Apothekenkrise in Siegen: Immer weniger Standorte, längere Wege!

Die Apothekenlandschaft in Siegen-Wittgenstein verändert sich drastisch: Schließungen, Herausforderungen und Zukunftsausblick.

Die Apothekenlandschaft in Siegen-Wittgenstein verändert sich drastisch: Schließungen, Herausforderungen und Zukunftsausblick.
Die Apothekenlandschaft in Siegen-Wittgenstein verändert sich drastisch: Schließungen, Herausforderungen und Zukunftsausblick.

Apothekenkrise in Siegen: Immer weniger Standorte, längere Wege!

Die Apothekenlandschaft in Deutschland steht auf der Kippe. In der Region um Siegen ist die Situation besonders angespannt. Nach Informationen von Siegener Zeitung haben bereits mehrere Apotheken ihre Türen für immer geschlossen. So sind die Ginsburg-Apotheke in Hilchenbach und die Markt-Apotheke in Geisweid seit dem Frühjahr nicht mehr erreichbar. Zusätzlich gesellt sich die Jung-Stilling-Apotheke in Siegen, die Ende Juli schloss. Als Sahnehäubchen droht nun auch die Kloster-Apotheke in Kaan-Marienborn, am 22. August den Betrieb einzustellen. Die Schließungen hinterlassen nicht nur leere Regale, sondern auch lange Wege zur nächstgelegenen Apotheke, was vor allem ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen erheblich trifft.

Ein besorgniserregender Trend ist erkennbar: Die Zahl der Apotheken in Deutschland sank im ersten Quartal 2023 auf unter 17.000, von etwa 21.600 im Jahr 2000. Apotheken Umschau berichtet, dass nicht nur die Schließungen zunehmen, sondern auch an die 25% der verbleibenden Apotheken akut gefährdet sind, falls keine Reformen durchgeführt werden. Am Ende des Jahres 2023 wird die Anzahl voraussichtlich auf einen neuen Tiefstand von 17.571 Betrieben sinken.

Die Gründe für das Dilemma

Die Ursachen für diese Misere sind vielfältig. Angesichts zunehmender Bürokratie, sinkender Gewinne und eines wachsenden unternehmerischen Risikos wird es den Apotheken immer schwerer gemacht, wirtschaftlich zu überleben. Der Sprecher der Apothekenkammer Westfalen-Lippe, Sebastian Sokolowski, merkt an, dass auch die Politik die Honoraranpassungen versäumt hat, was in der Folge zu einem Verlust sozialer Räume führt. Immerhin erwirtschaften Apotheken 80-90% ihres Umsatzes mit verschreibungspflichtigen Arzneien, deren Vergütung seit 2013 lediglich um 10% gestiegen ist.

In der Tat: Laut Verbandsbüro müssen Apotheken seit Anfang 2023 einen höheren Rabatt auf verschreibungspflichtige Medikamente gewähren und haben zudem den Druck durch gestiegene Kosten zu spüren bekommen. Die Sach- und Personalkosten sind enorm angestiegen, während die Vergütung für Medikamente stagnierte. Die Schließungen nehmen zu, in den ersten sechs Monaten 2025 schlossen 271 Apotheken – und die Tendenz zeigt kein Aufwärtstrend.

Ein Ausblick auf die Zukunft

Angesichts dieser Herausforderungen ist klar: Die Apothekenlandschaft braucht dringend eine Reform. Die ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) fordert eine Erhöhung der Vergütung pro Packung von 8,35 Euro auf 12 Euro und drängt auf eine zügige Umsetzung der Reformen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat zwar bereits Pläne zur Umverteilung der Mittel im Apothekenmarkt angekündigt, aber wie schnell diese umgesetzt werden, bleibt ungewiss.

Inzwischen sind auch alternative Angebote gefragt. Über die Hälfte der Apotheken bietet mittlerweile Medikamentenlieferungen an, um den steigenden Anforderungen der Bevölkerung gerecht zu werden. Allerdings können diese nicht den persönlichen Kontakt ersetzen, den gerade Ältere oftmals benötigen. Ein Nachteil, den weder Botendienste noch digitale Angebote abfangen können. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich die Apothekenlandschaft in Ihrer Region erholen kann.

In jedem Fall bleibt die Empfehlung von Sokolowski, die nächstgelegene Apotheke zu wählen und die eigene Hausapotheke gut zu pflegen. So lässt sich eventuell der eine oder andere Gang zu einer geschlossenen Apotheke vermeiden.