Emotionaler Abschied: Letzter Gottesdienst in Solinger Friedenskirche

Emotionaler Abschied: Letzter Gottesdienst in Solinger Friedenskirche
Am Sonntagmorgen, dem 29. Juni 2025, versammelten sich zahlreiche Gottesdienstbesucher in der Friedenskirche an der Uhlandstraße in Solingen zu einem emotionalen Abschied. Der letzte reguläre Gottesdienst vor der Schließung der Kirche wurde von vielen Teilnehmern als besonders bewegend erlebt. Viele von ihnen sind zwar nicht regelmäßige Gottesdienstbesucher, doch der Anlass brachte sie zurück zu den Wurzeln ihrer Glaubensgemeinschaft, die fast 70 Jahre lang ein fester Bestandteil des Viertels war. Der Abschied von einem vertrauten Ort wie der Friedenskirche, die am 24. Juli 1955 eingeweiht wurde, berührte die Herzen der Anwesenden tief, als Pfarrerin Ailish Eickhorn die Bedeutung des Ortes für die Gemeinde thematisierte und erinnerte, dass in dieser Kirche viele Meilensteine des Lebens gefeiert wurden: Taufe, Konfirmation und Hochzeiten. Viele Gemeindemitglieder, darunter Wolfgang Bauer, äußerten Bedauern, die Kirche ihrer Kindheit hinter sich lassen zu müssen, da sie dort viele wichtige Ereignisse erlebt hatten. Solinger Tageblatt berichtet, dass die Stimmung trotz der Traurigkeit auch von einer gewissen Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit geprägt war.
Bruno Wienert, ebenfalls Teil der Gemeinde, sah die Schließung pragmatisch. Er lenkte den Blick auf die Zukunft und wies darauf hin, dass die Gottesdienste in letzter Zeit oft nur von einer kleinen Gruppe besucht wurden. Er regte an, die Diskussion über Ökumene offener zu führen und erinnerte an die alternativen Kirchen in der Umgebung. Dieser Pragmatismus spiegelt die Entwicklungen wider, die bereits seit einem Beschluss vom Presbyterium im Jahr 2019 angestoßen wurden: Die Gemeinde konzentriert sich künftig auf die Stadtkirche Ohligs an der Wittenbergstraße. Ab Juli 2025 werden alle Gottesdienste und Gruppenaktivitäten dort stattfinden, während die Friedenskirche erstmalig zum 1. Juli außer Dienst genommen wird. Der Beschluss war notwendig geworden, da der Evangelische Kirchenkreis Solingen plant, seinen Gebäudebestand bis 2040 zu halbieren. Solinger Nachrichten hielt fest, dass dieser Wandel auch die Möglichkeiten für Versammlungen von Gruppen betrifft, die künftig im Evangelischen Altenzentrum und der katholischen Liebfrauenkirche untergebracht werden.
Besondere Erinnerungen und eine neue Zukunft
Der letzte Gottesdienst war nicht nur der Abschied von einer Kirche, sondern auch ein Ort des Zusammentreffens, um Erinnerungen zu teilen. Im Anschluss an die Feierlichkeiten wurde Kaffee und Kuchen angeboten, wobei die Gemeindemitglieder die Möglichkeit hatten, ihre schönsten Erinnerungen an die Friedenskirche in einem ausliegenden Erinnerungsbuch festzuhalten. Pfarrerin Eickhorn ermutigte die Anwesenden, Veränderungen mit Gelassenheit zu akzeptieren und verwies darauf, dass die Gemeinschaft nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist. Der Kirchenkreis hält an der Vision fest, dass die Gemeinde an ihrem neuen Standort in der Stadtkirche Ohligs weiterbestehen wird.
Der Musikverein Ohligs, der bisher in der Friedenskirche probte, wird ebenfalls Teil des neuen Gemeindelebens in Ohligs werden. Während des Abschiedsgottesdienstes waren musikalische Beiträge, darunter Werke von Johann Sebastian Bach, das i-Tüpfelchen und sorgten für eine feierliche Atmosphäre bis zum Schluss. Das letzte Abschiedsfest wird zudem mit einem symbolischen Akt gekrönt: Nach einer Genehmigung durch das Landeskirchenamt wird eine Altarbibel aus der Friedenskirche getragen, um den endgültigen Abschied zu markieren, und die gesammelten Erinnerungen der vergangenen 70 Jahre werden in die Zukunft mitgenommen.