Reform der Grundschule: Neue Lehrpläne und alte Prüfungsprobleme!
Im August 2023 wurden neue Lehrpläne zur Förderung von Schülerengagement und praktischen Fähigkeiten vorgestellt. Die Reform wird bis 2026 implementiert.

Reform der Grundschule: Neue Lehrpläne und alte Prüfungsprobleme!
Im August 2023 wurden erste Entwürfe für eine umfassende Reform der Lehrpläne an Grundschulen vorgelegt, die von Expertengruppen gründlich erarbeitet wurden. Ziel dieser Reform, wie skolemonitor.dk berichtet, ist es, den Unterricht zu bereichern und mehr Raum für Vertiefung sowie Variation zu schaffen. Damit soll das Engagement der Schüler gesteigert und eine bessere Balance zwischen theoretischen und praktischen Lerninhalten ermöglicht werden.
Bildungsminister Mattias Tesfaye hat bereits relevante Parteien zu einem Statusupdate eingeladen, um über die Fortschritte zu informieren. In diesem Schuljahr werden die neuen Lehrpläne an ausgewählten Schulen getestet, mit dem Ziel, bis Ende 2026 die endgültigen Lehrpläne für das Schuljahr 2027/2028 zu implementieren. Die Rückmeldungen zur Reform, insbesondere zur Einbeziehung von relevanten Akteuren und zur politischen Unterstützung, fallen durchweg positiv aus.
Herausforderungen und Kritiken
Trotz der positiven Entwicklungen gibt es auch kritische Stimmen. So wird bemängelt, dass die Abschlussprüfungen nicht grundlegend reformiert werden. Lediglich die Anzahl der Prüfungen wird von acht auf sechs reduziert. Diese Prüfungen konzentrieren sich weiterhin auf die grundlegenden Fähigkeiten, was dazu führt, dass viele Lehrer das Lernen auf die Prüfungen fokussieren – ein Phänomen, das als “teaching to the test” bekannt ist.
Die Kritik geht weiter: Die gegenwärtigen Prüfungen fördern nicht die gewünschte Fachlichkeit und stehen im Widerspruch zur praktischen Ausrichtung der neu gestalteten Lehrpläne. Es wird argumentiert, dass die Reform in der Oberstufe scheitern könnte, sollte es keine Änderungen bei den Prüfungsanforderungen geben. Während Freie Schulen mehr Spielraum haben, alternative Prüfungsformen wie interdisziplinäre Projekte auszuprobieren, bleibt der Großteil der Schulen auf die traditionellen Prüfungsformate angewiesen.
Forschung und Evaluation
Parallel zur Reform untersucht das Universitetet i Oslo in einem langfristigen Forschungsprojekt die Auswirkungen der Lehrplanerneuerung. Dieses Projekt, das von 2019 bis 2025 läuft, befasst sich mit mehreren thematischen Bereichen. Dazu zählen die Prozessabläufe zur Etablierung des neuen Lehrplanwerks, die Qualität der unterstützenden Ressourcen sowie die Auswirkungen auf die Schulpraxis und das Lernen der Schüler.
Das Projekt ist in vier Arbeitspakete unterteilt, die sich unter anderem mit der Entwicklung des neuen Lehrplans und der Analyse seiner Funktion als Steuerungs- und Arbeitsdokument befassen. Ein wichtiger Punkt ist auch die Betrachtung, wie die Reform die Einstellungen der Lehrer und Schüler zu Wissen und Lernen beeinflusst. Die Schwerpunkte liegen dabei auf tieferem Lernen und interdisziplinären Themen wie Demokratie und Bürgerschaft, nachhaltiger Entwicklung sowie Gesundheitsförderung und Lebensbewältigung.
Die Ergebnisse dieser umfassenden Evaluierung sind nicht nur für die Entscheidungsträger von Bedeutung, sondern bieten auch wertvolle Einblicke für die Schulpraktiken und das Lernen der Schülerinnen und Schüler. Diese Analyse könnte helfen, die im Rahmen der Reform angestrebten Ziele besser zu erreichen und die Qualität der Bildung nachhaltig zu verbessern.
In einem Experiment, das von der Schulbehörde STUK durchgeführt wird, werden in den Fächern Dänisch und Mathematik praktische mündliche Prüfungen getestet. Die Ergebnisse dieses Projektes sollen bis 2026 vorliegen und könnten möglicherweise neue Impulse für die Prüfungsformate geben.
Die Diskussion über die Notwendigkeit, Schüler in relevanten Fähigkeiten zu prüfen, anstatt in wenig aussagekräftigen Prüfungen, ist mittlerweile ein zentraler Punkt in der Bildungsdebatte. Es bleibt abzuwarten, ob die Reform den gewünschten Einfluss auf die Bildungssysteme hat und wie sie sich in der Praxis bewähren wird.