg: Zusammenarbeit für Demokratiebildung gestartet
Polizei Hameln-Pyrmont kooperiert mit Lernort Bückeberg zur Stärkung demokratischer Werte - Vertragsunterzeichnung am 14. Oktober 2025.

Polizei und Lernort Bückeberg: Zusammenarbeit für Demokratiebildung gestartet
Am 14. Oktober 2025 gaben die Polizeiinspektion Hameln-Pyrmont/Holzminden und der Dokumentations- und Lernort Bückeberg den Start einer bedeutenden Zusammenarbeit bekannt. Ziel dieser Kooperation ist es, das historische Bewusstsein zu fördern und demokratische Werte innerhalb der Polizeiarbeit zu stärken. Dies geschieht im Rahmen des landesweiten Projekts „Polizeischutz für die Demokratie“, das sich besonders mit der Rolle der Polizei in der frühen NS-Diktatur beschäftigt.
Im Mittelpunkt dieser Bildungsinitiative stehen die Reichserntedankfeste am Bückeberg, die als ein bedeutendes Beispiel für die Propaganda des Dritten Reiches gelten. Um Polizisten mehr über die Vergangenheit und deren Relevanz für die Gegenwart beizubringen, sind jährlich vier Termine vorgesehen, an denen neue und im Dienst stehende Mitarbeiter geführte Rundgänge und Workshops besuchen können. Diese Workshops zielen darauf ab, Parallelen zwischen historischen Ereignissen und den heutigen Herausforderungen für die Demokratie zu diskutieren.
Verantwortliche Stimmen zur Kooperation
Jan Waitzmann, Geschäftsführer des Dokumentations- und Lernorts Bückeberg, betont die Wichtigkeit der Vertiefung historischen Wissens für Polizisten, um sie in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen. Matthias Kinzel, der leitende Polizeidirektor, hebt hervor, wie bedeutend kontinuierliche Weiterbildung für die Diensthandlung der Polizei ist. Landrat Dirk Adomat sieht in dieser Zusammenarbeit einen wertvollen Beitrag zur Demokratiebildung, der perspektivisch auch auf andere Behörden im Landkreis ausgeweitet werden könnte.
Die Vertragsunterzeichnung fand am 14. Oktober um 13:30 Uhr am oberen Zugang Süd des Dokumentations- und Lernorts Bückeberg statt und markiert den Beginn einer Initiative, die das demokratische Verständnis der Polizeibeamt:innen maßgeblich bereichern soll.
Ein Blick in die Geschichte
Der historische Kontext dieser Bildungsmaßnahmen ist von großer Bedeutung. Im Dritten Reich war die Polizei eng in die Mordaktionen während der Machtausweitung der NS-Regierung involviert. Dies geschah auch durch die Nutzung von Ordnungspolizei und Polizeibataillonen, wie dem Kölner Ausbildungsbataillon, das 1940 gegründet wurde. Diese historischen Entwicklungen werfen ein kritisches Licht auf die Rolle der Polizei und unterstreichen die Notwendigkeit, diese Geschichte in die heutige Ausbildung und das Bewusstsein der Beamten einzubeziehen, um Wiederholungen zu vermeiden.
Bereits seit Jahren wird in deutschen Schulen versucht, Demokratiebildung in den Lehrplan zu integrieren. Historisch betrachtet war die Schule bis Mitte der 1970er Jahre keine demokratische Institution. Durch verschiedene politische Bewegungen und Programme haben sich die Ansätze zur Demokratiebildung über die Generationen hinweg gewandelt. Den Lehrern und Schulen kommt dabei die wichtige Aufgabe zu, eine kritische Reflexion über die eigene Geschichte sowie das jeweilige gesellschaftliche Umfeld zu fördern.
Demokratiebildung im Bildungswesen
Die Bildungspolitik in Deutschland hat sich im Spannungsfeld zwischen staatlichen Initiativen und dem Eigensinn der Jugendlichen immer wieder neu formiert. Ereignisse, wie die antisemitische Schmierwelle von 1959/60 oder die Studentenbewegung der 1960er Jahre, haben maßgeblich zur Entwicklung einer kritischen politischen Bildung beigetragen. Auch die Debatte um die Neutralität und Haltung in der politischen Bildung bleibt bis heute spannend.
Der Beutelsbacher Konsens von 1976 stellt wichtige Prinzipien für die politische Bildung auf und hat damit auch die Demokratiebildung in den Schulen beeinflusst. In den letzten Jahrzehnten gab es jedoch weiterhin Herausforderungen, insbesondere in Hinsicht auf die Integration von Kindern aus migrantischen Kontexten, wo oft paternalistische Ansätze vorherrschen.
Zusammenfassend zeigt die Kooperation zwischen der Polizei und dem Lernort Bückeberg nicht nur, wie wichtig die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte ist, sondern auch, dass die Bildung gerade in turbulenten Zeiten von zentraler Bedeutung für das demokratische Bewusstsein der Gesellschaft ist.