Gedenken an über 6500 Zwangsarbeiter: Viersen setzt neues Zeichen

Gedenken an über 6500 Zwangsarbeiter: Viersen setzt neues Zeichen
Am 17. Juni 2025 wurde in Viersen eine Gedenkschwelle enthüllt, die mehr als 6500 Menschen gedenkt, die zwischen 1940 und 1945 in der Region Zwangsarbeit leisten mussten. Diese Zeremonie fand am Stadthaus in Viersen statt, in der Nähe der bekannten „Starken Frau“ von Georg Ettl. Die in Emaile gefertigte Gedenkschwelle, 1,2 Meter breit und umgeben von Basaltsteinen, verweist auf die dunkelste Zeit der Stadtgeschichte und hebt das Leiden vieler hervor. Bürgermeisterin Sabine Anemüller betonte, dass diese Mahnung auf einen Bürgerantrag zurückgehe, der von der Initiative „Niewieder“ und mehreren Heimatvereinen eingereicht wurde.https://lokalklick.eu/2025/06/22/die-wuerde-zurueckgeben/
Die Inschrift der Gedenkschwelle erläutert eindrücklich die Bedingungen, unter denen die Zwangsarbeiter litten: „Zwangsarbeit bei staatlichen Baumaßnahmen, in Industrieunternehmen und Handwerksbetrieben, bei Bauern und in Privathaushalten“. Vielen von ihnen erging es schlecht, und viele starben aufgrund der schlechten Lebensbedingungen, Arbeitsunfälle oder Bombenangriffe. Dies zeigt, wie wichtig es ist, diese Erinnerungen wachzuhalten und der Vergangenheit ins Auge zu sehen.
Die Realität der Zwangsarbeit
Weltweit wurden während des Zweiten Weltkriegs über 12 Millionen Menschen zur Zwangsarbeit gezwungen. Im Deutschen Reich arbeiteten im Sommer 1944 allein sechs Millionen zivile Arbeitskräfte, zusätzlich zu zwei Millionen Kriegsgefangenen und über einer halben Million KZ-Häftlingen. Die Zwangsarbeit war auf verschiedenste Bereiche ausgelegt und stellte einen entscheidenden Teil der Rüstungsproduktion sowie der landwirtschaftlichen Versorgung sicher. Diese brutale Form der Ausbeutung hinterließ nicht nur physische, sondern auch psychische Wunden, die bei vielen ehemaligen Zwangsarbeitern bis heute bestehen. https://www.erinnerungskultur-viersen.de/zwangsarbeit
Besonders betroffen waren Menschen aus den besetzten Gebieten, darunter Polen und die Sowjetunion. Diese Zwangsarbeiter lebten unter extremen Bedingungen, oft in überfüllten Unterkünften und mit unzureichender Verpflegung. Ab 1943 griff die deutsche Industrie vermehrt auf die Arbeitskraft von Häftlingen aus den Konzentrationslagern zurück, die die schlimmsten Lebensbedingungen erlitten. Ihre Arbeit wurde von einem repressiven System überwacht, das Wehrmacht, Polizei und SS umfasste, und Fluchtversuche wurden oft mit brutalen Strafen geahndet.https://www.bpb.de/themen/nationalsozialismus-zweiter-weltkrieg/ns-zwangsarbeit/222627/ueberblick-die-nationalsozialistische-zwangsarbeit/
In Viersen beispielsweise waren mindestens 2.725 Zwangsarbeiter in Fabriken und auf Bauernhöfen beschäftigt. Viele von ihnen starben und wurden auf den lokalen Friedhöfen beigesetzt. Nach dem Ende des Krieges war die Lage für viele Zwangsarbeiter prekär, da sie oft Jahre auf ihre Rückkehr in die Heimat warteten oder in Lagern leben mussten.https://www.erinnerungskultur-viersen.de/zwangsarbeit
Das Andenken an diese Menschen und ihre Leidensgeschichte mahnt uns, die historischen Lektionen nicht zu vergessen. Die Gedenkschwelle in Viersen ist ein wichtiger Schritt in der städtischen Erinnerungskultur, die die Schrecken der Vergangenheit sichtbar macht und als Teil des historischen Gedächtnisses dient.