Rheinfähre Michaela II droht nach 60 Jahren das Aus – Personal fehlt!

Familienbetrieb in NRW gibt Rheinfähre nach 60 Jahren auf. Personalmangel und Konkurrenz durch Straßenverkehr als Gründe.

Familienbetrieb in NRW gibt Rheinfähre nach 60 Jahren auf. Personalmangel und Konkurrenz durch Straßenverkehr als Gründe.
Familienbetrieb in NRW gibt Rheinfähre nach 60 Jahren auf. Personalmangel und Konkurrenz durch Straßenverkehr als Gründe.

Rheinfähre Michaela II droht nach 60 Jahren das Aus – Personal fehlt!

Die Rhein-Fähre „Michaela II“ wird Ende des Jahres ihre letzte Fahrt antreten. Nach fast 60 Jahren, in denen die Familie Schäfer die Fähre betrieben hat, bedeutet dies nicht nur das Ende eines Unternehmens, sondern auch das Aus für eine fast 900-jährige Tradition am Rhein. Hajo Schäfer, der derzeitige Betreiber, ist sichtlich betroffen: „Mein Vater hat permanent Tränen in den Augen“, berichtet er. Die Gründe für die Betriebseinstellung sind ernüchternd: Ein akuter Personalmangel hat dazu geführt, dass zwei von drei Schiffführern das Unternehmen verlassen haben und eine Ersatzsuche bislang ohne Ergebnis blieb. Diese Situation macht es unmöglich, den Betrieb aufrechtzuerhalten, da die übrigen Familienmitglieder, im Alter von 86 und 87 Jahren, nicht mehr unterstützen können.

In den letzten Jahren war der Betrieb ohnehin von verschiedenen Faktoren betroffen. Die Konkurrenz durch eine neu gebaute Autobahnbrücke hat die Fahrgastzahlen seit 23 Jahren gedrückt, und auch die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen. „Corona und der Verlust des Auftrags für die Düsseldorfer Kirmesfähre nach 19 Jahren haben dem Geschäft stark zugesetzt“, so Hajo Schäfer. Auch wenn in letzter Zeit Veranstaltungen den Betrieb finanziell unterstützt haben, bleibt das fundamentale Problem des Personalmangels ungelöst. Die Ausbildung zum Fährmann dauert drei Jahre, und eine sofortige Anstellung von ungelernte Kräften ist nicht möglich.

Schwierige Marktlage und fehlende Nachwuchs

Die Problematik der Personalsuche betrifft nicht nur die Familie Schäfer, sondern ist ein verbreitetes Phänomen unter Fährbetrieben, insbesondere im Norden Deutschlands. Ein Bericht der Süddeutschen zeigt, dass Fährbetreiber im Norden Mühe haben, ausreichend qualifizierte Schiffsführer zu finden. Oftmals gibt es stundenweise Ausfälle an Fährstellen, und die Konkurrenz zahlt höhere Löhne, was die Rekrutierung zusätzlich erschwert. Ähnliche Probleme wurden auch bei der Fährverbindung zwischen Düsseldorf-Kaiserswerth und Meerbusch-Langst festgestellt, die ebenfalls vom Personalmangel bedroht ist und möglicherweise zum 19. Dezember eingestellt werden muss.

Die Situation macht deutlich, dass in der Fährbranche ein dringender Handlungsbedarf besteht. Die Ausbildungssysteme sind oft nicht auf die akuten Anforderungen des Marktes ausgelegt, und viele Fährbetriebe sehen sich gezwungen, internationale Arbeitskräfte zu rekrutieren, um ihren Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Frage, wie die Branche mit dem Fachkräftemangel umgehen kann, bleibt vorerst unbeantwortet.

Ein Abschied mit Wehmut

Für die Familie Schäfer und die vielen treuen Fahrgäste, die die „Michaela II“ genutzt haben, ist die anstehende Betriebseinstellung ein emotionaler Abschied. Neben den Ausflüglern zählen auch Pendler und Schüler zu den Stammkunden, die täglich auf die Fähre angewiesen sind. Besonders bedauerlich ist es, dass nach der letzten Fahrt alle Mehrfahrtenkarten ihre Gültigkeit verlieren, und Eltern nun gezwungen sind, nach Alternativen für den Schulweg ihrer Kinder zu suchen.

Angesichts des großen Zuspruchs aus der Bevölkerung bleibt die Hoffnung, dass vielleicht doch noch eine Lösung gefunden werden kann, bevor es zu spät ist. „Wir danken all unseren Kunden für ihre Treue und die schönen Begegnungen“, betont Hajo Schäfer und weiß, dass sich die Fähre nicht nur umsatztechnisch, sondern auch emotional in den Herzen vieler Menschen eingegraben hat. Der Verlust der Rhein-Fähre ist nicht nur ein wirtschaftlicher Rückschlag, sondern auch das Ende einer Ära an einem der schönsten Flüsse Deutschlands.