Theaterabsage in Osnabrück: Ödipus Exzellenz wegen Missbrauchskritik gecancelt!

Das Theaterstück «Ödipus Exzellenz» in Osnabrück wurde wegen seiner kritischen Themen zur Missbrauchsvertuschung abgesagt.

Das Theaterstück «Ödipus Exzellenz» in Osnabrück wurde wegen seiner kritischen Themen zur Missbrauchsvertuschung abgesagt.
Das Theaterstück «Ödipus Exzellenz» in Osnabrück wurde wegen seiner kritischen Themen zur Missbrauchsvertuschung abgesagt.

Theaterabsage in Osnabrück: Ödipus Exzellenz wegen Missbrauchskritik gecancelt!

In Osnabrück sorgte die Absage des Theaterstücks „Ödipus Exzellenz“ für reichlich Gesprächsstoff. Das Stück, das am Theater Osnabrück zur Spielzeiteröffnung aufgeführt werden sollte, greift die Verbindung zwischen Senecas Tragödie und der Missbrauchsvertuschung in der katholischen Kirche auf. Doch kurz vor der Premiere drückte Intendant Ulrich Mokrusch dem Vorhaben einen Riegel vor: Das Werk sei zu kritisch und realitätsnah. Diese Entscheidung sorgte nicht nur für Verwirrung, sondern wird auch als leiser Skandal in der Stadt wahrgenommen.

Wie Mokrusch erklärte, wollte er nach dem Stück noch mit dem Generalvikar „Kaffee trinken können“. Dies wirft Fragen nach der Kunstfreiheit auf, die immer wieder auf dem Prüfstand steht. Regisseur Lorenz Nolting und Dramaturgin Sofie Boiten hatten sich intensiv mit den Machtstrukturen der Kirche auseinandergesetzt und auch Gespräche mit Missbrauchsbetroffenen geführt. Unter diesen war Karl Haucke, ein Betroffener, der dafür sorgen sollte, dass die Inszenierung den Realismus verkörpert. Seine Beteiligung schien nicht nur notwendig, sondern auch ehrlich gemeint.

Kritik und Machtspiele

Ein Vaterunser, das im Stück vorkam, ließ Mokrusch jedoch umdenken – er fühlte sich damit „missbraucht“. Haucke hingegen kritisierte diese Äußerung und nannte sie „unanständig“. Die Theaterleitung forderte, religiöse Symbole nicht zu verletzen, was verdeutlicht, wie fragil die Grenze zwischen Kunstfreiheit und Zensur ist. Gottesdienste könnten im Stück nur unter Aufsicht stattfinden; Kunstfreiheit steht hier unter Vorbehalt.

Die Diskussion um Kunst und deren Grenzen zieht sich nicht nur durch das Theatergeschehen, sondern ist Teil einer breiteren Debatte. In Osnabrück zeigt sich dies auch an der Künstlerin Sophia Süßmilch, die nach einem Boykottaufruf eines CDU-Lokalpolitikers gegen ihre Ausstellung Morddrohungen erhielt. Sie thematisiert in ihrer Kunst die Motive des Kannibalismus und ist damit ebenfalls am Puls der Zeit.

Ein Kampf um Autonomie

Diese Vorfälle offenbaren, wie schnell und drastisch Kunst als politisches Kampffeld betrachtet wird. Oftmals müssen öffentliche Ausstellungsräume und Kunstinstitutionen um ihre Autonomie kämpfen, wenn der Druck von verschiedenen Seiten steigt. Das Misstrauen gegenüber öffentlichen Einrichtungen hat zugenommen, auch aufgrund antisemitischer Vorfälle wie bei der Documenta 2022.

Wie wir sehen, sind Kunstausstellungen alles andere als ein gesitteter Debattierclub. Politische Kunst ist zwar durchaus präsent, doch die Frage der Kunstfreiheit bleibt umstritten. Letztlich ist die Situation in Osnabrück ein Spiegelbild der Herausforderungen, mit denen Kunstschaffende heute konfrontiert sind. Diese Debatten sind wichtig, um zu klären, was Kunst tatsächlich ist und welche Rolle sie in der Gesellschaft spielen sollte. In Zeiten des Wandels ist es entscheidend, dass Künstler:innen die Möglichkeit haben, ihre Stimme zu erheben, ohne Angst vor Repressionen haben zu müssen.

Die Absage von „Ödipus Exzellenz“ könnte als Weckruf verstanden werden, dass Kunstfreiheit immer wieder neu verliehen und verteidigt werden muss. Schließlich zeigt die Situation, dass gerade die brisanten Themen, wie der Missbrauch in der katholischen Kirche, nicht nur auf der Bühne, sondern auch in der Gesellschaft eine Rolle spielen. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die Verantwortlichen am Theater Osnabrück damit umgehen werden und was dies für künftige Produktionen bedeutet.