Alarmierende Geschlechtertrennung: Frauen Union warnt vor neuer Gefahr!

Alarmierende Geschlechtertrennung: Frauen Union warnt vor neuer Gefahr!
In Essen sorgt ein Vorschlag zur geschlechtergetrennten Feier des Abiturjahrgangs für aufgeregte Diskussionen. Sarah Kramer, die Vorsitzende der Frauen Union im Ennepe-Ruhr-Kreis, äußert deutliche Bedenken. Sie sieht in der Planung, die Abschlussfeier getrennt für Jungen und Mädchen abzuhalten, eine gefährliche Entwicklung, die religiös motivierte Geschlechtertrennung mit dem Grundgesetz und dem darin verankerten Gleichheitsgrundsatz nicht vereint. „Es ist alarmierend, dass solche Ideen unter Schülern Anklang finden“, so Kramer. Ihr zufolge spiegelt das Vorhaben eine tiefere ideologische Motivation wider, die zunehmend in Schulen Einzug hält.
Kramer bezieht sich auf einen Bericht der WAZ, der die Unterstützung des Abiturjahrgangs durch juristische Fachleute thematisiert. Dies wird von vielen Lehrkräften kritisch gesehen, die sich entschieden haben, nicht an der Feier teilzunehmen. In einer Zeit, in der immer mehr Schüler aufgrund religiöser Überzeugungen Veranstaltungen wie Schwimm- und Sportunterricht boykottieren, befürchtet sie eine schleichende Integration von extremen Ansichten in das Schulsystem.
Religiöse Wurzeln und Geschlechtertrennung
Die Debatte um die Geschlechtertrennung in Schule und Gesellschaft hat tiefere kulturelle und historische Wurzeln. Betrachtet man die großen Religionen, so entstanden diese vor 2.500 bis 1.500 Jahren in patriarchalisch geprägten Gesellschaften, in denen unterschiedliche Rollen für Männer und Frauen festgelegt waren. Diese Traditionen kann man auch in der heutigen Zeit wiederfinden, und viele religiöse Praktiken spiegeln die damaligen gesellschaftlichen Umstände wider. Die Unterscheidung zwischen Mann und Frau wird in vielen Glaubensgemeinschaften oft als gottgegeben angesehen und reguliert das gesellschaftliche Leben auch bis heute, wie ein Artikel von Deutschlandfunk Kultur darstellt.
Im Christentum, Judentum und Islam sind Vorschriften für die Kleidung von Frauen sowie die Trennung von Geschlechtern im Gottesdienst weit verbreitet. In vielen Kirchen, vor allem in ländlicheren Gegenden, trennen Vorhänge die Sitzplätze für Männer und Frauen, während in einigen islamischen Gemeinden zudem separate Räume für unterschiedliche Geschlechter existieren. Solche Praktiken haben das Potenzial, die Gleichstellung der Geschlechter zu untergraben, was auch die kritische Betrachtung der Rolle von Frauen in Religionsgemeinschaften betrifft. Laut einer Untersuchung der Bundeszentrale für politische Bildung sorgen patriarchale Strukturen häufig dafür, dass Frauen in religiösen Angelegenheiten unterrepräsentiert sind.
Ein Aufruf zur Ganzheitlichkeit
Kramer warnt vor den Gefahren, die aus einem wachsenden religiösen Fundamentalismus in Schulen entstehen können. Besonders besorgniserregend sei, dass immer mehr Schülerinnen ihre Kopftücher nur in der Schule tragen, aus Angst vor sozialem Druck seitens religiöser Gruppen. Dies bezeichnet sie als eine Form der Einschüchterung. Die Idee, dass Schulen allein für die Prävention gegen religiös oder politisch motivierte Extreme zuständig sind, hält sie für nicht tragbar. Vielmehr müsse die gesamte Gesellschaft an einem Strang ziehen, um eine inklusive und respektvolle Lernumgebung zu fördern.
Friedrich Heiler nannte die großen Religionen bereits in den 1950er Jahren „Männerreligionen“, die Frauen Unterdrückung und Geringschätzung auf verschiedene Weise auferlegten. Die Behauptung, dass Männer in religiösen Organisationen führend sind, ist nach wie vor eine Realität. In den letzten zwei Jahrzehnten hat das Bewusstsein für die androzentrische Prägung der Religionen zwar zugenommen, jedoch bleibt der Weg zur Gleichstellung der Geschlechter oft steinig. Feministische Theologien und Reformbewegungen sind Impulse, die versuchen, diese Verhältnisse zu ändern und Frauen mehr Teilhabe zu ermöglichen.
Die Debatte um die geschlechtergetrennte Abiturfeier in Essen ist somit nicht nur eine lokale Auseinandersetzung, sondern bündelt tiefere gesellschaftliche Fragen über Gleichheit, Integration und die Rolle der Religionen im modernen Leben. Es bleibt zu hoffen, dass die Stimmen derjenigen, die für eine geschlechtergerechte und inklusive Gesellschaft eintreten, Gehör finden und Veränderungen auf breiter Front bewirken können.