Dringend Wohnraum nötig: Gewerkschaft fordert Neubau-Offensive im Kreis Kleve

Dringend Wohnraum nötig: Gewerkschaft fordert Neubau-Offensive im Kreis Kleve
Im Kreis Kleve wird es deutlich: Wohnen ist ein heißes Eisen. Im Jahr 2024 wurden dort 1231 neue Wohnungen gebaut, darunter 262 Ein- und Zweifamilienhäuser. Insgesamt beliefen sich die Bauwerkskosten auf etwa 155,5 Millionen Euro. Doch die Gewerkschaft IG Bau schlägt Alarm und fordert eine Neubau-Offensive. Der Bedarf an Sozial- und bezahlbarem Wohnraum ist hoch, und das zeigt sich nicht nur in Kleve, sondern bundesweit.
Die Zahlen sind alarmierend. Laut der IG Bau fehlt es in Deutschland an rund 550.000 Wohnungen, wovon allein 35.000 in Berlin vermisst werden. Besonders kritisch ist die Situation bei den Sozialwohnungen, deren Zahl stetig abnimmt. Um den Bedarf zu decken, müssten bis 2030 jährlich mindestens 210.000 neue Sozialwohnungen gebaut werden. Derzeit gibt es gerade einmal etwa 1 Million Sozialwohnungen, eine Zahl, die seit den 90er-Jahren kontinuierlich gesenkt wurde.
Die Herausforderungen beim Wohnungsbau
Die Baugenehmigungen im Kreis Kleve zeigen immerhin leichte Zuwächse: 2024 wurden 249 neue Wohngebäude beantragt, was einem Plus von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Doch das ist nicht genug. Insgesamt wurden 1246 neue Wohnungen beantragt und genehmigt, wobei ein klarer Trend hin zu Mehrfamilienhäusern erkennbar ist – diese Kategorie verzeichnete ein beeindruckendes Plus von 65 Prozent.
Die IG Bau setzt sich dafür ein, die Baukosten deutlich zu senken. Eine Studie des Bauforschungsinstituts ARGE schlug vor, die Baukosten um ein Viertel bis ein Drittel zu reduzieren. Dabei geht es um echte Einsparungen: Weniger überzogene Standards, reduzierte Decken- und Wandstärken sowie der Verzicht auf Tiefgaragenplätze könnten helfen, Wohnraum zu schaffen. Auch beim Lärm- und Klimaschutz muss laut IG Bau überzogene Anforderungen hinterfragt werden.
Der soziale Wohnungsbau in der Krise
Der Zusammenhang zwischen dem mangelnden Wohnraum und dem wirtschaftlichen Umfeld ist nicht zu leugnen. Die Bundesregierung hat bereits Maßnahmen ergriffen, um den Wohnungsbau und die Bauwirtschaft zu stützen, doch es bleibt fraglich, ob dies ausreicht. Die Baukosten und Zinsen sind seit der Ukraine-Krise gestiegen, was den Neubau zusätzlich erschwert. Im vierten Quartal 2024 stiegen die Preisen für den Neubau von Wohngebäuden um rund 3,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Zurzeit wird bundesweit mehr Geld in den sozialen Wohnungsbau investiert, und die Zahl der geförderten Sozialwohnungen stieg 2023 um 21 Prozent auf 49.591. Dennoch bleibt der Gesamtbestand an Sozialmietwohnungen mit rund 1,07 Millionen auf einem abnehmenden Ast.
Matthias Günther, Chef-Ökonom des Pestel-Instituts, bezeichnet die Lage am sozialen Wohnungsmarkt als einen „chronischen Burnout“. Um tatsächlich Abhilfe zu schaffen, sind umfassende politische Maßnahmen gefordert: Zielvereinbarungen, ein bundesweites Sozialwohnungsregister, eine Grundgesetz-Garantie für Neubau-Förderung und eine Reduzierung der Mehrwertsteuer auf 7 Prozent für den Neubau von Sozialwohnungen stehen auf der Liste der Vorschläge.
Die Ampelregierung sieht sich gegenwärtig einem enormen Druck ausgesetzt, handeln zu müssen. Die Schaffung von Wohnungen und die Unterstützung der Baubranche stehen im Mittelpunkt, während die Bevölkerung insbesondere in strukturschwachen Regionen unter Wohnraummangel leidet. Die Menge an bezahlbarem Wohnraum hat nicht nur Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt, sondern auch auf die gesamte Wirtschaft.
Die Zeit drängt. Köln und der angrenzende Kreis Kleve müssen sich der Herausforderung stellen, der Nachfrage nach Wohnraum begegnen und gleichzeitig soziale Standards aufrechterhalten. Nur durch eine kluge Baupolitik kann dem Wohnraummangel nachhaltig entgegengetreten werden.